Kreis Höxter. Von Warburg aus wurde das zweieinhalbjährige Tier zunächst in die Nähe von Hannover gebracht. Im Frühjahr 2020 geht es weiter in die Karpaten.
Was viele Leute nicht wissen: In Hardehausen bei Warburg züchtet das Land Nordrhein-Westfalen sehr erfolgreich vom Aussterben bedrohte Wisente. An diesem Montag (23. September 2019) wurde Wisentkuh „Eggehexe“ abtransportiert – sie wird in Rumänien ausgewildert.
Auf die zweieinhalbjährige Kuh warten gut 300.000 Hektar Lebensraum. Eggehexes Reiseziel sind die weitläufigen Buchenwälder bei Armenis im Westen Rumäniens mit zwei angrenzenden Nationalparks, gut 1500 Kilometer von Warburg entfernt. „Für einen Wisent ist das wie ein Sechser im Lotto – das Beste, was passieren kann“, meinte Jan Preller vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW gegenüber der Redaktion. Die junge Kuh gebe man gerne ab an das Projekt vom WWF Rumänien, Rewilding Europe und der Romanian Wilderness Society.
Tiere können schon eine Herde bilden
Zunächst ging es aber für Eggehexe nach Springe bei Hannover. Bereits am Montagmittag kam sie im dortigen Wisentgehege an, wie Preller berichtete. Die junge Kuh wird in Springe mit anderen aus dem internationalen Zuchtbuch ausgewählten Wisenten aus ganz Deutschland überwintern, die dann mit ihr im Frühjahr 2020 in den Karpatenwälder bei Armenis ausgewildert werden. Die Tiere können so schon mal eine Herde bilden. „Die kommen mit einem sozialen Gefüge in Rumänien an“, erläuterte Preller.
Die Auswilderung erfolge in Rumänien stufenweise: Zunächst geht es für die Tiere in die 15 Hektar große Akklimatisierung-Zone. „Die Ranger werden dort beobachten, wie die Eingewöhnung läuft“, so Preller. Nach vier bis fünf Wochen folgt die 150 Hektar große Auswilderungszone – und ab Herbst schließlich die freie Wildbahn.
Land NRW züchtet in Hardehausen seit 1958 Wisente
Von Hardehausen in Westfalen aus werden immer wieder Auswilderungsprojekte vor allem in Osteuropa unterstützt. Das Land NRW züchtet in Hardehausen seit dem Jahr 1958 Wisente, um einen Beitrag gegen das Aussterben der bedrohten Art zu leisten. Insgesamt 211 Wisente waren dort seither zur Welt gekommen. Aktuell gibt es zwei Herden - einmal 19 Berg- und einmal 13 Flachlandwisente. „Wer Wisente nachzüchten will, benötigt einen langen Atem“, meint Jan Preller. Weltweit gebe es derzeit nur etwa 7500 Wisente.
Eggehexe war am 30. April 2017 in Hardehausen geboren worden – in der Walpurgisnacht, daher die „Hexe“. Die Namen aller dort geborenen Wisente beginnen mit „Eg-“, wie Wald-und-Holz-Mann Preller erklärt. Bei ihrer Geburt wog Eggehexe etwa 25 Kilo, beim Abtransport jetzt war es etwa zehn Mal soviel. „Geschlechtsreif werden Wisent-Kühe mit vier Jahren, möglicherweise etwas früher“, erklärt Wisentförster Reiner Glunz.
Weitere Tiere sollen nach Rumänien gehen
Bereits im Jahr 2005 wurde die Kuh Eggezofe in das Auswilderungsgehege des rumänischen Venatori Neamt Nationalparks geliefert. 2014 folgten Eggemädel und Egomundis nach Bucuresti. In diesem Jahr werde man man weitere Tiere über Springe nach Rumänien abgeben, kündigte Jan Preller an.