An Rhein und Ruhr. Schwerbehinderte profitieren kaum von der guten Lage am Arbeitsmarkt. Landschaftsverband Rheinland fördert Beratung von Firmen bei den Kammern.

Schwerbehinderte haben von der guten Lage am Arbeitsmarkt bisher kaum profitiert. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) setzt auf weitere Inklusionsberater bei den Industrie- und Handelskammern (IHK). Sie sollen Arbeitgeber über Einstellungsmöglichkeiten informieren und Vorbehalte abbauen. „Es geht immer um individuelle Lösungen“, erklärte Volker Boeckenbrink vom LVR-Inklusionsamt an diesem Dienstag (15. Oktober 2019) im Gespräch mit der Redaktion.

Die Statistik hinkt hier immer hinterher. Der neue LVR-Inklusionsbericht 2018/2019 berichtet, dass im Erhebungsjahr 2017 in Nordrhein-Westfalen bei den laut Sozialgesetz beschäftigungspflichtigen Arbeitgebern insgesamt 285.270 Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzt waren – 5.009 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitsagentur berichtet auf Nachfrage, dass in NRW von November 2017 bis Oktober 2018 im Schnitt 47.183 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet waren – 653 oder 1,4 Prozent weniger als im Jahresdurchschnitt 2016.

Fachwissen wieder zurück in den Betrieb holen

Angesichts wachsender Fachkräftesorgen gibt es bei Firmen offenbar teilweise ein Umdenken – etwa, wenn es um Langzeit-Erkrankte geht (von denen viele einen Schwerbehindertenausweis haben). Wie LVR-Vertreter Boeckenbrink berichtet, gibt es verstärkt Anfragen von Firmen, die sich bemühen, diese Mitarbeiter und damit deren Fachwissen wieder zurück in den Betrieb zu holen. Insgesamt tun sich aber viele Firmen noch schwer damit, Schwerbehinderte einzustellen.

Ob es um die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz geht, um Vorgaben zum Kündigungsschutz – oder um Fördermöglichkeiten: Bewährt hat sich aus LVR-Sicht die individuelle Beratung der Arbeitgeber. Im Rheinland gebe es eigens Berater dafür bei den drei Handwerkskammern, ebenso bei der Landwirtschaftskammer, den IHKs in Essen, Köln, Mittlerer Niederrhein, Bonn, Rhein-Sieg – und seit einigen Monaten auch in Düsseldorf.

Mit den verbliebenen Kammern im Gespräch

Die Fachberater sind Mitarbeiter der Kammern, die Personalkosten werden aber vom LVR bezuschusst, wie Boeckenbrink erklärte. Mit den drei noch verbliebenen Kammern – Niederrhein, Bergische IHK und Aachen – sei man im Gespräch.

Es gibt weitere Bemühungen, damit mehr Firmen mehr Schwerbehinderte einstellen. In Köln sowie im Bereich Aachen-Düren beteiligt sich der LVR an der bundesweiten Initiative „Einstellung zählt“, bei der gezielt Unternehmen angesprochen werden sollen. Ein Projekt dazu ist auch mit der Arbeitsagentur Essen geplant. Die Arbeitsagentur selbst plant in NRW wieder eine Aktionswoche („Woche der Menschen mit Behinderung“, 2. bis 6. Dezember 2019). Dem Vernehmen nach soll es dann auch eine gemeinsame Aktion mit der IG Metall geben.