An Rhein und Ruhr. Neben Trümmerbeseitigung und Wohnungsnot prägten auch Hoffnung und Aufbruchstimmung das Weihnachtsfest im Jahr 1949. Ein Rückblick.

Ein halbes Jahr jung war die Bundesrepublik Deutschland an diesem Weihnachtsfest 1949. Aufbruchstimmung, Hoffnungen, Wiedersehen – das alles prägte Deutschland vor 70 Jahren. Aber auch: Trümmerbeseitigung, Wohnungsnot, 1,5 Millionen arbeitslose Menschen in der BRD. Und doch wünschten sich die Menschen an Rhein und Ruhr ein schönes Weihnachtsfest. „Der Wunschzettel der deutschen Bevölkerung ist allerdings noch immer viel zu lang für den schmal gewordenen Geldbeutel“, schreibt der Duisburger Generalanzeiger. Dabei begann das Radioprogramm des NWDR am Heiligen Abend mit „Ratschlägen fürs Haus: Freude – auch an kleinen Dingen“. Weihnachten 1949 - ein (Rück-)Blick in die Zeitungen von damals.

Szene vor einer Fleischerei in Berlin um 1949.
Szene vor einer Fleischerei in Berlin um 1949. © ullstein bild | akg

Noch immer, mehr als vier Jahre nach dem Kriegsende, warteten Frauen und Kinder auf ihre Männer und Väter. Viele einstige Kriegsgefangenen sahen 1949 ihre Familien endlich wieder. Am 24. Dezember brachte ein Zug um 15.21 Uhr einige Heimkehrer nach Essen. Einen Tag zuvor begrüßte der damalige Oberbürgermeister Dr. Hans Toussaint 22 Männer, die aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrten. „Hunderte Erwartungsvoller säumten den Bahnsteig 4“, berichtete die NRZ in der Heiligabend-Ausgabe.

Hoffnung auf bessere Zeiten

Einer damaligen Emnid-Umfrage zufolge war für die Menschen die Gründung der BRD das wichtigste Ereignis des Jahres. Diese Entwicklung gab vielen Grund zur Hoffnung auf bessere Zeiten. Das bedeuten auch die Politiker in ihren Weihnachtsgrüßen. August Seeling, der damalige Oberbürgermeister Duisburgs, schrieb in seinem Weihnachtsgruß: „Unser liebes Duisburg in festlichem Lichterglanz, viele Trümmer beseitigt, vieles wieder aufgebaut, die Werke vor dem Gespenst der Demontage bewahrt, die Menschen froh bewegt und voller Hoffnung auf eine Entwicklung zum Frieden.“

Der Landrat Hugo-Josef Simecek, wünschte den Bürgern des Kreises Moers im Duisburger Generalanzeiger: „Möge das Jahr 1950 den inneren und äußeren Frieden und den von allen Bedrängten gewünschten sozialen Ausgleich bringen.“ In Duisburg schritt die Räumung von Schuttmassen auf Straßen und Plätzen voran. Der Generalanzeiger berichtet am 19. Dezember 1949, dass 1,7 Millionen Kubikmeter von insgesamt 6,6 Millionen beseitigt worden seien. Kosten dafür: 986.000 Mark. Die Sparkasse machte wieder einen Willen zum Sparen aus: Im Jahr 1949 stieg die Zahl der Konten von 7000 auf 85.000, die Einlagen stiegen auf 17 Millionen Mark.

Praktische Geschenke und Textilien

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Geschenke, Lebensmittel oder Blumen: Die Bundesbahn hatte jede Menge zu tun, der „Expressgutverkehr“ erreichte 1949 einen neuen Höhepunkt. Wurden im Bezirk der Reichsbahndirektion Essen im Jahr 1938 21 Millionen Kilo Expressgut versandt, kamen 1949 noch einmal 50 Prozent dazu. In Emmerich kamen Sendungen voller Rosen, Orchideen und Nelken aus dem niederländischen Aalsmeer an, um sie den Blumengeschäften in Mülheim, Düsseldorf oder Oberhausen zu verkaufen. In Duisburg fertigten die Gepäckarbeiter Tannenbäume, Hasenbraten aus Ungarn und der Tschechoslowakei und Geschenkpakete ab.

Was aber steckte in den Geschenkpaketen? Ein Geschäftsführer eines großen Kaufhauses in Essen beobachtet eine Hinwendung zu praktischen Geschenken und Textilien. Strümpfe, Damen- und Herrenunterwäsche und Handschuhe führten die Verkaufslisten an. Erst danach folgen Spielzeug, Gebäck, Süßigkeiten und Spirituosen.