Am Niederrhein. In einem ersten Schritt können Landwirte auch in NRW „Klimachecks“ machen lassen. In Schweden gibt es bereits „klimaneutrale Milch“.
Die Molkerei-Genossenschaft Arla Foods bietet ihren Landwirten ab Januar 2020 sogenannte „Klimachecks“ an. Bei der Milchviehhaltung sollen die Bauern den Ausstoß von Treibhausgasen minimieren. In einem späteren Schritt sei die Einführung einer „klimaneutralen Milch“ auch auf dem deutschen Markt denkbar, sagte ein Sprecher der Arla-Deutschlandzentrale in Düsseldorf an diesem Mittwoch (13. November 2019) auf Nachfrage der Redaktion.
Pläne für Deutschland gebe es noch nicht, betonte der Sprecher. In Schweden aber biete Arla bereits „klimaneutrale Milch“ an. Hierzulande sei eine Markteinführung in Stufen denkbar – etwa zunächst als besonders „klimafreundliche Milch“. Zum möglichen Preis machte der keine Sprecher Aussage. Milch mit sogenanntem Mehrwert (zum Beispiel Bio- oder Weidemilch) ist für den Verbraucher üblicherweise etwas teurer als konventionell erzeugte.
Weniger klimaschädliches Methan durch andere Fütterung
Hintergrund: Bei Rülpsern und Fürzen von Milchvieh beziehungsweise Rindern allgemein werden klimaschädliche Gase freigesetzt (vor allem Methan), ebenso beim Ausbringen von Gülle. Eben dort, aber nicht nur dort setzt der Klimacheck an, den die schwedische-dänische Molkerei Arla ab 2020 ihren 9900 Landwirten in sieben europäischen Ländern anbieten will.
Seit zehn Jahren Forschung in Kleve
Dass die Landwirtschaft ihren Beitrag zum Klimawandel leistet ist immer wieder Thema. Allerdings gibt es größere Klimaemittenten (Verkehr, Energieerzeugung). Laut Umweltbundesamt war die Landwirtschaft in Deutschland im jahr 2017 für 7,3% aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Auf Haus Riswick in Kleve wird bereits seit zehn Jahren geforscht, wie Kühe durch eine geänderte Fütterung bei der Verdauung weniger Klimagase ausstoßen – ein gemeinsames Projekt von Universität Bonn und Landwirtschaftskammer. Laut einem Kammersprecher gestaltet sich das Projekt derart vielversprechend, dass es Überlegungen für die Errichtung eines weiteren Stalles gibt. (dum)
Betriebsdaten wie Herdengröße, Milchproduktion und Futter-, Kraftstoff- und Energieverbrauch, sollen dabei auf einer digitalen Plattform erfasst werden. In der Folge gibt ein externer Berater anhand der Daten Tipps, wie der Anfall von Klimagasen reduziert werden kann – etwa durch eine andere Fütterung der Kühe (um Verdauungsgase zu reduzieren) oder den Bau einer Biogasanlage für die Ausscheidungen der Tiere.
Ein Cent für die Bauern extra je Liter angelieferter Milch
Datenerfassung wie auch Beratung sind kostenlos, daraus resultierende Investitionen müssen die Landwirte selbst stemmen. Dafür gibt es bei der Anlieferung von Milch künftig dann einen Cent je Liter extra. Die Teilnahme am Programm freiwillig.
Die Erfahrung aus früheren Programmen lasse aber erwarten, dass ein Großteil der Bauern mitmachen werde, sagte der Genossenschaftssprecher. In NRW gehören 830 Landwirte, vor allem vom Niederrhein und aus dem Bergischen Land, zu Arla. Sie liefern den Angaben zufolge jährlich etwa 800 Millionen Liter Milch.
Baumpflanzungen als Ausgleich für Klimagas-Emissionen
Bis zum Jahr 2030 will Arla die CO2-Emissionen pro erzeugtem Liter Milch um 30% senken: „Entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, wie der Sprecher betont. Bis 2050 wolle man auf eine „Netto-Null-Emission“ hinarbeiten – netto Null, weil sich die Entstehung von Klimagasen in der Milchproduktion nie ganz vermeiden lasse: „Wir werden immer darauf angewiesen sein, zum Ausgleich dafür Bäume zu pflanzen oder Klimazertifikate zu kaufen“, sagte Sprecher.