An Rhein und Ruhr. Weil die Vögel kaum noch weggeworfenes Essen finden, fürchten Tierschützer, dass Tauben verhungern. Die Kommunen sollen für Abhilfe sorgen.

Angesichts der Corona-Krise fürchten Tierschützer ein großes Taubensterben in deutschen Städten. Nachdem Lokale und Imbissbuden geschlossen haben, fänden die Vögel auf den menschenleeren Straßen kaum noch weggeworfene Essensreste - und damit kaum noch Futter: "Da Tauben sehr standorttreu sind, werden sie verhungern, wenn ihnen nicht bald Nahrung zur Verfügung gestellt wird", warnte Referentin Leonie Weltgen vom Deutschen Tierschutzbund an diesem Mittwoch (25. März 2020). Der in Bonn ansässige Verband appellierte an die Kommunen, für eine artgerechte Fütterung in Form von Mais, Körnern oder Sämereien zu sorgen.

Zudem sollten die Kommunen in der aktuellen Lage eventuelle Verstöße von Personen gegen Fütterungsverbote nicht ahnden - jedenfalls nicht, wenn artgerechtes Futter verwandt wird. "Die Tiere vor dem drohenden Hungertod zu bewahren, muss jetzt oberstes Gebot sein", forderte Weltgen. Aktuell sei Brutsaison. Wenn die Elterntiere kein Futter heranbringen, drohten auch die Jungtiere in den Nestern, elend zu verhungern: "Die Vorfahren der Stadttauben wurden einst vom Menschen gezüchtet – wir tragen also eine besondere Verantwortung für diese Tiere“, mahnte die Artenschutz-Referentin des Tierschutzbundes.

Städte- und Gemeindebund: Kommunen sind "bis zum Anschlag gefordert"

Beim Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen (StGB) zeigt man sich zurückhaltend. Städte und Gemeinden seien derzeit durch die Corona-Pandemie "bis zum Anschlag gefordert": "Ob unter derartigen Ausnahmebedingungen die Versorgung von Tauben zu den drängendsten Aufgaben gehört, muss jede Kommune für sich bewerten", sagte ein Verbandssprecher auf Nachfrage der Redaktion. Städte, die eine Fütterung untersagt haben, hätten dies getan, um die Größe der Taubenpopulation unter Kontrolle zu halten: "Sie tun dies auch in dem Wissen, dass Stadttauben für eine artgerechte Ernährung nicht auf Zufütterung angewiesen sind und nicht verhungern müssen."

Der Tierschutzbund will in den nächsten ausgewählte Städte sowie die kommunalen Spitzenverbände anschreiben. Die Tierschützer setzen sich dafür ein, dass es kontrollierte Futterplätze gibt, und sehen auch schon gute Beispiele in NRW -- etwa in Aachen, wo es bereits seit 1997 ein Taubenprojekt mit nunmehr acht Taubenschlägen und Auffangstationen für kranke Vögel gibt. In Düsseldorf betreuten Stadt und Tierschutzverein sogar neun Taubenschläge. Durch ein vernünftiges Taubenmanagement könne die Population reduziert werden, so eine Sprecherin des Tierschutzbundes. Ein allgemeines Fütterungsverbot hält der Verband für tierschutzwidrig, sofern "kein ausreichendes alternatives Nahrungsangebot besteht".