Krefeld. Mit illegal gefangenen Stieglitzen werden Geschäfte gemacht: Für Männchen werden zwischen 60 und 200 Euro gezahlt, weil sie so schön singen.
Polizisten und Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde haben bei einem 47-jährigen Mann in Krefeld acht illegal gefangene Distelfinken sichergestellt. Die auch Stieglitze genannten Singvögel stehen unter Naturschutz und sollten noch am heutigen Dienstag (21. April 2020) freigelassen werden, teilte die Polizei in Krefeld mit. Dem Mann droht nun ein sattes Bußgeld, nach Informationen der Redaktion ist von 2000 Euro die Rede.
Die Behörden waren auf den 47-Jährigen durch Zeugen aufmerksam geworden, denen weithin gut sichtbare Fangnetze und Käfige auf der Dachterrasse des Mannes in der Krefelder Innenstadt aufgefallen waren. Die acht sichergestellten Vögel hatten offenkundig andere Finken anlocken sollen. Sie waren auf der Terrasse in Lockvogel-Abteilen von speziellen Fangkäfigen untergebracht.
Knallrotes Gesicht, gelbe Flügelfedern
"Der Stieglitz ist der bei Vogelfängern mit Abstand beliebteste Wildvogel", erklärte Alexander Heyd vom Komitee gegen Vogelmord auf Nachfrage der Redaktion. Mit dem knallroten Gesicht und den gelben Federn machen die etwas mehr als spatzengroßen Vögel optisch etwas her. Die Männchen haben einen sehr melodiösen Gesang. Für männliche Tiere werden im Internet-Handel zwischen 60 und 200 Euro verlangt. Der Handel mit Nachzuchten ist erlaubt, der Wildvogelfang ausdrücklich nicht. Hauptumschlagsraum für gefangene Distelfinken ist der Mittelmeerraum.
Der Bestand an Distelfinken geht in mehreren europäischen Ländern massiv zurück, in Deutschland sinkt er seit 1990. Der Verlust von Lebensräumen, Nahrungsknappheit und intensive Landwirtschaft gelten dafür als Faktoren. Im Bereich Nordrhein existieren den Angaben zufolge noch etwa 4200 bis 8000 Brutpaaren. Deutschlandweit ist die Rhein-Ruhr-Region laut Komitee gegen den Vogelmord der Hot-Spot für den Wildvogelfang.