An Rhein und Ruhr. Über 70 Kliniken in ganz Deutschland bieten Kuren für das Müttergenesungswerk an. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wer sich überfordert oder gestresst fühlt, gesundheitliche Einschränkungen wie Schlafstörungen oder Rückenschmerzen hat, sollte über eine Kur nachdenken. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Mutter- und Vater-Kind-Kuren und zu Kuren für pflegende Angehörige im Überblick.

Wer hat Anspruch auf eine Kur?

Wer eine Kur beantragen möchte, muss sich in einer Situation befinden, in der es zu Mehrfachbelastungen kommt. Das kann der Spagat zwischen Kindererziehung, Haushalt und Beruf sein oder auch die Pflege für ein chronisch krankes Kind. Solche Situationen können zu Belastungen und im Zweifel zu Krankheiten führen. Eine Kur soll dem vorbeugen. Kurgäste klagen nach Angaben des Müttergenesungswerkes beispielsweise häufig über Erschöpfungszustände, Schlafstörungen, Rücken- oder Kopfschmerzen. Zu den Belastungen, die Mütter und Väter nennen, gehören ständiger Zeitdruck, berufliche Belastungen, Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Erziehungsschwierigkeiten und mangelnde Anerkennung, vor allem bei Müttern.

Was passiert in einer solchen Mutter- oder Vater-Kind-Kur?

Es gibt Sportangebote, Entspannungsübungen, Tipps für den Alltag oder auch Gruppengespräche. Der Therapieplan wird individuell auf die Personen und ihre Erkrankungen und Belastungen abgestimmt. Es gibt auch Kurkliniken mit besonderen Schwerpunktangeboten wie z.B. für Mütter nach einer Krebstherapie. In der Regel dauert eine Kur drei Wochen.

Wie und wo kann ich eine Kur beantragen?

Anne Schilling vom Müttergenesungswerk empfiehlt, sich zunächst bei den Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas, Arbeiterwohlfahrt, Diakonie, dem Deutschen Roten Kreuz oder Frauenhilfevereinen beraten zu lassen. Auf der Internetseite muettergenesungswerk.de können Interessierte eine Beratungsstelle in ihrer Umgebung suchen. Sind die Voraussetzungen für eine Kur gegeben, muss der Arzt die medizinische Notwendigkeit per Attest bestätigen. Dann muss der Kurantrag für die Krankenkasse ausgefüllt werden – am besten mit dem Berater der Wohlfahrtsverbände. Wer zunächst wissen möchte, ob er reif für eine Kur ist, kann auf der Internetseite muettergenesungswerk.de einen Online-Kur-Test machen.

Kann ich bestimmen, in welche Klinik ich komme? Kann ich mir den Zeitpunkt aussuchen?

Jeder hat ein gesetzlich festgelegtes Wunsch- und Wahlrecht, erklärt eine Sprecherin des Müttergenesungswerks. Die Krankenkassen wiederum müssen diese Wünsche berücksichtigen. Wichtig sei daher eine Begründung der Wünsche und auch des Zeitraumes, denn als Kriterien für die Klinikauswahl gelten unter anderem die angebotenen Therapieformen oder die Bedingungen der Kinderbetreuung.

Wie viele Klinik gibt es und wo befinden sie sich?

Derzeit gibt es 73 Kliniken, die vom Müttergenesungswerk anerkannt und gemeinnützig sind. Sie befinden sich in ganz Deutschland. Wer nicht so weit reisen möchte: In der Nähe gibt es zum Beispiel das Marianne van den Bosch-Haus in Goch am Niederrhein oder das Haus WaldQuelle in Wegberg bei Erkelenz. Auch im Sauerland werden an Mutter- bzw. Vater-Kind-Kuren angeboten.

Muss ich für eine Mutter- oder Vater-Kind-Kur Urlaub nehmen?

