Köln/An Rhein und Ruhr. Kunden achten beim Süßigkeitenkauf mehr auf ihre Gesundheit. Dahin geht auch der Trend bei der Kölner Süßwarenmesse. Verpackungen sind Thema.
Weniger Fett, weniger Salz, weniger Zucker, dafür vegan, bio und glutenfrei: Immer mehr Kunden setzen auch bei Schokolade, Chips und Gummibärchen auf natürliche und gesündere Produkte. Mittlerweile machen diese Knabbereien ein Viertel des gesamten Umsatzes aus, sagt der Handelsverband Deutschland. Ein Trend, der auch auf der Internationalen Süßwarenmesse „ISM Cologne“ zu sehen ist, wo sich ab morgen 1750 Aussteller aus 76 Ländern einem Fachpublikum präsentieren. „Diese Entwicklung setzt sich weiter fort mit immer neuen Geschmacksvariationen und Inhaltsstoffen“, erklärt Sprecherin Peggy Krause.
Da sind beispielsweise die Kichererbsenchips, die 50 Prozent weniger Fett und pflanzliche Proteine versprechen. Oder der kunststofffreie Kaugummi, der sowohl zucker- als auch glutenfrei ist. Oder die dreieckige Pizzaschokolade ohne Konservierungs- und Farbstoffe. Das Emmericher Unternehmen Katjes, das auf der Messe ebenfalls neue Produkte vorstellt, setzt seit 2016 nur noch auf vegetarische Süßigkeiten – und bietet auch sojafreie und vegane Schokolade an. „Statt Kuhmilch nutzen wir Hafermilch“, erklärt Unternehmenssprecherin Gloria Blumhofer.
Von den Kunden gäbe es dazu viele positive Rückmeldungen. Neben diesem Trend gibt es auf der Messe auch viel Kurioses. Die belgische Schokolade, die mit grünen Ameisen angereichert ist, ist wohl nur etwas für besonders Experimentierfreudige. Auch die Fruchtgummimischung (Foto), die in Form von Würmern, Fledermäusen und Knochen an eine Prüfung im Dschungelcamp erinnert, ist eher etwas fürs Auge als für den Gaumen.
Nachhaltigkeit ist bei allen Herstellern Thema
Bei aller Freude am Schlemmen hat auch das Thema Nachhaltigkeit die weltgrößte Süßwarenmesse erreicht. Die Süßwarenindustrie gilt als eine der verpackungsintensivsten überhaupt, besonders viele Produkte werden in Plastik eingeschweißt einzeln verpackt. „Nachhaltigkeit ist dieses Jahr einer der Schwerpunkte“, so Krause. Viele Hersteller würden derzeit an neuen Lösungen arbeiten. Weniger Beschichtungen, mehr Papierverpackungen und Etiketten aus Graspapier seien Beispiele dafür.
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„In den vergangenen Jahren wurden bereits 25 Prozent weniger Verpackungen verwendet“, sagt Krause. Es müsse aber immer auch die Haltbarkeit und Funktionalität beachtet werden. „Das ist eine Gratwanderung zwischen Frische, Geschmack und dem Wunsch nach Nachhaltigkeit“, meint die Sprecherin. Bonbons beispielsweise würden in Papierverpackungen verkleben, Schokolade weiß anlaufen. „Die Qualität soll natürlich beibehalten werden“, erklärt Krause.
Greenpeace fordert Umdenken
Auch bei diesem Thema, so erklärt Katjes-Sprecherin Blumhofer, wolle das Unternehmen Vorreiter sein. Katjes habe sich vorgenommen, bis 2022 zehn Prozent weniger Abfall als noch 2017 entsorgen zu müssen. Gemeinsam mit seinen Lieferanten habe Katjes den Verbrauch von Stretchfolie, mit der Lieferungen umwickelt werden, seit 2013 um 50 Prozent senken können. „Außerdem sind unsere Kartons seit 2019 aus zu 100 Prozent recycelten Materialien“, erklärt Blumhofer.
Umweltschützern reichen diese ersten Ansätze in der Süßwarenindustrie nicht. Sie forderten vor dem Start der Messe in Köln einen „Systemwechsel“. „Der Umbruch muss jetzt stattfinden“, so die Verpackungsreferentin bei Greenpeace, Viola Wohlgemuth. Es gebe einen Interessenkonflikt, denn: „Die Industrie will verpacken. Verpackung ermöglicht mehr Werbung.“
Einführung von kompostierbaren Verpackungen
Wohlgemuth hält die Einführung von kompostierbaren Verpackungen oder mehr Möglichkeiten zum unverpackten Einkaufen für sinnvoll. „Es muss Rechtssicherheit geschaffen werden, damit unverpacktes Einkaufen einfacher wird“, meint die Referentin. Bislang stelle die sogenannte Beweislast, mit der Händler ihre ausreichenden Hygienestandards für unverpacktes Verkaufen nachweisen müssen, ein großes bürokratisches Hindernis dar.
Für Verbraucher spielt es laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Nielsen mittlerweile eine Rolle, wie Waren verpackt sind: 71 Prozent der Befragten aus 11.000 Haushalten gaben an, beim Einkaufen darauf zu achten, dass möglichst wenig Verpackung auf dem Band liegt - das sind zehn Prozentpunkte mehr als noch vor drei Jahren.