Rhein-Kreis Neuss. Senior stellte sein Geld und das einer alten Dame in einer Papiertüte auf einen Supermarkt-Parkplatz. Kreispolizei warnt vor neuer Masche.
Dass falsche Polizisten ein Opfer vorschicken, um beim nächsten Geld abzuholen - das hatten echte Polizisten noch nicht erlebt. Nun ist es offenbar geschehen, in Meerbusch. Die Polizei im Rhein-Kreis Neuss warnte an diesem Donnerstag (23. April 2020) vor einer neuen Masche der Betrüger.
Ein Unbekannter hatte sich den Angaben zufolge am Telefon als Polizist ausgegeben und eine Seniorin (85) aus dem Stadtteil Büderich bedrängt, ihr Geld "der Polizei" zu geben, weil es auf der Bank nicht mehr sicher sei. Tatsächlich hob die Frau am vergangenen Dienstag gegen 11 Uhr eine hohe Summe ab und übergab diese in einer alteingesessenen Konditorei in einer leuchtend grünen Tüte an einen älteren Herrn aus Düsseldorf, ebenfalls über 80.
Geld in der Papiertüte neben das Auto gestellt
Der Senior war den Angaben zufolge ebenso von angeblichen Polizisten bedrängt worden, sein Geld "in Sicherheit" zu bringen. Er hatte am Telefon aber noch den Auftrag erhalten, besagte Tüte in Meerbusch abzuholen. Mit seinem Geld und dem der Dame fuhr der Düsseldorfer zu einem Supermarkt, stellte beides in der auffälligen Papiertüte neben seinem BMW ab und ging in den Laden. Als er zurückkam, war die Tüte weg - augenscheinlich abgeholt von den Betrügern.
Dass es sich bei dem Senior um einen Komplizen handelt, schließt die Polizei aus: Der Düsseldorfer selbst wandte sich an die Beamten und erstattete Anzeige, nachdem ihm Zweifel gekommen waren. Später erstattete auch die Dame aus Meerbusch-Büderich Anzeige.
Anrufe kommen häufig aus Callcenter in der Türkei
Mit der "Falsche Polizisten"-Masche erbeuten Betrüger vergleichsweise selten Geld - wenn, dann sind es aber hohe Summen. Eine Statistik des Landeskriminalamtes weist für Nordrhein-Westfalen für diese Masche fürs Jahr 2019 einen Beuteschaden von insgesamt mehr als 13 Millionen Euro aus. Die Summe speist sich aus einigen bekanntgewordenen Hundert Fällen, bei denen die Kriminellen Erfolg hatten.
In der Regel erbeuten die Täter vier- und fünfstellige Beträge, im Einzelfall aber auch mal mehrere Hunderttausend Euro. Hinter den Betrügereien stecken nach Erkenntnissen der Polizei gut organisierte Banden. Die Anrufe kommen häufig aus Callcentern in der Türkei; vor Ort in Deutschland werden dann Abholer losgeschickt.