Bedburg-Hau. Zum silbernen Jubiläum kommen alle, die das Kunstlabor ArToll geprägt und begleitet haben – und sie bringen ihre Kunst mit, natürlich.
Sie sind alle gekommen zum silbernen Jubiläum – alle, die dieses ungewöhnliche Projekt von Beginn an begleitet haben. Alle Künstlerinnen und Künstler, die in den vergangenen 25 Jahren inhaltliche, programmatische und/oder organisatorische Schaffenskraft eingesetzt haben – alle sind sie da. Und natürlich haben alle etwas mitgebracht. Kunst, was sonst!
Das Kunstlabor ArToll feiert sein 25-jähriges Bestehen. Bemerkenswert genug für eine „Einrichtung“, die mit ganz viel Engagement, ganz viel Gespür für Kunst und ganz wenig Geld klarkommen darf – und all das an einem höchst ungewöhnlichen Ort. 25 Jahre ArToll. Da darf man beeindruckt gratulieren.
So unterschiedlich wie die Menschen, natürlich, so unterschiedlich ist auch die Kunst, die man jetzt entdecken darf in Haus 6 der LVR-Klinik. Jenem ehemaligen „Frauenhaus“, in dem die gekachelten Räume mit den vergitterten Fenstern, den kleinen Zellentrakten mit den hölzernen Türen mit Guckloch unverändert die vergangene Geschichte in Erinnerung rufen – die genau dort seit 25 Jahren eine seltsam berührende Verbindung zum Leben heute schlägt, zu Kunst, die dort immer wieder neu entstehen darf, wo einst alles andere als Kreativität, Ästhetik und geistige Freiheit sich ausprobieren konnten.
13 Sichtweisen der Welt
Nun also gibt es 13 Sichtweisen auf die Welt zu entdecken. Die einen befremden und irritieren, die anderen erschließen sich erst nach einem Gespräch, wieder andere sind einfach „nur“ schön oder ermuntern zum länger angucken und mitdenken – genau das ist ArToll.
Wolfgang Paterok, von Hause aus Theatermann (XOX-Theater Kleve) ist seit sechs Jahren Vorsitzender des Vereins rund um ArToll. „Die Laborsituation, das ausprobieren können, das Haus mit seiner Atmosphäre, den großen Fenstern, die Möglichkeit der Künstler, hier über einige Wochen gemeinsam zu leben und zu arbeiten – das ist in der Form einzigartig.“
25 Jahre Kunstlabor ArToll in Bedburg-Hau
Alle Künstlerinnen und Künstler, die in den vergangenen 25 Jahren aktiv im ArToll Kunstlabor dabei waren, kommen in diesem Jahr zur gemeinsamen Sommerausstellung zusammen. Die ist noch zu sehen bis einschließlich Sonntag, 22. September. Geöffnet: fr+sa+so, 15-18 Uhr, Führungen jeweils sa+so, 15 Uhr (oder auf Anfrage: 0 28 21-715 56 32. Der Eintritt ist frei.
Im Rahmen der Finissage am 22. September, 15 Uhr soll dann auch der Katalog vorgestellt werden – die Künstler werden anwesend sein.
Heute, 19 Uhr, spielt das ArToll-Klanglabor-Ensemble Kompositionen von Stephan Froleyks, der auch zu den ArToll-Gründungsmitgliedern gehört.
ArToll Kunstlabor, Zur Mulde 10, 47551 Bedburg-Hau (Haus 6 der LVR-Klinik Bedburg-Hau).
Und so darf der Besucher auch verwundert in die Jubiläums-Schau stolpern. Irritiert da doch vor Haus Nummer 6 eine seltsame, strohgedeckte Behausung, mit Schafwolle ausgelegt – erinnert an kirgisische Hirtenhütten. Eine gemeinsame Arbeit von Martje Verhoeven und Dini Thomsen. Ein Raum, der Schutz bietet, dem man sich anvertrauen darf… Vis a vis die Gitterwände der forensischen Psychatrie.
Und dann Günter Zins, der Mann, der mit Raum und Linie arbeitet und seine Geometrie hier nun an die Wand zaubert – und zum Schattenspiel herausfordert.
Silberblatt-Installation
Claus van Bebber, Kalkar, hat jahrelang fleißig gesammelt und silberne Kissen zu einem Berg aufgetürmt, Versandschutzpackungen von Weinflaschen. Unter den Lichtblitzen eines Stroboskops glitzert und glimmert alles.
Jubiläumssilbrig denkt auch Anja Maria Strauss, Neuss. Elfenhaft, feenleicht bewegen sich die Teilchen ihrer Silberblatt-Installation zum Takt des Motors, der ihnen Leben verspricht.
Maren Rombold (Kleve) ist dabei.
Sigrid Neuwinger (Moers), Hans Uwe Schmidt (Kleve), Hildegard Weber (Köln), Regina Friedrich-Körner (Wuppertal), Toon Elfrink (Megchelen), Michael Odenwaller (Dortmund), Martje Verhoeven (Kleve) mit ihren Fell-Installation.
Und Stephan Froleyks (Kleve), der mehr als 100 einseitige Kompositionen erschaffen hat.
Die Zukunft ist ungewiss
Ob das Kunstlabor in Haus Nummer 6 eine Zukunft haben wird, ist derweil ungewiss.
Die Hälfte der LVR-Klinik soll verkauft werden – das denkmalgeschützte Haus Nr. 6 gehört wohl dazu.