An Rhein und Ruhr. Am 14. September wollen Freiwillige das Rheinufer von der Quelle bis zur Mündung des Flusses sauber machen. 150 Gruppen haben sich angemeldet.

Der Auftakt war vielversprechend. Hunderte von Freiwilligen haben Anfang August die Düsseldorfer Innenstadt von Zigaretten-Kippen befreit. Die Veranstalter vom Team „Rhine Clean Up“ (Rhein aufräumen) präsentierten den staunenden Passanten am Heinrich Heine-Platz in einer durchsichtigen Säule rund 150.000 Kippen. Dabei war die Aktion „Rheinkippen“ nur als Vorspiel und Werbeveranstaltung für den großen Rhine-Clean-Up-Tag 2019 gedacht: Am 14. September werden über 150 Gruppen in rund 100 Kommunen das Rheinufer von der Quelle bis zur Mündung säubern. Ingo Lentz, einer der Initiatoren, rechnet mit 20.000 bis 30.000 Teilnehmern.

Eine davon wird Naima Lambrecht aus Dinslaken sein. Die 16-jährige Schülerin war schon im letzten Jahr aktiv dabei. Damals machte sie sich allein auf den Weg zum Rathaus, um dort um Unterstützung zu bitten. Mit Erfolg. Naima und ihr Sammelteam werden auch diesmal wieder am Rhein unterwegs sein. Ihr Treffpunkt ist der Parkplatz gegenüber der Rheinaue 52 (Am Stapp). In anderen Niederrhein-Städten, die im diesem Jahr komplett dabei sein werden, geht die Initiative vom Rathaus direkt aus – häufig von den Umweltbeauftragten oder den Abteilungen, die für die Müllentsorgung zuständig sind.

Bürgermeister sind dabei

In diesen Fällen ist es besonders einfach, die einzige Bedingung zu erfüllen, die der ehrenamtlich tätige Organisator Ingo Lentz an die teilnehmenden Gruppen hat: „Der gesammelte Müll muss zeitnah von den lokalen Müllentsorgern abgeholt werden. Das muss organisiert sein, denn nichts ist schlimmer als gesammelter Müll, der tagelang vor sich hin gammelt.“ In einigen Gemeinden sind es sogar die Bürgermeister selbst, die sich an die Spitze der Bewegung stellen – zum Beispiel Britta Schulz in Kalkar oder Walter Bersch in Boppard.

Stark werden in diesem Jahr wieder die Rhein-Metropolen Duisburg, Düsseldorf und Köln vertreten sein. In seltener Einigkeit bringen sich diese Großstädte in die gute Sache ein – und wollen Tausende Mitmacher aktivieren. Lentz freut sich über diesen Zulauf, auch wenn ihm klar ist, dass man mit einer solchen Aktion „nicht die Welt retten“ kann: „Unser Ziel ist es vor allem, ein Signal auszusenden, dass zu einer Bewusstseinsänderung bei den Menschen führt. Müll gehört nicht in die Natur oder auf die Straße, sondern muss sachgerecht entsorgt werden. Am besten sogar ganz vermieden.“


Nachvollziehbar, dass sich bei dieser Zielsetzung auch die Politik engagiert – in NRW steht Umweltministerin Ursula Heinen-Esser an der Spitze. Sie hat mit ihren Kolleginnen in Hessen sowie Rheinland-Pfalz sowie ihrem Kollegen in Baden-Württemberg die Schirmherrschaft übernommen. Und sie will sich am Aktionstag in Köln selbst an der Müllsammlung beteiligen: „Die Vermüllung öffentlicher Räume ist ein großes umwelt- und gesellschaftspolitisches Problem. Ich begrüße daher Initiativen wie Rhine Clean Up, die auf das Thema Müllvermeidung aufmerksam machen und zu aktivem Handeln aufrufen.“

Umweltministerin ruft zu Zivilcourage auf

Ursula Heinen-Esser wäre nicht Politikerin, wenn Sie ihren persönlichen Einsatz nicht auch gleich mit einer politischen Forderung verbinden würden: „Es macht mich traurig zu sehen, was am Rheinufer so alles angeschwemmt wird. Unsere Umwelt und insbesondere unsere Flüsse sind keine Müllkippe. Umweltverschmutzung ist kein Kavaliersdelikt und gehört stärker als bisher bestraft. Ich rufe alle zur Zivilcourage auf, nicht wegzuschauen, wenn andere Personen die Umwelt verschmutzen.“

Die Freiwilligen, die am 14. September das Rheinufer säubern werden, treten an, um zu verhindern, dass Hunderte von Tonnen Müll (vor allem auch Plastik) die Ufer verunstalten oder sogar mit dem Fluss bis in die Weltmeere fließen. Dank der Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie sind die Sammler und Sammlerinnen gut ausgerüstet – mit Müllsäcken, Handschuhen, Westen und teilweise mit Greifern.

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Der Autor ist der ehemalige Vize-Chefredakteur und jetzige Ombudsmann der NRZ. Joachim Umbach ist einer der drei Initiatoren von Rhine Clean Up.