An Rhein und Ruhr. Der November startet mit neuen Stau-Rekordwerten – im Berufsverkehr ging auf über 500 Kilometern nichts. Ein Forscher warnt: Es wird schlimmer.
Dass der November der staureichste Monat ist, weiß jeder Pendler. Doch noch nie war es so schlimm wie an den letzten Tagen. 500 Kilometer Stau meldete der Verkehrsdienst am Mittwochmorgen auf den NRW-Autobahnen, ein neuer Rekordwert. In der Kernpendlerzeit zwischen 6.30 und 9 Uhr ging auf den wichtigen Autobahnen A 2, 3, 40, 42, 57 und 59 nichts mehr. Und auch die bekannten Schleich- und Umfahrungsstrecken innerorts waren schnell überlastet.
Doch dass sich die Situation bald verbessern wird, steht nicht zu erwarten. Das prophezeit der Verkehrsforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen im Gespräch mit dieser Zeitung. „Es wäre naiv anzunehmen, dass sich kurzfristig etwas ändern wird.“ Die Gründe dafür seien das anhaltende Verkehrswachstum und schlechte Alternativen: „Es lässt sich ein direkter Zusammenhang beobachten, wenn andere Verkehrsmittel schwächeln.“
Bahn ist für viele keine Alternative
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Konkret sei damit der Zugverkehr gemeint – sowohl Güter- als auch Personenverkehr. Viele Pendler würden durch die vielen Ausfälle und Einschränkungen im täglichen Verkehr auf den Schienen abgeschreckt, so der Professor.
Hinzu kämen die Witterungsbedingungen in dieser Jahreszeit, die die Wartezeit auf den Bahnsteigen ungemütlich macht und so manchen Gelegenheits-Bahnfahrer in sein Auto treibt.
Besonders belastet werden die Straßen an Rhein und Ruhr auch durch den wachsenden Güterverkehr. „Die Bahn kann nicht mehr aufnehmen“, sagt Schreckenberg. Aber genau das wäre wichtig, denn der zunehmende Lkw-Verkehr sorgt für zusätzliche Belastungen der Straßen. Denn die zusätzlichen Laster würden nicht nur die Straßen voller machen, sondern sie durch ihr hohes Gewicht auch schneller abnutzen. Mehr Baustellen zur Fahrbahnsanierung sind die Folge.
Pendler müssen sich mit Stau arrangieren
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Ohne geeignete Alternativangebote sei ein Ende der Blechlawinen auf den Straßen in der Region nicht absehbar, sagt Schreckenberg. „Die Menschen werden so schnell nicht auf ihr Auto verzichten.“ Verkehrsmittel, die zu einer Entlastung der Autobahnen, Straßen und Parkplätze beitragen könnten, wie Lieferdrohnen bei Paketdiensten oder Seilbahnen in Innenstädten, seien bislang nur schöne Visionen. Und auch Klimaschutzaktionen wie eine City-Maut oder Umweltspuren sieht Schreckenberg kritisch: „Hier wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht. Für die Autofahrer ist das eine Katastrophe.“
Vielen Pendlern bleibt daher nur übrig, sich mit dem Stau zu arrangieren. Nach den Erfahrungen der ersten schlimmen Stau-Tage in dieser Woche ließen sie schon ihre Wecker früher klingeln. Andere verlegten ihre frühen Termine nach hinten. Es bleibt ihnen wenig anderes übrig.