Kreis Borken. Großer Betrug statt großer Liebe: Ein 54-Jähriger aus dem Münsterland überwies einen fünfstelligen Betrag auf russische Konten.
Eine vermeintliche Internet-Romanze kommt einen 54-jährigen Mann aus dem Kreis Borken teuer zu stehen. Auf Bitten und Drängen seiner Chatpartnerin überwies der Mann im Verlaufe eines halben Jahres insgesamt vier Mal Geld auf russische Konten. Dann dämmerte ihm, dass es sich eben nicht um die große Liebe handelte, sondern: um einen schamlosen Betrug.
Insgesamt hat der 54-Jährige einen „unteren bis mittleren fünfstelligen Eurobetrag“ verloren, berichtete ein Sprecher der Kreispolizei an diesem Dienstag (21. Januar 2020). Den Beamten liegen die Chat-Protokolle der Internet-Beziehung vor. Aus ihnen geht hervor, dass die angebliche Russin den Mann mit schwülstigen Liebesschwüren und geschickten Komplimenten zunächst in eine emotionale Abhängigkeit brachte – um ihn dann zu den Überweisungen zu bewegen.
Angebliche Ausweisdaten übermittelt
Mal brauchte die Mutter der Chatpartnerin angeblich dringend medizinische Hilfe, dann ging es um eine Festnahme und eine Sicherheitsleistung und schließlich um Kosten für die Flugreise der Frau nach Deutschland, die dann nicht stattgefunden hat. Als vermeintliche Sicherheit übermittelte die Chatpartnerin ihre angeblichen Ausweisdaten. „Die Täter bei solchen Betrügereien sind hochprofessionell, gehen psychologisch sehr geschickt vor“, sagte der Polizeisprecher.
„Scamming“ nennt man solche Betrügereien im Polizei-Neudeutsch; und weil es um geweckte Liebesgefühle geht – „Love-Scamming“ oder „Romance-Scamming“. Fälle gibt es quer durch die Republik. Im Dezember zum Beispiel überwies eine Frau, Mitte 30, aus dem hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg über 10.000 Euro an einen vermeintlich heiratswilligen Mann im Ausland. Mindestens zwei solcher Fälle von Liebesbetrügereien im Internet gab es im vergangenen Jahr auch in Essen im Ruhrgebiet. In Duisburg überwies ein Mann in einem solchen Fall 1000 Euro.
LKA-Sprecher: „Das Geld ist weg“
Beim nordrhein-westfälischen Landeskriminalamt (LKA) ist das Phänomen wohlbekannt. Dort geht man von einer erheblichen Dunkelziffer aus. „Es wird Betroffene geben, die sich aus Scham nicht melden“, sagte ein LKA-Sprecher. Er rät dringend dazu, seriöse Portale zu nutzen, wenn man die große Liebe denn im Internet sucht. Spätestens wenn es um Überweisungen an Fremde gehe, noch dazu ins Ausland, müsse Schluss sein: „Das Geld ist weg.“