Essen. Spender sind in Corona-Zeit solidarisch. Bischöfliches Hilfswerk stellt 2,5 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung und zieht Bilanz für 2019.

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat stellt 2,5 Millionen Euro zusätzlich für die Bekämpfung der Corona-Pandemie zur Verfügung. Das gab Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck bekannt. Vor allem in Kolumbien und Venezuela seien angesichts von Flüchtlingselend und fehlender Gesundheitsversorgung die Hilfe dringend nötig. Vielfach müsse die Kirche die Versorgung der Armen mit Grundnahrungsmitteln und medizinischer Hilfe übernehmen, weil staatliche Stellen ausfallen oder gar nicht vorhanden sind, so der Ruhrbischof.

„Ich bin den Bischöfen Lateinamerikas dankbar, dass sie von Beginn der Corona-Krise an schnell gehandelt und – im Gegensatz zu manchem lateinamerikanischen Politiker – deutliche, warnende Worte gefunden haben“, so Franz-Josef Overbeck. Bislang gibt es in Lateinamerika rund 100.000 bestätigte Corona-Fälle, auch Brasilien und Ecuador gehören zu den stark betroffenen Ländern.

In Argentinien werden Kirchen zu Behelfskrankenhäusern

Wegen der unzureichenden Tests dort muss von einer hohen Dunkelziffer und einem starken Anstieg der Fälle in den nächsten Wochen ausgegangen werden, so die Experten des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks, das mit Projektpartnern in allen Bistümern Süd- und Mittelamerikas zusammenarbeiten. „In Argentinien werden derzeit Gotteshäuser mit Betten und medizinischen Geräten ausgestattet, um sie für die eventuell notwendige Aufnahme von Menschen, zum Beispiel aus Altenheimen, vorzubereiten", erläuterte Bischof Overbeck.

Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz stellt fest: „Die arme Bevölkerungsmehrheit in Lateinamerika ist der Corona-Pandemie schutzlos ausgeliefert.“ Gesundheitsvorsorge gebe es nur in den großen Städten - und für Menschen mit dem entsprechenden Geldbeutel. Die strengen Ausgehverbote verminderten das Ansteckungsrisiko für die Menschen nicht, wenn sie dicht gedrängt in Armenvierteln leben - oder auf der Straße.

In ländlichen Regionen Lateinamerikas droht eine Hungersnot

Geschäftsführer Stephan Jentgens warnte zudem vor einer bevorstehenden Hungersnot in ländlichen Regionen des Kontinents als Folge der Corona-Krise. „Adveniat vergisst die ländliche Bevölkerung nicht“, betonte der Adveniat-Geschäftsführer. „ÜberLeben auf dem Land“ laute deshalb das Motto der Adveniat-Weihnachtsaktion 2020.

Wenn es auch gute Nachrichten gibt, dann diese: Die Unterstützer des Hilfswerks halten Adveniat auch in diesen schwierigen Zeiten die Treue – das Spenderecho auf den Frühjahrsrundbrief sei das bislang beste in der Geschichte des Hilfswerks gewesen, so Jentgens, der Ende September seine Arbeit bei Adveniat beendet und als Geschäftsführer zur Caritas des Bistums Aachen wechselt.

Spendenaufkommen konstant, aber Rückgang bei der Weihnachtskollekte

Insgesamt blieb das Spendenaufkommen mit 44 Millionen Euro in 2019 in etwa konstant, den Rückgang von 1,5 Millionen bei der Weihnachtskollekte im vergangenen Jahr haben Einzelspenden und Testamente auffangen können. Adveniat ist vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen in die beste Kategorie eingestuft worden: weniger als zehn Prozent der Spenden werden für Werbung und Verwaltung verausgabt. Mit insgesamt 36,6 Millionen Euro konnte Adveniat 1.931 Projekte in Lateinamerika und der Karibik fördern, weitere 6,3 Millionen gingen in Programmförderung und Begleitung, wird also für Mitarbeiter und Freiwillige der Projektarbeit in Lateinamerika verwendet.

Das Konzept von Adveniat: Die Spendengelder gehen in Projekte und Initiativen, die von vertrauenswürdigen Partnern vor Ort mit langem Atem entwickelt werden – sie wissen am besten, welche Hilfen langfristig Erfolg versprechen. Aber auch sie müssen jetzt oft kurzfristig auf die Corona-Krise und ihre Folgen reagieren.