An Rhein und Ruhr. Das Coronavirus ist für viele Anrufer bei der Telefonseelsorge am Niederrhein und im Ruhrgebiet ein Thema. Die Zahl der Anrufe steigt an.

Kann ich noch vor die Tür gehen? Wann bekomme ich meine Familie wieder zu sehen? Was kann ich tun, wenn meine Therapie nun ausgesetzt wird? Diese Fragen beschäftigen derzeit die Menschen an Rhein und Ruhr. Das Coronavirus und der Umgang mit der jetzigen ungewohnten Situation ist ein Schwerpunktthema bei den Telefonseelsorgen am Niederrhein und im Ruhrgebiet.

40 Prozent der Gespräche drehen sich um die Krankheit und die Konsequenzen, erläutert Karin Hante, stellvertretende Leiterin der Telefonseelsorge in Wesel, die für den Niederrhein und das Westmünsterland zuständig ist. Diese Zahl bestätigt eine Mitarbeiterin der Telefonseelsorge Essen. Auch bei der Telefonseelsorge in Duisburg, die zudem für Oberhausen und Mülheim zuständig ist, dreht sich ein Großteil der Anrufe um das Thema.

Telefonseelsorge ist keine Gesundheitsberatung

Die Menschen beschäftigen ganz banale Fragen wie die, ob ein Friseurbesuch noch möglich ist, aber auch Unsicherheit und Sorge vor dem, was noch kommt. Andere wiederum wollen wissen, wie sie eine mögliche Infektion erkennen können. Eine Gesundheitsberatung kann die Telefonseelsorge zwar nicht leisten, aber für weitergehende Infos haben die Mitarbeiter bereits ein Informationsblatt mit wichtigen Telefonnummern und Behörden neben den Telefonen liegen.

Vor allem für Menschen, die psychische Probleme haben, sei es eine zusätzlich beängstigende Situation. "Es ist ganz wichtig, dass wir keine Panik schüren", sagt Olaf Meier, Leiter der Telefonseelsorge, im Gespräch mit dieser Redaktion.

Zahl der Anrufe ist gestiegen

Alle Telefonseelsorgen bestätigen, dass die Zahl der Anrufe gestiegen ist. In Duisburg kommen üblicherweise 30 bis 40 Anrufe rein, Anfang der Woche waren es schon 50. "Und die Zahl wird weiter steigen", ist sich Meier sicher. Allein in Essen gingen seit Monatsanfang bereits 1000 Anrufe ein, sagt eine Mitarbeiterin. Sie stellt fest, dass die Anrufe länger dauern, rund eine halbe Stunde. Aber auch die Beratungen per E-Mail und in manchen Städten per Chat steigt stark an. Vor allem jüngere Menschen schreiben eher, als dass sie zum Telefon greifen.

Ihre Dienstpläne bekommen die Telefonseelsorgen derzeit noch voll besetzt. "Ich finde das ganz toll", sagt Olaf Meier. Er hatte seinen 120 Mitarbeitern angeboten, zuhause zu bleiben, wenn sie das möchten. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter beträgt 60 Jahre. Einige machen davon Gebrauch, andere haben umso mehr ihre Hilfe angeboten, so dass die Telefonseelsorge 24 Stunden besetzt sein kann. Für Menschen, die Hilfe oder Gespräche suchen, ist das enorm wichtig. "Distanz ist eine Chance, um in Kontakt zu bleiben", sagt Meier.

Auch wenn die ehrenamtlichen Telefonisten allein in Beratungszimmern sitzen und damit den Sicherheitsabstand mehr als ausreichend einhalten, wird stark auf die Hygiene geachtet. So werden die Telefone regelmäßig desinfiziert.

Die Telefonseelsorgen sind erreichbar unter 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222. Der Anruf ist gebührenfrei, anonym und respektvoll.