Nein. „Bei einer Kurmaßnahme nach §§ 24 und 41 SGB V dürfen keine Urlaubstage angerechnet werden (§ 10 Bundesurlaubsgesetz) und es besteht ein Anspruch auf Entgeltfortzahlung (§33 u.9 Entgeltfortzahlungsgesetz)“, erläutert die MGW-Sprecherin.

Was kann ich tun, wenn meine Krankenkasse meinen Antrag ablehnt?

Widerspruch einlegen. Die meisten Widersprüche haben Erfolg. Im Jahr 2018 sind elf Prozent der Anträge abgelehnt worden, in 68 Prozent ist Widerspruch eingelegt worden, davon waren 70 Prozent erfolgreich. Die Beratungsstelle unterstützt bei einem Widerspruch.

Was passiert, wenn ich mir eine Kur nicht leisten kann?

Das Müttergenesungswerk unterstützt finanziell bedürftige Mütter mit Spenden, um die notwendige Kur zu ermöglichen.

Darf ich öfter in Kur fahren?

Ja, wenn die medizinischen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Eine solche Vorsorge oder Reha-Maßnahme kann in der Regel alle vier Jahre gewährt werden.

Kann ich auch ohne mein Kind in Kur fahren?

Ja, es gibt zum Beispiel reine Mütter- und Väter-Kuren. Meist sind die Teilnehmer hier etwas älter, statt zwischen 26 und 45 Jahren wie in einer Mutter-Kind-Kur sind die Frauen in der Mütter-Kur eher zwischen 36 und 55 Jahre alt. Eine reine Kur für Mütter oder Väter bietet die Chance, sich ganz und gar auf die eigene Gesundheit zu fokussieren. Auch hier sind die Beratungsstellen Ansprechpartner, wenn es zum Beispiel um die Versorgung der daheimbleibenden Kinder geht.

Was kann ich tun, wenn ich Familienangehörige pflege?

Frauen und Männer, die Angehörige pflegen, können ebenfalls einen Kurantrag stellen. Seit dem Pflegeneuausrichtungsgesetz hätten Frauen und Männer den Anspruch, eine solche Kur im Muttergenesungswerk nutzen zu können. Eine Statistik, wie viele pflegende Angehörige eine Kur nutzen oder beantragen gebe es bislang nicht. Dennoch glaubt MGW-Geschäftsführerin Anne Schilling: „Es gibt immer mehr Frauen, die pflegen und eine solche Kur brauchen.“ In Mutter-Kind-Kliniken gebe es einen Anteil über zehn Prozent von Müttern, die auch Angehörige pflegen. Die Kliniken versuchten, ihr Angebot auszubauen, meint Schilling. Das Problem: Es gebe noch zu wenig Information und die Pflegenden hätten häufig ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihre Angehörigen alleine lassen müssen. Aber auch hier gibt es Hilfe, die Beratungsstellen unterstützen bei dieser Frage. Es gibt auch die Möglichkeit, Angehörige mit in die Kur zu nehmen und dort in einer Kurzzeitpflege unterzubringen. Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass das eher nachteilig für die Pflegenden sei, weil sie sich auch in der Kur doch sehr um die Angehörigen kümmerten.

Box: Müttergenesungswerk wünscht sich die finanzielle Basis

- MGW-Geschäftsführerin Anne Schilling fordert eine Gesetzesinitiative, die die Vor- und Nachsorge der Kur regelt. Das bedeutet: Es gibt keine öffentliche Finanzierung, die Arbeit von den Beratungsstellen wird durch Spenden finanziert. Nicht nur vor, sondern auch nach der Kur bekommen die Mütter und Väter Hilfe. Es gibt Gesprächsangebote, eine Art Kur-Café, in dem Themen aus dem Mütter-Alltag aufgegriffen werden. Pro Mutter beraten Beratungsstellen rund drei bis fünf Stunden. „Man sieht daran, dass der Bedarf da ist“, sagt Schilling.