An Rhein und Ruhr. Abfrage bei Supermärkten und Discountern: Fast 90% des Eigenmarken-Fleisches stammt laut Greenpeace von Tieren aus fragwürdiger Haltung.

Billigfleisch aus fragwürdiger Haltung bestimmt laut Greenpeace das Eigenmarken-Angebot der großen deutschen Supermärkte und Discounter. 88% des angebotenen Fleisches stammt laut einer Abfrage der Umweltorganisation von Tieren, die lediglich nach gesetzlichen Mindeststandards gehalten wurden oder unwesentlich besser. An diesem Samstag (25. Januar 2020) sprachen Greenpeace-Aktivisten in 53 Städten bundesweit Einzelhandelskunden an und verteilten Flyer.

In Nordrhein-Westfalen gab es Aktionen in Essen, Bochum, Dortmund, Aachen, Bielefeld, Köln, Münster und Wuppertal. Greenpeace hatte zuvor die Ketten Aldi-Nord und -Süd sowie Lidl, Kaufland, Edeka, Netto, Rewe, Penny und Real schriftlich abgefragt. Das Ergebnis war den Angaben zufolge, dass fast 90% des verkauften Frischfleisches den Kategorien 1 und 2 des vom Handel freiwillig eingeführten, vierstufigen Haltungslabels entsprechen, also „Stallhaltung“ und „Stallhaltung plus“.

„Alle Supermärkte enttäuschen“

Alle Supermärkte enttäuschen laut Greenpeace. Kaufland schneidet dabei noch am besten ab; Real hat die Kennzeichnung den Angaben zufolge gar nicht eingeführt. Greenpeace stuft die beiden unteren Kategorien des Haltungslabels als tierschutzwidrig ein und beklagt klima- und umweltschädliche Massentierhaltung. In der Stufe 1 etwa stehe einem 110-Kilo-Schwein nur 0,75 qm Platz zu, in Stufe zwei sei es „ein DIN/A 4-Blatt mehr“, sagte Landwirtschaftsexpertin Stephanie Töwe auf Nachfrage der Redaktion.

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Die Preisunterschiede für Verbraucher sind deutlich: So kosteten 500 Gramm Schweineschnitzel von Tieren der Haltungsstufe 1 bei einem Discounter zuletzt 2,59 Euro, 500 Gramm Schweineschnitzel der Haltungsform 4 hingegen („Premium“) Programm Neuland kosten 5,98 Euro. Subventionen und der verbilligte Mehrwertsteuersatz für Fleisch sorgten für ein Zerrbild. Folgekosten für Klima und Umwelt würden durch die 2,59 Euro beim Discounter in keiner Weise abgebildet, klagte Töwe.

Nur eine Kette legt sich beim Termin fest

Nur Lidl hat bei der Greenpeace-Abfrage mit konkreten Zeitangaben angekündigt, Fleisch der Haltungsform 1 künftig aus dem Sortiment zu nehmen, konkret: Schweinefleisch bis 2022, Rindfleisch bis 2025. Rewe, Aldi und Penny haben dies den Angaben zufolge auch angekündigt, aber ohne sich auf einen Termin festzulegen. Bei Geflügel böten alle Händler jetzt schon fast zu 100% nur die Stufe 2, teilweise die Stufe 3 an.

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Greenpeace würdigt das freiwillige Label des Handels ausdrücklich: „Solange es keine gesetzlich verpflichtende Fleischbezeichnung gibt, ist es ein guter und wichtiger Schritt des Handels, um mehr Transparenz beim Fleischeinkauf herzustellen.“ Allerdings bemängeln die Umweltschützer Kennzeichnungslücken bei Frischetheken einzelner Ketten. Sie fordern, auch verarbeitetes Fleisch - etwa bei Convenience-Produkten - müsse gekennzeichnet werden ebenso Frischfleisch von Fremdmarken.

Rückmeldungen auch direkt vom Verbraucher

Die Umweltschützer wollen bei dem Thema am Ball bleiben und sich nicht auf die schriftlichen Antworten des Handels verlassen. Ehrenamtliche Helfer würden in den nächsten Wochen insbesondere das Schweinefleisch-Angebot in den Märkten bundesweit in Augenschein nehmen: „Wir wollen zum Beispiel, wissen, ist Fleisch aus den besseren Haltungsformen 3 und 4 überhaupt flächendeckend verfügbar oder gibt es das vielleicht nur in zahlungskräftigeren Stadtteilen?“, sagte Töwe. Man setze auch auf Rückmeldungen direkt von Verbrauchern. Dazu werde es ein Online-Formular auf der Greenpeace-Homepage geben.