An Rhein und Ruhr. Für die Luftfahrtbranche wird es ein Sommer ohne Höhenflüge. Weniger Flieger steuern von Deutschland aus Urlaubsziele an, sagt das DLR.

Das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) mit Sitz in Köln sagt weniger Urlaubsflüge ab Deutschland voraus. „Der Ferienflieger-Markt 2020 ist größtenteils von Stagnation und Schrumpfung geprägt“, stellte DLR-Experte Dr. Peter Berster an diesem Montag (2. März 2020) fest. Die große Unbekannte bleibt die weitere Ausbreitung des Corona-Virus. Für den Sommer könne man keine zuverlässigen Angaben machen, heißt es. Schon jetzt gebe es sehr deutliche Rückgänge bei den Verbindungen nach China.

Bei Reiseveranstaltern brummt das Geschäft - wie passt das?

Große Reiseanbieter aus der Rhein-Ruhr-Region blicken optimistisch aufs Jahr. Alltours aus Düsseldorf verzeichnet im laufenden Winter und für den Sommer hohe zweistellige Zuwachsraten. Im Geschäftsjahr 2019/2020 werde man erstmals über zwei Millionen Gäste in den Urlaub schicken, hat Inhaber Willi Verhuven angekündigt. Gerade bei Fernreisen vermeldet Alltours ein dickes Plus. Und die Türkei sei „zu alter Stärke zurückgekehrt“.

Schauinsland-Reisen aus Duisburg hatte im Herbst vermeldet, dass man „stark wie nie in den Sommer 2020“ starte und verweist mit Blick Fernziele beispielhaft darauf, dass es den im Winter ab München aufgelegten Vollcharter nach Punta Cana auch im Sommer geben werde.

Zur DLR-Prognose scheint das auf den ersten Blick nicht recht zu passen. Experte Berster verweist darauf, dass die Prognose nur Flüge betrachtet (und keine Passagierzahlen). Auf Nachfrage erklärt er zudem: Zwar gingen die Fernflüge in die Karibik zurück, einzelne Länder indes legten weiter zu (z. B. Mexiko). Überdies baue Eurowings die Langstrecke aus, Und Flüge nach Nordamerika legen laut Prognose zu. Mit Blick auf die Türkei erklärte Berster, dass Flüge dorthin im Sommer 2020 zwar gegenüber dem Vorjahr zurückgehen, ihre Zahl aber immer noch über dem Niveau früherer Jahre liege.. (dum)

Der Rundblick: Das DLR geht in seiner Prognose von rund einem Prozent Rückgang bei touristischen Flügen ab Deutschland aus (Luftverkehr insgesamt: - 2,5%). Besonders deutlich fällt der Rückgang bei Flügen in die Karibik aus - 15,6%. Auch Italien verliert (-5,9%), ebenso die Türkei (-4,1%), ein leichtes Minus gibt es für Nordafrika (-0,7%). Spanien gewinnt leicht (+0,4%), die Schwarzmeerziele Bulgarien und Rumänien legen deutlich zu (+4,5%), gegen den Trend auch Nordamerika (+6%). Das größte Plus wird für Griechenland erwartet (+7%).

Lieblingsziel: Palma de Mallorca

Klar festzustellen ist: Die Lust am Fliegen ist den Deutschen nicht vergangen, keineswegs, geflogen werde dürfte auch im Sommer 2020 viel. Das DLR hat für seine Analyse vorliegende Flugpläne für den Referenzmonat Juli ausgewertet und kommt auf deutschlandweit 86.784 Starts. Die meisten Flieger gehen nach Spanien, Italien oder in die Türkei. Am häufigsten aus Deutschland angesteuert wird Palma de Mallorca. Von 23 deutschen Flughäfen aus gibt es Verbindungen dorthin, allein ab Düsseldorf werden im Juli rund 500 Flüge nach Palma angeboten.

„Es gibt immer wieder Flugziele, die wachsen oder die schwächeln“, sagte Luftverkehrsexperte Berster auf Nachfrage der Redaktion. Politische oder wirtschaftliche Unsicherheiten könnten eine Rolle spielen, ebenso Naturkatastrophen. Auch der Abbau von Überkapazitäten könne eine Rolle spielen, wenn Flugverbindungen reduziert werden. Umgekehrt könnten günstige Preise dazu führen, dass es nmehr Verbindungen gibt. Insgesamt werden von Deutschland aus rund 100 Länder angeflogen. Weggefallen sind Direktflüge nach Malaysia und Turkmenistan, hinzugekommen dafür Verbindungen nach Slowenien

Fast alle Flughäfen müssen Federn lassen

Lufthansa und Eurowings dominieren bei den deutschen Fluggesellschaften, es folgen mit Abstand Ryanair, Easyjet, Condor und TUIFly. So ziemlich alle Flughäfen müssen in der DLR-Prognose Federn lassen. Frankfurt als größter Airport ist mit 22.251 erwarteten Starts noch ziemlich stabil (-0,4%), ebenso München mit einem Rückgang von 0,2% auf 17.911 Starts. Für Düsseldorf wird im Juli ein Rückgang von 7% auf 9201 Starts erwartet.

Die weiteren NRW-Airports: Köln/Bonn 4260 Starts (-6,1%), Münster/Osnabrück 490 Starts (-1,2%), Weeze 373 Starts (-4,4%) und Paderborn 292 Starts (-14,4%). Lediglich Dortmund wird ein Plus vorhergesagt, noch dazu ein sattes von 10,9% auf 914 Starts.