Krefeld. Hexe, Jäger oder Matrose: In der Fabrik Heeder wurden am Wochenende wieder Kostüme aus dem Fundus des Theaters Krefeld-Mönchengladbach verkauft.
Kimonos hängen neben Jäger-Hüten, Vintagekleider neben Waldelfenkostümen, lange goldene Mäntel neben pinken Blazern samt Pagen-Hut: Hunderte Menschen sind am Samstag in die Krefelder Fabrik Heeder gekommen, um sich beim großen Kostümverkauf für Karneval, Mottopartys oder Halloween einzudecken. Über 20 Ständer hängen hier voll mit außergewöhnlichen Stücken. Das Besondere: Alle Kostüme, Accessoires und Kleidungsstücke stammen aus dem Fundus des Theaters Krefeld-Mönchengladbach, wurden also in den vergangenen Spielzeiten schon mal auf der Bühne getragen. Sehr viele davon sind handgefertigt und einzigartig.
So wie das Kostüm der Waldelfe, das mit 120 Euro zugleich auch das teuerste Stück bei diesem Verkauf ist, oder die Heidehasen, die mit 110 Euro zu Buche schlagen. „Es gibt aber auch sehr viele günstige Sachen, los geht es schon ab 50 Cent für einige Accessoires“, erzählt Christiana Hennig, die den Fundus verwaltet und in den vergangenen Wochen alles aussortiert, beschriftet und bepreist hat. An allen Stücken hängen nun Zettel mit den Maßen, dem Preis und wer es in welcher Aufführung getragen hat. Hennig gefällt am besten alles, was glänzt. Wie die silbrig-grauen Anzüge aus der Operette „Frau Luna“. Davon, legt sie sich fest, werden am Nachmittag keine mehr da sein.
Die meisten Sachen gehen schon in der ersten Stunde weg
Auch die tiefroten, glitzernden Hummerkostüme aus „Maskerade“ und die Hexenkostüme aus der Kinderoper „Rusalka“ bleiben nicht lange auf der Stange. „Die meisten Sachen gehen schon innerhalb der ersten Stunde weg, die Menschen stehen schon lange vorher an“, weiß Hennig. Anja Raubinger hatte Glück: Sie hat zusammen mit zehn anderen Personen einen früheren Eintritt gewonnen und kann so vor dem großen Andrang schon in Ruhe stöbern.
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Sie ist für die ganze Familie auf der Suche nach ausgefallenen Kostümen für den Straßenkarneval. „Meine Tochter möchte gerne als Fee gehen, dafür habe ich hier schon etwas gesehen“, sagt die Krefelderin. „Das macht echt Spaß und ist wie ein kurzer Abstecher in eine andere Welt.“ Sie selbst will ein opulentes Meerjungfrauenkostüm anprobieren, muss aber feststellen: „Viel zu lang und zu eng.“ Trotzdem geht die Krefelderin später mit zwei großen Tüten nach Hause.
Hasenohren, Wikingerhelme und blutgetränkte Hemden
Alisa Otto, die mit einer Freundin gekommen ist, hat es vor allem auf die vielen Accessoires abgesehen. „Die Hasenohren nehme ich auf jeden Fall mit, genauso wie den Wikingerhelm und den Chauffeur-Hut“, erzählt die Duisburgerin. Auch die Kimonomäntel, die die Schauspieler in dem Stück „Das Land des Lächelns trugen, haben es ihr angetan. Anprobieren will Otto die Sachen aber nicht und das ist kein Wunder: Die drei verfügbaren Umkleidekabinen sind vollkommen überbelegt. „Macht aber nicht. Ich war schon ein paar Mal bei den Kostümverkäufen und habe immer etwas gefunden, was im Karneval dann super aussah.“
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Und auch wer schon an Halloween denkt, findet in der Fabrik reichlich Auswahl: Vor allem die (kunst-)blutdurchtränkten weißen Kleider finden viele Abnehmer. Sie wurden vor einigen Jahren für die Aufführung „Le Villi“ gebraucht. „Sehr viele Sachen eignen sich gut, um sie in größeren Gruppen zu tragen“, meint Hennig. Nicht alle sind aber wirklich straßentauglich, die riesiggroßen Clown-Schuhe beispielsweise oder die überdimensionalen Hühnerkrallen aus einer Märcheninszenierung. „Die kann man leider nur verkehrt herum tragen, obwohl Schuhe eingearbeitet sind“, erzählt Hennig.
Immer noch genügend Kostüme auf Vorrat
Leer ist der Kostümfundus des Theaters auch nach diesem Tag nicht: „Wir haben das grob überschlagen und jetzt immer noch etwa 45.000 Stücke in zwei Kellerräumen der Fabrik“, erzählt Hennig. Darunter seien auch einige aus den 1920er und 1950er-Jahren. Ab und zu sei es aber aus Platzgründen nötig, Kostüme, die nicht mehr gebraucht werden, auszusortieren. Der Verkauf findet deswegen alle ein bis zwei Jahre abwechselnd in Krefeld und Mönchengladbach statt. Der Erlös – zwischen 7000 und 8000 Euro waren es im vergangenen Jahr – geht wieder in neue Stoffe und Kostüme für die Schauspieler, Tänzer und Sänger am Theater.
Regelmäßig ruft das Theater auch zu Kleidungsspenden auf. „Wir haben mal für ‘Lohengrin’ nach Brautkleidern gesucht und wurden nahezu überflutet von Spenden“, erzählt Pressesprecherin Sabine Mund. Da seien außergewöhnliche Brautkleider vorbeigebracht worden. „Nicht jeder kann ja ins Theater gehen und dann möglicherweise sein eigenes Brautkleid auf der Bühne sehen.“