An Rhein und Ruhr. Rechtsextreme wollen die Coronakrise für sich nutzen. Sie verkaufen Waffen zum Selbstschutz und inszenieren sich als Nachbarschaftshelfer.

Kontaktsperren, Hamsterkäufe, Quarantäne: Während die Coronakrise viele Menschen an Rhein und Ruhr stark in ihrem Alltag einschränkt, versuchen Rechtsextremisten die aktuelle Krisensituation für ihre politischen Zwecke auszunutzen und nebenbei noch etwas Geld zu verdienen. So wirbt ein Neonazi-Versand aus Dortmund derzeit mit dem Slogan "Schütz dich in der Corona-Krise". Unter dem Schriftzug werden aber weder Latexhandschuhe noch Atemmasken angeboten, sondern eine Axt, eine Machete, Pfefferspray, eine Steinschleuder und ein Notfallhammer.

Für den Sozialwissenschaftler und Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler ist das keine große Überraschung. Die extreme Rechte nutze solche Krisen, um sich als Ordnungskraft für die Volksgemeinschaft zu inszenieren, sagt Häusler. Man sehne sich regelrecht nach einem Ausnahmezustand und arbeite auf einen solchen hin. Ziel sei eine nationalistische Erhebung, so der Forscher.

Rechtsextreme bieten Nachbarschaftshilfe an

Neben dem Handel mit Waffen versuchen sich Rechtsextreme auch in der Nachbarschaftshilfe. Unter dem Motto "Nationale Solidarität: Einkaufshilfe in der Corona-Krise" oder "Jugend packt an" inszenieren sich rechte Parteien wie die NPD und Die Rechte und ihnen nahestehende Organisationen als gutmütige Helfer. Auf Flugblättern und im Internet werden Einkaufstouren und Botengänge angeboten und die eigenen Kameraden mobilisiert – "Helft älteren Landsleuten".

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Eine bekannte Masche, sagt Sozialwissenschaftler Alexander Häusler. "Rechtsextreme instrumentalisieren die Krise und versuchen, ein positives Licht auf sich zu werfen." Schon bei anderen Krisensituationen wie etwa Überschwemmungen oder Sturmfluten hätten Rechtsextreme so eine Taktik verfolgt. Dabei werde immer wieder versucht, den eigenen rechtsextremen Hintergrund zu tarnen. So auch in den aktuellen Fällen: Auf den ersten Blick scheinen die Hilfeaufrufe unpolitisch, auf Parteinamen oder eindeutige Symbolik wird bewusst verzichtet. Erst beim Blick in das versteckte Impressum der Internetseite oder auf die Unterstützer der Aktion wird deutlich, welche Ideologie hinter dem vermeintlich netten Angebot steckt.