Am Niederrhein. So schmeckt der Niederrhein – frisch, modern und traditionell und voller Überraschungen. Die Region tischt in Berlin groß auf. .
Ein Blick in niederrheinische Kochtöpfe lohnt sich – man kocht lecker hier, seit Generationen schon. Schade nur, dass das außerhalb so wenig bekannt ist; Endivien-Umeinander, Buchweizenspeckpfannekuchen und Co., davon haben viele in Deutschland noch nie etwas gehört. Der Verein Genussregion Niederrhein tritt an, das zu ändern: Morgen und übermorgen verwöhnen die Produzenten heimischen Power-Foods die Gäste von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Im Park von Schloss Bellevue gibt es Panhas und Büffelburger – je 1200 Portionen.
Die Genussregion ist unterwegs
Vom 20. September bis zum 13. Oktober feiert die Genussregion Erntedank. Am 21. und 22. September sind die Produzenten auf dem Kürbisfest Hof Schäfer zu finden, Borkener Straße 12 in Hamminkeln.
Weiter geht es am 29. September beim Bauernmarkt auf dem Hof Stegerhoff, Marienthaler Straße 44 in Raesfeld und am selben Tag bei Clostermanns Apfel-Erntefest Tour de Pomme No. 7 (Jöckern 2 in Wesel-Bislich).
Nächste Station: Arche- und Lernbauernhof Gamerschlagshof in Xanten, Grenzdyck 3 – Tag des offenen Hoftores, 3. Oktober.
Der Hof der Familie Poen am Uedemer Hochwald ist am 5. und 6. Oktober Gastgeber der Genussregion, dort wird Kürbisfest gefeiert ( Am Hochwald 5, Uedem).
Mal sehen, ob die Berliner dem widerstehen können: Niederrheinische Häppkes und Niederrhein im Glas.
Es geht darum, traditionelle Gerichte und Zubereitungsarten modern zu präsentieren. Nicht nur in Berlin: Der Panhas kommt von Metzger Axel Tepaß aus Rheinberg, verfeinert mit Sprossen von Blattgold aus Wesel, Kräutern der Kräutergärtnerei Schenkendorf aus Alpen. Der Buffelburger setzt sich aus zartem Fleisch vom Hof Kragemann aus Bocholt Barlo zusammen, mit besonderen Brötchen der Café Konditorei Winkelmann aus Hamminkeln und raffiniert gewürzt mit Zutaten der Region. Berlin ist nicht die einzige Aktion dieser Tage, an der sich die heimischen Produzenten zeigen wollen.
Doch was sind das für Leute? Einer wie Bauer Gerd Graaf aus Schermbeck beispielsweise: Früher der klassische Bauernhof mit Kühen und Schweinen, konzentriert er sich heute auf eine Spezialität: „Am Niederrhein hat man immer gern Gemüse süß-sauer eingelegt“, erläutert er. Inzwischen sind seine Gürkchen legendär, aber bei Graaf wandert alles mögliche Gartengemüse ins Glas. „Das ist altes Küchenhandwerk mit Rezepten von meiner Mutter.“ Und es kommt an.
Himmel und Erde
Kühe und Schweine – so war das auch seit Generationen auf dem Büssershof in Kevelaer. Heute grast dort Damwild. Die Tiere sind ganzjährig draußen, sie grasen in den Feuchtwiesen und im Wald, kennen weder Stall noch Kraftfutter. Marlis Verhülsdonk hat ihre Nische im Markt gefunden – das Fleisch ist längst dem Stadium des Geheimtipps entwachsen.
Nur zwei Beispiele für die engagierten Produzenten von Lebensmittel. Und was kommt ins Glas? „Weseler Brückenschlag“ von Walterbräu aus Büderich beispielsweise, Bio Apfelsecco mit Rose von Clostermann, Malztrunk der Feldschlösschen-Brauerei oder saftiges von Van Nahmen – die Vielfalt ist riesig. In Sachen Bier ist klar: „Der Niederrhein hat eine lange Tradition in der Herstellung des Obergärigen“, so Helmut Ebbert von der Feldschlösschen-Brauerei.
Urniederrheinische Spezialitäten – dicke Bohnen mit Bauchfleisch
Genussregion Niederrhein, das sind nicht nur die Produzenten. Es braucht auch Gastgeber, die die Leckereien auf den Tisch bringen. Ullrich Langhoff ist so einer, vom Lippeschlößchen. Aber auch Gastronomien wie der See Park Janssen in Geldern, Landhaus Beckmann in Kalkar und zahlreiche andere. Langhoff ist auch Vorsitzender des Vereins Genussregion Niederrhein. Er ist davon überzeugt, dass die Touristen urniederrheinische Spezialitäten wollen. Dicke Bohnen mit gebratenem Bauchfleisch beispielsweise, „falsches Kotelett“.
„Das ist ein Zugpferd für den Tourismus, die Leute wollen von uns keine überkandidelten Geschichten.“ Allerdings wollen die guten alten Speisen modern serviert sein. Himmel und Erde etwa. „Das schmeckt noch genau wie früher, heute werden Apfelscheiben um den Kartoffelbrei gruppiert, Blutwurst und Röstzwiebeln kommen in die Mitte.“ Das Auge isst eben mit.
https://www.genussregion-niederrhein.de/
Bei soviel Tradition ist auch Platz für Neues, für spezielle Nutztierrassen beispielsweise. Galloways, Wasserbüffel, Limousin-Rinder. Dazu die handwerklich orientierten verarbeitenden Betriebe und die passenden Getränke: So schmeckt der Niederrhein. Das soll sich herumsprechen.