Glücksforscher Kai Ludwigs erklärt, wie sich Zufriedenheit in der Corona-Krise bewahren lässt. Smartphone-Apps spielen dabei eine große Rolle.

Der Frühjahrsbeginn geht normalerweise mit guter Laune und dem blühenden Leben einher. Schwierig wird es allerdings, wenn die Gesellschaft sich im Krisenmodus befindet. Da kann es durchaus schwer fallen, die negativen Gedanken beiseite zu schieben. Doch der Schlüssel zum Glück ist vielseitig. Und das persönliche Wohlbefinden lässt sich auch in einer schwierigen Ausnahmesituation bewahren. Vor allem mit Hilfsmitteln, die das digitale Zeitalter prägen.

Kai Ludwigs, Glücksforscher und studierter Psychologe sowie Wirtschaftswissenschaftler, beschäftigt sich mit App-basierter Forschung im Hinblick auf die menschliche Zufriedenheit. Sein Institut, die Düsseldorfer Happines Research Organisation, forscht im Auftrag von großen Universitäten und Unternehmen, beispielsweise der Lufthansa. Im Interview mit der NRZ erklärt Ludwigs, welch unterstützende Funktion digitale Medien für das mentale Wohlbefinden in der gegenwärtigen Corona-Krise haben können.

Können Sie den Begriff des Glücks definieren?

Unser Institut stützt sich sehr auf die Definition der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Ihr zufolge bedeutet Glück subjektives Wohlbefinden, das auf drei Säulen steht. Die erste Säule ist die affektive Balance, heißt man soll möglichst viele positive Emotionen und möglichst wenige negative haben. Nummer zwei ist die Lebensevaluation, also die Reflexion, wie zufrieden man mit einzelnen Dingen und dem Leben allgemein ist. Die dritte Säule nennt sich Eudaimonie. Das ist ein Konstrukt von Aristoteles und es geht darum, dass man den Eindruck behält, man führt ein sinnvolles Leben und dazu auch sein Potenzial nutzt.

Wie lässt sich das persönliche Glück mithilfe digitaler Hilfsmittel in der Corona-Krisenzeit bewahren?

Das Handy rückt als Kommunikationsmittel gerade sehr in den Vordergrund. Es werden mehr Nachrichten geschrieben und Anrufe getätigt, auch per Video beispielsweise. Das freut die Leute, besonders die älteren Altersgruppen. Ich erkenne das am Beispiel meiner Eltern. Ansonsten kann ich auch jedem, der dafür die Zeit hat, das sogenannte mood tracking empfehlen. Dadurch lässt sich gut nachvollziehen, mit welchen Dingen im Leben man gerade zufrieden oder unzufrieden ist. So eine verlangsamte Zeit, in der wir alle jetzt stecken, eignet sich meiner Meinung nach durchaus dafür, um mal eine persönliche Statusaufnahme zu machen.

Was bedeutet mood tracking?

Der Begriff geht einher mit Apps für das Smartphone, die es einem zum Beispiel ermöglichen, in Tagebuchform seine Emotionen einzutragen oder die mehrfach am Tag nach dem Wohlbefinden fragen und dann im Nachhein eine Analyse daraus erstellen. Dabei geht es immer darum, dass der Nutzer ein Bewusstsein dafür entwickelt, was ihn glücklich macht und auf Basis dessen beispielsweise Gewohnheiten ändert oder beibehält. Die mood tracking-Apps helfen dabei, den Alltag zu optimieren, um daraufhin hoffentlich ein Stück weit zufriedener im Leben zu werden.

Steht das neuartige Virus dem Glück der Menschen im Wege?

Es sind vielmehr zwei andere Punkte, die in den Augen der Menschen gegenwärtig durch das Coronavirus bedroht sind. Das sind einmal die Gesundheit und die finanzielle Sicherheit. Das sind zwei sehr wichtige Faktoren, um die im Moment wegen der herrschenden Unsicherheit stark gebangt wird. Sicherlich wirkt sich das eher negativ auf das Glücksgefühl aus. Meiner Meinung nach steht das Virus dem Glück nicht im Wege, aber es hilft ihm natürlich auch nicht auf die Sprünge.

Können Sie unseren Lesern einen positiven Appell mit auf den Weg geben?

Ich glaube, dass es momentan das Beste ist, durchaus vorsichtig zu sein, jedoch keine Angst zu haben. Vielleicht mag das ein wenig pathetisch klingen, aber das sist auch genau das, was wir uns selbst gerade innerhalb der Familie und auch der Firma vornehmen.