An Rhein und Ruhr. Sein Bier selber in der Küche brauen – das machen immer mehr Leute. Heimbrauen liegt im Trend. Denn Brauen ist relativ einfach und nicht teuer.

„Das Brauen solider Biere ist nicht schwerer als Kuchenbacken.“ Das sagt einer, der es wissen muss. Biersommelier Ferdinand Laudage gibt regelmäßig Braukurse für Anfänger und ist Autor mehrerer Bücher zum Thema Heimbrauerei – zuletzt erschien von ihm im Oktober ein Buch mit Bierrezepten. Der Gründer der Bieragentur Dortmund merkt in seinen Kursen, dass Heimbrauen immer beliebter wird: „Die modernen Biertrinker möchten mehr über ihr Lieblingsgetränk erfahren. Insbesondere Fans von handgemachten Brauerzeugnissen wollen wissen, was wirklich hinter dem Begriff „Craft“, also übersetzt „Handwerk“, steckt.“

Und staunen dann nicht schlecht, wie Laudage erzählt: „Das Heim- oder Hobbybrauen erfordert nicht viele Gerätschaften, das wichtigste Equipment findet man häufig schon in der eigenen Küche.“ Heraus kommen dann zwar nicht immer perfekte Ergebnisse, aber selten schlechtes Bier, versichert Laudage.

Hobbybrauen: Anfängersets schon für wenig Geld zu bekommen

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Wer sich also selbst einmal als Brauer in der eigenen Küche versuchen will, kann zunächst einen Braukurs besuchen – mittlerweile werden diese in vielen Städten angeboten. Wer das Brauen sofort selbst in die Hand nehmen möchte, kann mit einem fertigen Brauset starten (rund 30-60 Euro für 4-5 Liter) oder in einem der zahlreichen Webshops für Heimbrauer Equipment wie Gärbehälter, Bierspindel und Maischelöffel ordern und direkt Malz, Hopfen und Hefe mitbestellen.

Der Brautag selbst dauert etwa vier Stunden. Nach rund ein bis zwei Wochen Gärung erfolgt die Flaschenabfüllung. Danach muss das Bier noch in etwa zwei bis vier Wochen in den Flaschen reifen. Kleine Geschmacksproben zwischendurch sind natürlich erlaubt.

Biersommelier Ferdinand Laudage leitet Braukurse und schreibt Bücher über das Hobbybrauen.
Biersommelier Ferdinand Laudage leitet Braukurse und schreibt Bücher über das Hobbybrauen. © Funke Foto Services | Kai Kitschenberg

Beim Brauen muss zunächst der Zucker aus dem Malz gewonnen werden. Dieser Zucker wird später von der Hefe in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Das Mischen von Malz und Wasser nennt sich Maischen. Um den Zucker optimal aus dem Malz zu bekommen, wird die Maische für rund eine Stunde bei etwa 65 Grad umgerührt. Anschließend wird geläutert. Beim Läutern wird das Malz von der Flüssigkeit getrennt und der Restzucker ausgewaschen. Das dabei übrig gebliebene Malz nennt sich nun Treber, die klare Flüssigkeit ist die Würze. Der Treber wird zum Brauen nicht mehr benötigt, kann aber anderweitig in der Küche eingesetzt werden, etwa zum Brotbacken oder in Salat.

Der Hopfen gibt dem Bier das würzige Aroma und die Bitterkeit

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Die Würze, in der noch kein Alkohol und keine Kohlensäure enthalten ist, wird dann zum Kochen gebracht. Hier kommt nun der Hopfen ins Spiel. Je nach Rezept wird Hopfen in mehreren kleinen Teilen zur Würze hinzugegeben. Er gibt dem Bier das würzige Aroma und die Bitterkeit. Das „Hopfenkochen“ dauert rund eine Stunde.

Danach muss das Bier in das Gärgefäß gefüllt werden. Dabei ist hygienisches Arbeiten besonders wichtig, da kleinste Verunreinigungen mit Bakterien das Bier ungenießbar machen können. In das Gärgefäß wird dann die Hefe eingefüllt. Dafür verwenden Brauer spezielle Brauhefe.

Nach der Gärzeit wird das sogenannte Jungbier in Flaschen abgefüllt. Dafür nehmen Hobbybrauer gerne gespülte Bügelflaschen – aber auch andere Bierflaschen sind geeignet, dafür wird dann aber ein Gerät zum Verschließen von Kronkorken benötigt.

Obergärige Hefen arbeiten bei Raumtemperatur

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Da bei der Gärung im Gärgefäß die Kohlensäure verloren geht, muss das Bier in der Flasche nachgären. Dazu verwenden Hobbybrauer kleine Mengen Zucker, die in der Flasche von der Hefe umgewandelt werden. Das Bier wird dadurch nicht süß, sondern spritzig.

Verschiedene Malzsorten. Durch sie verändern sich Geschmack und Farbe des Biers.
Verschiedene Malzsorten. Durch sie verändern sich Geschmack und Farbe des Biers. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Jetzt müssen die Flaschen noch einige Zeit stehen. Die meisten Sets für Brauanfänger nehmen obergärige Hefen für den Gärungsprozess, da diese bei Raumtemperatur arbeiten. Untergärige Hefen müssen gekühlt werden. Hobbybrauer benötigen dafür einen Kühlschrank. Viele Heimbrauer greifen daher oft auf obergärige Bierstile wie Altbier oder Pale Ale zurück.

Nach ein bisschen Wartezeit ist das eigene Bier fertig. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann beim nächsten Sud mit anderen Hopfen- und Malzsorten experimentieren, neue Stile ausprobieren oder sein Bier mit einer ungewöhnlichen Zutat verfeinern. Rezepte finden sich zahlreiche im Netz, ebenso wie Foren zum Austausch mit anderen Heimbrauern. Als Hobby ist das Brauen gerade stark angesagt. Und kommt auch bei Familie und Freunden gut an – zumindest das Endprodukt.

>>>> NRZ-Serie „Unser Bier“

In einem Themen-Schwerpunkt hat sich die NRZ-Redaktion mit Bier und Brauereien an Rhein und Ruhr befasst. Die Region hat viele außergewöhnliche Biere zu bieten – von kleiner Mühlenbrauerei am Niederrhein bis hin zur hippen „Biermarke direkt ausm Pott“. Auf unserer Themenseite „Unser Bier – mehr als nur Alt und Pilsken“ finden Sie viele spannende und informative Geschichten rund ums Bier aus unserer Region.