Köln. Ein 36-Jähriger soll als Mitglied einer Bande Opfer zwischen 65 und 90 Jahren um Bargeld gebracht haben. Das Muster war immer ähnlich.
Mit einer perfiden Masche und mithilfe von Hintermännern in der Türkei soll Ayhan E. Senioren in Erkrath, Köln, Leverkusen, Aachen, Bonn und Bergisch-Gladbach im September und Oktober 2018 um ihr Vermögen gebracht haben.
Seit Dienstag muss sich der 36-Jährige wegen Betruges als Mitglied einer Bande vor der 9. Großen Strafkammer des Landgerichts Köln verantworten. Im weißen Sweatshirt mit der Aufschrift „HUGO“ erscheint er vor Gericht. Zur Sache äußerte sich der angeklagte Deutsch-Türke Ayhan E. an diesem Dienstag nicht. Ihm wird zur Last gelegt, sich zwischen dem 16. September und dem 25. Oktober 2018 in sechs Fällen am Telefon als falscher Polizist ausgegeben und so seine Opfer um Bargeld gebracht zu haben. Die Opfer waren zwischen 65 und 90 Jahre alt. Der Schaden soll insgesamt rund 200.000 Euro betragen. In den einzelnen Fällen ging es um jeweils um Summen zwischen 22.000 und 100.000 Euro.
Lügengeschichten: Einbrecher auf der Flucht - Opfer sollen Geld abheben
Das Muster war immer ähnlich: Das Telefon klingelt. Am Apparat gibt ein Mann – mal nennt er sich Wagner, mal Nowak – vor, von der Kriminalpolizei zu sein. Dann tischt er die Lügengeschichten auf: Zwei rumänische oder bulgarische Einbrecher seien von der Polizei festgenommen worden, ein weiterer sei noch auf der Flucht. Bei einem der Festgenommenen sei ein Zettel mit dem Namen des Angerufenen gefunden worden. Es bestehe der Verdacht, dass Geld transferiert werden sollte, weshalb das Opfer sein Geld von dem Konten abheben soll.
Um den Betrug nicht aufliegen zu lassen, lässt sich der Täter bei einem weiteren Anruf die Seriennummern der Geldscheine nennen, um dann zu behaupten, dass es sich um Falschgeld handele. Um Fingerabdrücke auf den Scheinen zu sichern, bittet der falsche Polizist sein Opfer, den Lockvogel zu spielen und das Geld in einem Mülleimer am Park, hinter einen Stromkasten oder auf dem Reifen eines geparkten Autos immer in der Nähe des Wohnortes zu legen. Im Fall einer 80-jährigen Erkratherin ging sie zur Bank und holte in drei Etappen insgesamt 100.000 Euro von ihren Konten ab.
Betrüger bedienen sich auch der Notrufnummer 110
Ist das Geld erst einmal deponiert, wird die Abholung und die Übergabe organisiert. Dabei soll es laut Anklage eine s trikte Aufgabenteilung geben. Hintermänner in der Türkei werden informiert, dass das Geld abgeholt werden kann. Die informieren über eine eigens für diesen Botengang eingerichtete Telefonnummer den Boten, der das Geld an dem vereinbarten Ort abholt. Am jeweils nächsten Tag soll der Bote dem Angeklagten schließlich das Geld übergeben haben.
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Die falschen Polizisten locken ihre Opfer dabei nicht nur durch geschickte Gesprächsführung in die Irre, sondern bedienen sich häufig auch der Notrufnummern 110. Sie raten ihren Opfern sogar zum Teil, die 110 zurückzurufen. Doch das Telefonat wird dann nur vermeintlich unterbrochen, die Opfer werden umgeleitet, so dass sie das Gefühl haben, mit der echten Polizei zu reden. Zudem spielen die falschen Polizisten ihren Opfern Tonmitschnitte vor, auf denen angeblich die Absicht zu Geldtransfers zu hören sein soll.