Im Bergischen Land. Ein Wolfsrüde, der bei Odenthal von einem Wildkadaver gefressen hat, muss laut gen-Spuren aus dem Alpenraum oder Italien stammen.
Wölfe legen mitunter weite Wege zurück. Erstmals ist jetzt in Nordrhein-Westfalen ein Tier aufgetaucht, das anhand von Speichelproben eindeutig der sogenannten "Alpenpopulation" (Italien/Österreich/Schweiz) zugeordnet werden konnte. Der Rüde hatte am 17. Februar in den frühen Morgenstunden bei Odenthal (Rheinisch-Bergischer Kreis) an einem Wildkadaver gefressen, berichtete das Landesumweltamt (Lanuv) an diesem Mittwoch (25. März 2020).
Das männliche Tier war in einem Gebiet unterwegs, von dem vermutet wird, dass sich dort eine Wölfin niedergelassen hat. Die Umweltbehörden haben Teile des Bergischen Landes und des Rhein-Sieg-Kreises als "Wolfsverdachtsgebiet" ausgewiesen. Eine Wölfin mit der wissenschaftlichen Kennung GW1433f wird dort vermutet, den letzten Hinweis auf sie gab es allerdings am 20. November 2019. Dass man Wochen oder Monate nichts von einem Wolf wahrnehme, sei aber nichts Ungewöhnliches, sagte Matthias Kaiser vom Lanuv auf Nachfrage der Redaktion. Man könne daraus nicht unbedingt schließen, dass die Wölfin nicht mehr vor Ort sei.
Wolfsrüde fraß an einem toten Mufflon
Die Wölfin GW1433f wie auch alle anderen Wölfe, die bisher in NRW aufgetaucht waren, gehören zur sogenannten "europäischen Flachlandpopulation" - einer genetischen Linie von Wölfen, die ihren Ursprung in Polen hat. Bei dem Rüden, der am 17. Februar von einem toten Stück Muffelwild gefressen hat, ist das anders: Das Tier, das auch von einer Wildkamera fotografiert wurde, konnte von Wissenschaftlern eindeutig einer genetischen Linie von Tieren aus den Alpen und dem Apennin zugeordnet werden.
Da nördlich der Alpen kein Rudel aus rein dieser Linie bekannt sei, müsse es sich bei dem Rüden um einen Fernwanderer handeln, sagte Lanuv-Experte Kaiser. Der genaue Wanderweg wie auch der weitere Verbleib des Wolfsrüden ist laut Lanuv nicht bekannt. Einzelne Tiere aus der Alpenpopulation waren zuletzt immer wieder mal in Deutschland aufgetaucht -zuletzt war im Januar 2020 in Rheinland-Pfalz bei Mainz ein solcher Wolf von einem Auto erfasst und getötet worden, ebenfalls ein Männchen.