Als „Wohnpaar auf Zeit“ leben Studenten günstig in freien Zimmern bei Senioren und helfen im Haushalt. Bei Käte Bartels (80) klappt das gut.

Wenn Sabine Töller (22) und Käte Bartels (80) zusammen sitzen, sieht es aus, als säßen dort Oma und Enkelin. Tatsächlich kennen die beiden sich aber erst seit gut einem Monat – und wohnen zusammen. Sie sind ein sogenanntes „Wohnpaar auf Zeit“. Das Konzept: Senioren, die ein Zimmer übrig haben, lassen darin einen Studenten wohnen. Doch anstatt Miete zu zahlen, hilft der jüngere Mitbewohner bei kleineren Tätigkeiten im Haushalt.

Eine erfahrene Wohnraumanbieterin

„Ich hab immer ganz interessante Leutchen da“, erzählt Käte Bartels über ihre Mitbewohnerinnen, von denen Sabine bereits die dritte ist. Sie ist das, was man eine „erfahrene Wohnraumanbieterin“ nennt. Angefangen hat alles vor gut zwei Jahren. Damals hatte eine Bekannte sie angesprochen, die für ihre Enkelin eine kurzzeitige Wohnmöglichkeit in Düsseldorf suchte, weil diese ein Praktikum in der Landeshauptstadt machte.

Auf sie folgte im vergangenen Jahr die erste Studentin über das Projekt „Wohnpaar auf Zeit“, das vom Wohnungsamt der Stadt Düsseldorf organisiert wird. Psychologie-Studentin Sarah blieb ein Weilchen, ist aber mittlerweile verheiratet und ausgewandert. Nun könnte sie eigentlich wieder ein bisschen allein wohnen, dachte Käte Bartels, „aber dann sagte meine Tochter: Mama, das geht ja mal gar nicht.“

Das Wichtigste sind Toleranz und Vertrauen

Denn Käte Bartels ist ein offener Mensch. Allerdings hat sie Probleme mit dem Rücken und braucht jemanden für gelegentliche „Handreichungen“. Das Projekt „Wohnpaar auf Zeit“ kommt ihr deshalb entgegen. Allerdings, gibt sie zu bedenken, sei diese Art zu wohnen nicht für jeden geeignet: „Man muss tolerant sein“, sagt die Vermieterin. „Sie teilen zwar nicht das Bett, aber alles andere.“ Und ebenso wichtig: Vertrauen – und zwar von beiden Seiten.

Sabine Töller räumt die Spülmaschine in der Wohnung von Seniorin Käte Bartels in Düsseldorf ein. Das ist eine ihrer Aufgaben als Mitbewohnerin von Seniorin Käte Bartels im Projekt „Wohnpaar auf Zeit“.
Sabine Töller räumt die Spülmaschine in der Wohnung von Seniorin Käte Bartels in Düsseldorf ein. Das ist eine ihrer Aufgaben als Mitbewohnerin von Seniorin Käte Bartels im Projekt „Wohnpaar auf Zeit“. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

So wie Käte Bartels ist auch Sabine Töller wie geschaffen für diese Wohnform: „Ich bin generell ein sehr aufgeschlossener Mensch“, erzählt sie, vor allem aber helfe sie gern anderen. „Irgendwie ging es mir auch darum.“

Zu Sabines Aufgaben im Haushalt gehört es zum Beispiel, die Spülmaschine ein- und auszuräumen, den Müll raus oder die Einkäufe in die Wohnung zu bringen. Auch kümmert sie sich um die Terrasse, fegt sie und sorgt für die Pflanzen dort. Rund 12 Stunden sollten das im Monat sein, dafür darf sie ein gut 12 Quadratmeter großes Zimmer bewohnen.

„Wir leben beide eigenständig nebeneinander her“

Ursprünglich stammt die 22-Jährige aus Gerolstein in der Eifel, war nach dem Abitur ein Jahr als Au-Pair in Irland und hat nun angefangen das Fach „Soziale Arbeit“ in Düsseldorf zu studieren. „Ich find das immer toll, wenn jemand schon draußen war“, verrät Käte Bartels. Sie selbst hatte in ihrer Jugend eine Zeit in Frankreich und England gelebt.

Neben ihrer geschäftlichen Beziehung passen Käte Bartels und Sabine Töller auch privat gut zusammen. Schon jetzt verbindet sie ein freundschaftliches Verhältnis, obwohl sie sich erst kurz kennen. „Dienstags sitzen wir immer lange beim Frühstück und jeder erzählt von sich“, beschreibt die Vermieterin. Allerdings sei es ihr auch wichtig, dass jeder sein eigenes Leben führt. Nach wie vor trifft sie sich mit ihren Freundinnen und geht zwei Mal in der Woche zur Sitzgymnastik. „So schlimm geht es mir ja nicht, ich kann halt nur nicht lange laufen“, betont sie.

„Wir leben beide eigenständig nebeneinander her“, bestätigt Sabine. „Jeder hat seinen Rückzugsort. Wenn ich will, kann ich Gespräche haben, wenn nicht dann nicht.“ „Das ist das wichtigste“, ergänzt ihre Vermieterin, „jeder kann machen was er will.“