Im Rheinland. Die Evangelische Kirche im Rheinland will neue, ergänzende Gemeindeformen erproben. 12 Millionen Euro stehen dafür in den nächsten Jahren bereit.

Die Evangelische Kirche im Rheinland treibt ihr Projekt „Erprobungsräume“ für neue Gemeindeformen voran. Mit der 35-jährigen Rebecca John Klug als Landespfarrerin wurde nun eine Projektbeauftragte berufen, wie die Rheinische Kirche an diesem Freitag (30. August 2019) mitteilte.

Rebecca John Klug ist voll im Thema: Die gebürtige Lüdenscheiderin hat ab dem Jahr 2016 die kirchliche Initiative „raumschiff.ruhr“ gegründet, die als offene Gemeinschaft insbesondere junge Erwachsene ansprechen will. Um eben solche kreativen Konzepte geht es auch bei „Erprobungsräume“. Die Rheinische Kirche stellt in den nächsten zehn Jahren insgesamt zwölf Millionen Euro für die Erprobung solcher Gemeindeformen zur Verfügung, die die traditionelle Wohnortgemeinde ergänzen sollen. Das hatte die Landessynode im Januar 2019 beschlossen.

„Ich freue mich, wenn das Projekt Lust weckt, Neues zu wagen, sich die Ideen gegenseitig beflügeln und Mut machen“, sagt John Klug. Im Oktober soll es eine sogenannte Kick-Off-Veranstaltung geben, quasi als offiziellen Startschuss. In der Folge können sich Initiativen dann für „Erprobungsräume“ bewerben, eine Jury wird entscheiden. Jugendkirche, Ladenkirche – noch viel mehr scheint möglich: Experimentierfreude ist ausdrücklich erwünscht, heißt es. John Klugs Projektstelle ist beim Zentrum Gemeinde und Kirchenentwicklung in Wuppertal angesiedelt.

„Aufbruch zu neuen Ufern“ in der Landeskirche

Ein Sprecher der mit mehr als 2,5 Millionen Mitgliedern zweitgrößten deutschen Landeskirche spricht von einem „Aufbruch zu neuen Ufern“. Die Protestanten im Rheinland halten schon seit Beginn der 2000-er Jahre verstärkt nach ergänzenden Glaubensräumen und Gemeindeformen Ausschau. Als wegweisend wird immer wieder das Projekt „Beymeister“ in Köln genannt, das mit einem Sofa am Rhein anfing, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.

Besonders kreativ bei der Erprobung neuer Gemeinde- und Glaubensformen zeigt sich von der „Fresh X“-Bewegung, die von der anglikanischen Kirche in England ausgeht. Auch die Mitteldeutsche Kirche zeigt sich schon innovativ. Die Protestanten im Rheinland orientieren sich an solchen Vorbildern, die aber ausdrücklich nur als Inspiration gelten. Gesucht werde nach eigenen Ansätzen, heißt es.