Münster. Der Insektenrückgang besorgt Naturschützer. Er betrifft keineswegs nur die Kulturlandschaft, sondern auch die Wälder.
14 und bis zu 19 Grad an diesem Wochenende, Frühling im Februar - was macht das mit der Insektenwelt? „Die ersten Zitronenfalter oder auch Wildbienen dürften schon unterwegs sein“, erklärt Birgit Königs vom Naturschutzbund (Nabu) im Gespräch mit der Redaktion. Die große Frage sei, ob sie schon genügend zu fressen zu finden: „Ich denke, das wird nicht reichen.“Grundsätzlich seien milde und feuchte Winde nicht gut für Insekten: „Schimmelpilzbefall kann ihnen sehr stark zusetzen.“
An der Universität in Münster hatte der Nabu in NRW zusammen mit dem Institut für Landschaftsökologie an diesem Samstag (15. Januar 2020) zur 3. Insekten-Fachtagung geladen. Das große Thema vor rund 150 Gästen war die Situation in den Wäldern. Einer Studie der Technischen Universität München zufolge ist die Insektenmasse dort allein in den Jahren 2008 bis 2016 um 41% und die Artenvielfalt um 36% zurückgegangen. Der Insektenrückgang betrifft also keineswegs nur die Kulturlandschaft.
Viele Käferarten in Naturwaldzellen
Freilich: Es gibt auch gute Nachrichten. Der Landesbetrieb Wald und Holz hat in den letzten Jahren 23 Naturwaldzellen untersuchen lassen und ist auf 2500 Käferarten gestoßen (zum Beispiel verschiedene Totholzkäfer. Diese, teilweise um die 20 Hektar kleinen, unbewirtschafteten Wälder aber „sind unsere Perlen“, wie Michael Elmer vom Landesbetrieb berichtete. Jenseits dieser Zellen dürfte die Lage allerdings deutlich anders aussehen.
Der Nabu regt ein Insektenschutzprogramm für den Wald an, die Lage sei kritisch. Pestizide müssten aus den Forsten verbannt, 10% der Wälder ganz aus der Forstnutzung genommen und ganz grundsätzlich wieder mehr lichtere, strukturreiche Wälder entwickelt werden: „Nur so gewährleisten wir eine hohe Vielfalt an potenziellen Lebensräumen für Insekten“, meinte Nabu-Landeschefin Heide Naderer. Es sei notwendig, den Wald „ein Stück weit sich selbst zurückzugeben“.
Dürre, Stürme und Borkenkäfer haben Wäldern zugesetzt
Zumindest was den Staatswald in NRW betrifft, sind laut Elmers bereits etwas mehr als zehn Prozent des Waldes bereits aus der wirtschaftlichen Nutzung. Zudem habe man in den letzten Jahren etwa 15.000 Einzelbäume markiert und stehengelassen, weil sie zum Beispiel wegen ihrer Baumhöhlen wichtig für die Insekten- und Vogelwelt seien.
Der weitaus größte der Teil der Forsten in NRW ist in Privat-Besitz. Die privaten Eigner seien bereit, künftig stärker auf Mischwälder zu setzen, sagte Eberhard von Wrede vom Waldbauernverband – eine Lehre aus den vergangenen beiden Jahren, in denen Dürre, Stürme und Borkenkäfer den Forsten zugesetzt haben. Von Wrede erinnerte daran, dass das vom Land mit allen Akteuren vereinbarte neue Waldbaukonzept ja auch auf Mischwälder setze.