Am Niederrhein. Die Grünen in NRW sehen im ländlichen Raum viel Potenzial für Start-ups und regen den Aufbau von „Gründungsschmieden“ an.
Die Grünen in Nordrhein-Westfalen wollen die Start-up-Kultur im ländlichen Raum beflügeln. „Da liegt noch viel ungenutztes Potenzial“, ist der Landtagsabgeordnete Matthi Bolte-Richter überzeugt. Er und mehrere Politiker seiner Partei regen in einem Papier den Aufbau von „Gründungsschmieden“ an, drängen auf intensive Förderung von Start-ups auf dem Land und fordern ein Umdenken bei Wirtschaftsförderern vor Ort.
„Die Diskussion über Start-ups und Start-up-Kultur ist bisher von Großstädten dominiert, auch Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart legt offenkundig einen Fokus auf die Städte“ bedauerte Bolte-Richter, Fraktionssprecher für Digitalisierung, gegenüber der Redaktion (26. November 2019). Das Autorenpapier „Ländliche Räume haben Zukunft“ hat er mit Dagmar Hanses, Jan-Niclas Gesenhues, Simon Rock und Michael Basten verfasst, die auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene in der grünen Partei aktiv sind. Das Papier wollen die Autoren als Debattenanstoß verstanden wissen.
Grünen-Politiker verweist auf sehr gute Initiativen am Niederrhein
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Mit u. a. günstigen Mieten, einem gesunden Lebens- und Arbeitsumfeld sowie den dezentralen Fachhochschulstandorten zur Gewinnung von Fachkräften sei der ländliche Raum attraktiv für Firmengründer, betonen Bolte-Richter und seine Mitstreiter. An die Fachhochschulen angedockte „Gründungsschmieden“ könnten Potenziale bei Studierenden wecken. Örtliche Unternehmen wie auch die Hochschulen könnten Büros wie Labore bereitstellen.
Wirtschaftsförderer im ländlichen Raum sollten nicht nur in flächenzehrenden, neuen Gewerbegebieten denken, sondern „Orte der Inspiration und Begegnung für die Kreativen und Innovativen“ schaffen – insbesondere sogenannte Coworking-Flächen (also: Gemeinschaftsarbeitsplätze, -büros), gerne auch mobil. Gerade am Niederrhein sieht Bolte-Richter hier schon einige „sehr gute“ Initiativen – etwa Beispiel Startport Duisburg, Gewächshaus Viersen, NextMG und Co21. Diese seien aber lokal begrenzt und könnten seiner Meinung nach durch stärkere Vernetzung untereinander noch gewinnen.
Kreativität aus dem Leben zwischen Dorf, Landschaft und Tradition
Ausgeweitet werden müsse die öffentliche Förderung von Start-ups – zum Beispiel über einen Ausbau der Gründerstipendien und ein Darlehensprogramm als Anschlussfinanzierung. Die von der NRW-Bank kofinanzierten Seed-Fonds seien nicht überall in NRW verfügbar. Start-ups schafften hochqualifizierte Arbeitsplätze auch im ländlichen Raum, von der Start-up-Kultur profitiere die Stadt- und Gemeinschaftsentwicklung. „Wir brauchen Strategien, die auf die Gründerinnen und Gründer angepasst sind, die aus dem Leben zwischen Dorf, weiten Landschaften und Tradition ihre Kreativität ziehen und Lösungen entwickeln“, meint Matti Bolte-Richter.