Am Niederrhein. Vom Niederrhein zur Demo in die Bundeshauptstadt: Junglandwirtin Anne Dicks und Thomas Genfeld fahren mit dem Trecker zum Protest nach Berlin.
Eine Fahrt nach Berlin - die kann schon ziemlich schlauchen, wenn man die Autobahn - konkret: die A 2 - nimmt. Die Junglandwirte Anne Dicks und Thomas Genfeld jedoch sind vom Niederrhein mit ihren Treckern unterwegs auf Land- und Bundesstraßen. Höchstgeschwindigkeit: Tempo 50. „Wir rechnen mit über 20 Stunden“, sagt die 26-jährige, ehemalige rheinische Kartoffelkönigin der Saison 2017/2028.
Dicks, die aus Weeze im Kreis Kleve stammt, und Genfeld sind am Sonntagabend gegen 23 Uhr in Waldniel im Kreis Viersen gestartet. Sie gehören zu den Landwirten, die mit Treckern bis nach Berlin durchfahren, um dort am Dienstag (26. November 2019) an der großen Protestkundgebung der Bewegung „Land schafft Verbindung“ teilzunehmen. Als der Anruf der Redaktion Anne Dicks erreicht, ist die Junglandwirtin bei bereits bei Helmstedt, ganz kurz vor Sachsen-Anhalt.
Angenehmer als Hetze auf der Autobahn
Und, wie läufts? „Na ja, man sieht viel...“, schmunzelt Dicks. Ganz am Anfang waren sie noch allein mit den beiden Treckern unterwegs gewesen, da habe man 50 km/h fahren können. Jetzt im Konvoi - mit teilweise 40 Fahrzeugen - sind nur 35 bis 40 km/h drin. Die Landschaft sei bisher noch ganz abwechslungsreich gewesen, jetzt werde es eher monoton, bedauert Dicks. Die Treckerfahrt müsse man sich aber angenehmer vorstellen als die Hetze auf der Autobahn mit Tempo 150: „Das hier, das ist durchaus entschleunigend.“
660 Kilometer gilt es von Schwalmtal bis Berlin hinter sich zu bringen. In Bad Belzig, gut 80 Kilometer vor den Toren der Hauptstadt, ist für Dicks und Genfeld heute Schluss. Der Rest folgt morgen. Anne Dicks hat auf ihrem Trecker, einem 160 PS-starken Fendt-Schlepper, mit Marcus Fritzen noch einen Freund an ihrer Seite, mit dem sie sich alle paar Stunden abwechselt. Thomas Genfeld fährt mit seinem Trecker hinterher, die ganze Strecke durch - freilich mit Pausen.
Die bisher weiteste Fahrt mit dem Trecker
Für Anne Dicks, die sich mit Genfeld bei den Rheinischen Bauern engagiert, ist die bisher weiteste Treckerfahrt, unterstützt von einem Sponsor. Allerdings: Es ist nicht unbedingt die längste Zeit auf dem Trecker: „In der Erntezeit sind wir auch von morgens ganz früh bis nachts um zwei oder drei Uhr auf dem Bock.“
Was der jungen Landwirtin ganz wichtig ist: Den Ritt nach Berlin nehme man ja nicht aus Jux und Dollerei auf sich. Die 26-jährige Anne macht sich Sorgen um die Zukunft. Immer neue Auflagen, keine Genehmigungen für neue Ställe: „Wie soll das weitergehen, wie soll meine Generation den Betrieb einmal übergeben?“ Der Hof in Weeze sei in fünfter Generation in Familienhand. Als „toll“ empfindet Anne Dicks bei Aktionen wie dieser den Zusammenhalt im Berufsstand: „Es tut gut, den zu spüren.“
Zurück geht es mit der Bahn
Trotzdem, allmählich freut sich Dicks auf Bad Belzig. Fürs erste reicht es dann mit Treckerfahren. „So langsam wird man müde“, sagt Anne Dicks. In Bad Belzig soll gegrillt werden, später wird in Schlafsäcken in einer Reithalle geschlafen. Am Dienstag geht es gleich nach der Demo zurück – allerdings per Bahn, mit einem Sonderzug. Die Trecker werden per Tieflader gebracht, der Sponsor macht es möglich.