Meerbusch. Er galt vor ein paar Jahren als Riesentalent und kickte an der Anfield Road. Heute muss Samed Yesil von Meerbusch aus neu durchstarten.
Bei der U-17-WM in Mexiko wird er mit dem „Silbernen Schuh“ ausgezeichnet, ein Jahr später unterschreibt er einen Vierjahresvertrag beim großen FC Liverpool: Samed Yesil, in Düsseldorf geborener und aufgewachsener Deutscher mit türkischen Vorfahren, hat bereits eine bewegte Fußballer-Karriere hinter sich.
Nach weiteren Auslandsstationen in der Schweiz und in Griechenland ist er mit nun 25 Jahren zurück am Niederrhein. Aktuell hält sich der Stürmer beim Oberligisten TSV Meerbusch fit.
Mit Suarez und Coutinho auf dem Platz
Im folgenden Interview erklärt er, wie er sich auf den nächsten Schritt in seiner Karriere vorbereitet.
Samed Yesil, wie sind Sie in Meerbusch gelandet?
Samed Yesil: Ich wohne in Krefeld, nur sieben, acht Kilometer vom Sportplatz in Meerbusch entfernt. Außerdem kenne ich Christoph Peters, den Sportlichen Leiter des Vereins, und Trainer Toni Molina, schon länger. Sie haben mir angeboten, mich beim TSV fit zu halten. Nachdem mein Vertrag in Uerdingen ausgelaufen war, habe ich ja im Sommer leider keinen neuen Verein gefunden.
Hatten Sie nach Ihrer Zeit beim KFC Uerdingen keine anderen Möglichkeiten?
Doch, vor allem aus der Türkei kamen einige Anfragen, aber dort hat es für mich nicht so richtig gepasst. Jetzt bin ich froh, dass ich weiterhin kicken kann, auch wenn es nur das Training unter der Woche ist.
Kam oder kommt es für Sie nicht in Frage, in Meerbusch zu unterschreiben?
Nein. Der TSV ist ein toller Verein und die Mannschaft hat richtig viel Qualität, aber ich möchte höher spielen als in der Oberliga. Ich hatte in den letzten Jahren viel Pech mit Verletzungen und fühle mich durch das Training im Verein und mit meinem Personal Coach endlich wieder richtig fit. Mein Ziel ist wieder der Profibereich, ein Drittligist oder ein Verein im Ausland ab dem Winter.
Sie haben schon in England, in der Schweiz und in Griechenland gespielt. Was haben Sie gedacht, als nach der Jugend bei Bayer Leverkusen Sie mit 18 schon der große FC Liverpool haben wollte?
Da ist für mich natürlich ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich habe in Liverpool einen Vierjahresvertrag unterschrieben und mit Stars wie Steven Gerrard, Luis Suarez und Philippe Coutinho trainieren dürfen. Vorher aber habe ich mit 17 mein Bundesliga-Debüt feiern dürfen, in einem Heimspiel gegen Hertha BSC bin ich in der BayArena eingewechselt worden. Das war auch ein unbeschreibliches Erlebnis.
Zu einem Einsatz in der Premier League, der sicher besten Liga der Welt, kam es für Sie nicht. Warum nicht?
Ich war ein paarmal nahe dran und gehörte dem erweiterten Kader an, wurde dann aber letztlich doch nicht für das 18er-Aufgebot nominiert. Aber immerhin habe ich ein Pflichtspiel für die ‘Reds’ absolviert, das war im Carling Cup an der ausverkauften Anfield Road gegen Swansea. Das werde ich nie vergessen!
Von der berühmten Anfield Road aus haben Sie eine kleine Europa-Reise angetreten und in Luzern sowie Athen gespielt. Wie kam es dazu?
Nach drei Jahren in Liverpool, in denen ich in der Nachwuchsrunde Premier League gespielt habe, hat mich der Klub in die Schweiz ausgeliehen. Ich wollte Spielpraxis und Erfahrung in einer ersten Mannschaft sammeln, hatte aber leider früh in meiner Karriere mit schweren Verletzungen zu kämpfen. Zwei Kreuzbandrisse haben mich zwischenzeitlich zurückgeworfen, sodass ich nach der Leihe nach Luzern sogar für ein halbes Jahr vereinslos war, ehe mich Panionios Athen verpflichtet hat.
Wie kamen Sie als junger Mensch in den verschiedenen Ländern zurecht?
Nach England ist mein älterer Cousin Muharrem mitgegangen, er hat sich sehr um mich gekümmert. Ich muss aber sagen, dass ich auf all meinen Stationen sehr gut aufgenommen worden bin, vor allem nachher in Griechenland, wo ich dann allein unterwegs war.
Wohin geht es nun von Meerbusch aus?
Das wird man sehen. Ich trainiere hart für meine nächste Chance im Fußball und hoffe, dass ich in der nächsten Transferperiode einen guten Verein finde. Es juckt auf jeden Fall in den Füßen, wenn die Jungs, mit denen du unter der Woche kickst, am Sonntag spielen. Da will man gerne dabei sein.