An Rhein und Ruhr. Diebstahl, Sachbeschädigung, versuchte schwere Körperverletzung: Die Lage im besetzten Hambacher Forst hat sich in 2019 nicht beruhigt.
Obwohl es immer mehr Willensbekundungen für einen Erhalt des Hambacher Forstes gibt, hat sich die Lage im besetzten Wald bisher nicht beruhigt. Seit Jahresbeginn hat die zuständige Polizei Aachen dort etwa 400 Straftaten unterschiedlicher Qualität registriert – darunter Sachbeschädigungen, Landfriedensbruch, Diebstähle oder versuchte schwere Körperverletzung.
„Im Zusammenhang mit der Besetzung kommt es weiter immer zu Straftaten“, erklärte ein Polizeisprecher an diesem Freitag (15. November 2019) auf Nachfrage der Redaktion. Gerade in den letzten Wochen waren den Polizeiberichten zufolge wiederholt RWE-Fahrzeuge und auch Streifenwagen mit Steinen beworfen worden, Barrikaden wurden in Brand gesteckt.
Bis zu 30 Quadratmeter Grundfläche, winterfest
Bei einer Begehung am 7. November machten sich Polizisten ein Bild von der Lage in dem bei Kerpen gelegenen Wald. Die Beamten zählten den Angaben zufolge insgesamt „etwa 100 Strukturen sowohl in den Bäumen wie auch am Boden“. Gemeint sind Baumhäuser und Plateaus, aber auch Barrikaden und Dreibeine (sogenannte Tripods). Zum Vergleich: Bei der Räumung im September 2018 war allein von mehr als 80 Baumhäusern die Rede gewesen.
Die aktuellen „Strukturen in den Bäumen“ befinden sich laut Polizei in Höhen zwischen drei und 16 Metern. Sie hätten teilweise bis zu 30 Quadratmeter Grundfläche oder Spannweite und machten – zumindest soweit ersichtlich – einen winterfesten Eindruck. Zu der Zahl der Besetzer brachte die Begehung den Angaben zufolge keine Erkenntnisse. Die Personen hätten sich während des Einsatzes zumeist innerhalb der der „Strukturen“ befunden, ihre Zahl könne sich auch jederzeit ändern, hieß es.
RWE-Chef: „Wir wollen den Erhalt des Waldes machbar machen“
Rolf Martin Schmitz, der Chef von Tagebaubetreiber RWE, hatte sich im Oktober im Interview mit der Redaktion optimistisch gezeigt, dass der Hambacher Forst stehen bleibt: „Der Erhalt ist politisch und gesellschaftlich gewünscht, und auch wir wollen ihn machbar machen“, sagte Schmitz. Technisch sei der Erhalt möglich, er sei aber gleichwohl mit erheblichem Aufwand verbunden, sprich: teuer. „Es ist deutlich komplizierter, den Wald stehen zu lassen, als ihn nicht stehen zu lassen“, meinte der RWE-Chef.