An Rhein und Ruhr. Eine mysteriöse Krankheit rafft deutschlandweit Blaumeisen dahin. Die bisher meisten Fälle wurden laut Naturschutzbund aus NRW gemeldet.

Wie aufgeplustert sehen die kleinen Kerlchen aus, Kopfgefieder und Augen verklebt, ganz apathisch sind die Tiere. "Meist sind die Vögel dann auch sehr schnell tot", erklärt Birgit Königs vom Landesverband des Naturschutzbund (Nabu). Eine mysteriöse Krankheit rafft in diesem Frühjahr Blaumeisen gleich zu Tausenden dahin - gerade auch in Nordrhein-Westfalen.

Nach einem bundesweiten Aufruf wurden dem Nabu die meisten Fälle aus NRW gemeldet - nämlich 1786 mit insgesamt 3391 Vögeln. Deutschlandweit waren bis diesen Dienstagmittag (14. April 2020) 8250 Fälle gemeldet worden. Es geht fast ausschließlich (zu 95%) um verendete Blaumeisen, aber nicht nur. Vereinzelt wurden tote Kohlmeisen, Rotkehlchen oder Spatzen gemeldet.

Bakterielle Infektion als Ursache?

Was genau die Vögel dahinrafft, steht noch nicht fest. Vermutet wird eine für Menschen ungefährliche bakterielle Infektion, die in der Vergangenheit zu Lungenentzündungen bei Meisen in Großbritannien geführt hatte und die nach 2018 in aber bisher nur geringem Ausmaß in Deutschland, konkret im Süden NRWs, aufgetreten war. Eben dort - im Länderdreieck NRW-Hessen-Rheinland-Pfalz liegt jetzt auch der bundesweite Schwerpunkt der Meldungen.

Die genaue Ursache des Blaumeisensterbens wird freilich noch untersucht. Lars Lachmann, Vogelschutz-Experte beim Nabu-Bundesverband, weist deshalb daraufhin, dass alle jetzt gemeldeten Fälle als Verdachtsfälle gelten. Um der Forschung zu helfen, bittet der Nabu weiter um Meldungen.

Vorsicht beim Einsammeln verendeter Vögel

Verendete Vögel könnten zur Untersuchung an an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg oder - nach vorheriger Rücksprache - ans zuständige Kreisveterinäramt geschickt werden. Verendete Vögel sollten aber nicht mit bloßen Händen berührt, sondern durch den Griff mit einer umgestülpten Plastiktüte eingesammelt werden, rät Birgit Königs vom Nabu-Landesverband.

In den vergangenen Jahren hatte bereits das sogenannte Usutu-Virus Amseln in großer Zahl dahingerafft (allerdings im Spätsommer). Mit den Blaumeisen scheint nun einmal mehr eine eigentlich weit verbreitete Vogelart von einer hoch ansteckenden Krankheit heimgesucht zu werden.

Nächste "Stunde der Gartenvögel" steht im Mai an

Bei den regelmäßigen Vogelzählungen des Nabu landeten Blaumeisen in NRW bisher stets unter den Top 4 der meist gesichteten Arten. Die nächste "Stunde der Gartenvögel" steht vom 8. bis 10. Mai an. "Da wird sicher ein besonderes Augenmerk darauf liegen, wie viele Blaumeisen da gesichtet werden", meint Birgit Königs.