An Rhein und Ruhr. Ein „Frühwarnsystem“ zur Verbesserung der Gesundheit von Nutztieren will das NRW-Umweltministerium aufbauen. Daten sollen zusammengeführt werden.

Das nordrhein-westfälische Umweltministerium plant eine zentrale Datenbank zur Gesundheit von Nutztieren wie Kühen oder Schweinen. Sie soll Angaben der Amtstierärzte ebenso aufnehmen wie Schlachtbefunde und später auch Ergebnisse aus Eigenkontrollen der Tierhalter. Das Ministerium sieht die Datenbank ausdrücklich als „Frühwarnsystem zur Verbesserung der Tiergesundheit“. Erste Elemente sollen Anfang des Jahres 2020 bereit stehen.

Mit der Datenbank sollen Veterinär- oder Lebensmittelüberwachungsbehörden gezielt Informationen einzelner Betriebe oder von Tieren aus einer bestimmten Region auswerten können. Sollten zum Beispiel verstärkt krankhaft veränderte Lungen festgestellt werden, könnte dies ein Hinweis auf ungünstige oder verschlechterte Haltungsbedingungen sein. Fruchtbarkeitsprobleme bei Rindern könnten auf eine nicht angepasste Fütterung hindeuten.

Datenschutz-Vorgaben müssen beachtet werden

„Die Datenbank befindet sich derzeit in der Entwicklung“, erklärte eine Ministeriumssprecherin an diesem Wochenende auf Nachfrage der Redaktion (18. August 2019). Für den Haushalt 2020 seien Mittel von etwa einer Million Euro angemeldet worden; zudem habe man eine Stelle zur Koordinierung eingerichtet. Wichtig aus Sicht des Ministeriums: Mit Hilfe der geplanten Datenbank sollen sich auch die Tierhalter selbst frühzeitige über mögliche Fehlentwicklungen informieren können und die Einschätzungen der Behörden zu ihrem Betrieb kennen.

Eine Tierärztin in einem Stall: Die Erkenntnisse der Amtsveterinäre sollen ein Bestandteil der geplanten Datenbank sein.
Eine Tierärztin in einem Stall: Die Erkenntnisse der Amtsveterinäre sollen ein Bestandteil der geplanten Datenbank sein. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Ein detailliertes Konzept zum geplanten „Frühwarnsystem“ soll in diesem Herbst vorgelegt werden. Weil eine Menge Informationen aus ganz unterschiedlichen EDV-System zusammengeführt und dabei auch die Vorgaben des Datenschutzes beachtet werden müssen, ist der Aufbau der Datenbank nicht einfach. Es geht um große Tierbestände – die jüngste amtliche Zählung (Mai 2019) geht zum Beispiel allein davon aus, dass in NRW insgesamt 6,91 Millionen Schweine gehalten werden.

„Wir gehen davon aus, das NRW als erstes Bundesland ein solches Informationssystem bereit stellt“, so die Ministeriumssprecherin. Das System solle schrittweise weiterentwickelt werden. Auch andere Bundesländer prüften derzeit die Einrichtung solcher Datenbanken.

Rheinische Bauern wollen zeigen, „wie gesund unsere Tiere sind“

Eine Sprecherin des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (15.000 Mitglieder, 10.000 Betriebe) erklärte auf Nachfrage der Redaktion, dass das Eigentum und die Nutzungsrechte an den Daten aus den bäuerlichen Betrieben eindeutig geregelt sein müssten. Auch einer etwaigen, zeitaufwendigen Erhebung zusätzlicher Daten erteilte die Verbandssprecherin eine Absage.

Grundsätzlich zeigt man sich bei den Rheinischen Bauern aber für das Vorhaben aufgeschlossen. Mit so einer Datenbank ließe sich schnell und konzentriert zeigen, „wie gesund unsere Tiere und schließlich wie hochwertig unsere Lebensmittel hier in NRW sind“: „Das ist positiv für alle – Bauern, Verbraucher und Verwaltung“, meinte die Sprecherin.

BUND beklagt gekürzte Schnäbel bei Mastputen

Ralf Bilke, Agrarexperte des Umweltverbandes BUND, hält die geplante Zusammenführung der Daten für „eine Art Prozessoptimierung, nicht weniger und nicht mehr“. Er sieht einen lediglich „kleinen Baustein zur Verbesserung des behördlichen Tierschutzes“. Anderweitig gebe es weiter große Defizite. So sei die Arbeitsbelastung der Amtstierärzte viel zu hoch und die Kontrolldichte bei der Überprüfung der Ställe zu niedrig.

Zudem, so Bilke weiter, gebe es Tierarten, deren Haltung „absolut nicht tiergerecht“ sei – was aber mangels rechtsverbindlicher Vorgaben nicht sanktioniert werde. Beispiel Mastputen: Hier würden extreme Hochleistungsrassen wie die BIG 6 eingesetzt, berichtete der BUND-Experte. Die Bestandsdichte in NRW habe sich nicht verringert, weshalb den Tieren durchweg die Schnäbel gekürzt würden.