An Rhein und Ruhr. Die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Postversand von Drogen hat sich in NRW im Jahr 2018 verdoppelt. LKA legt neues Rauschgift-Lagebild vor.
Ein neues Lagebild des Landeskriminalamtes (LKA) sieht die Rauschgiftkriminalität in Nordrhein-Westfalen „auf dem höchsten Stand der letzten 20 Jahre“. Insgesamt 67.797 Drogendelikte registrierte die Polizei im Jahr 2018 im größten Bundesland– ein Plus von 2,3% gegenüber dem Vorjahr. Der Onlinehandel hält immer stärker Einzug. Rauschgift wird im Internet bestellt und dann auf dem Postweg verschickt.
„Nordrhein-Westfalen dient als ‘Logistikstandort für den weltweiten Versand aller Drogenarten“, stellen die Fahnder in ihrem Lagebild fest, das jetzt veröffentlicht wurde. Die Zahl der Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit dem Postversand von Betäubungsmitteln hat sich in NRW im vergangenen Jahr auf 6149 verdoppelt (+100.1%). Schon 2017 hatte es eine deutliche Zunahme gegeben.
Ermittlungen gegen mehr als 10.000 Kunden
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Wie sehr der Handel floriert, veranschaulicht ein noch nicht abgeschlossenes Verfahren, dass die Polizei im Rhein-Sieg-Kreis mit der Zentralen Kriminalinspektion in Oldenburg in Niedersachsen führt. Eine 18-köpfige Bande soll „arbeitstäglich mehrere Hundert Betäubungsmittel-Briefsendungen in den Postversand gegeben haben“. Die Ermittler waren der Bande durch mehrere Post-Rückläufer auf die Spur gekommen.
Angeboten worden war das Marihuana im sogenannten Darknet, einem verschlüsselten Teil des Internets. Die Beamten entdeckten zwei Drogendepots in Bonn und Sankt Augustin. 50 Kilo Marihuana und u. a. mehrere 100.000 Euro in der Internetwährung BitCoin wurden sichergestellt. Die Ermittlungen gegen mehr als 10.000 Kunden sowie gegen die Lieferanten der Tätergruppe dauern an.
Kokain ist weiter auf dem Vormarsch
Die schnelle Verfügbarkeit von Drogen über solcherart Onlinehandel sehen die Ermittler als einen Grund für den Anstieg der Rauschgiftkriminalität – wobei die Zahlen aus dem Lagebild die Wirklichkeit wohl nur bedingt widerspiegeln. Drogendelikte gelten als klassische „Kontrollkriminalität“ – je stärker die Polizei kontrolliert, desto mehr Straftaten begegnet sie auch. Das Dunkelfeld dürfte erheblich sein.
240 Drogentote – deutlicher Anstieg
Die Zahl der Drogentoten in Nordrhein-Westfalen ist im Jahr 2018 deutlich gestiegen – um 37 auf 240. Vor allem die stark gestiegene Zahl der Todesfälle von Langzeitkonsumenten habe zu diesem Anstieg geführt, heißt es im Lagebild des Landeskriminalamtes. Mehr Drogentote hatte es in NRW zuletzt im Jahr 2010 gegeben (289). Die Erfassung von Rauschgifttoten erfolgt nach bundeseinheitlichen Kriterien. (NRZ)
Dennoch lässt sich feststellen: Kokain ist weiter auf dem Vormarsch. Hier hat die Zahl der Delikte laut Lagebild wieder zugenommen – um 10,3%. Heroin hingegen ist weiter auf dem Rückzug, die Deliktzahl nahm um 12,5% ab. Jeweils leicht angestiegen sind die Fallzahlen bei Cannabis und synthetischen Drogen wie Ecstasy. Mit allein 42.874 Delikten nimmt Cannabis klar den größten Raum bei der Drogenkriminalität ein - und beschert der Polizei die meiste Arbeit.
207 Cannabis-Plantagen in NRW entdeckt
Insgesamt stellten die Beamten im vergangenen Jahr 1,563 Tonnen Cannabis, 42 Kilo Heroin, 666 Kilo Kokain (inklusive Crack), 626 Kilo synthetische Drogen und 62,4 Kilo sonstige Drogen sicher. 207 Cannabisplantagen wurden stillgelegt, im Jahr zuvor waren es noch 222 gewesen.
Die Sicherstellungsmengen schwanken von Jahr zu Jahr mitunter sehr – was davon abhängt, ob den Beamten Großfunde gelingen oder nicht. 2018 entdeckten in Bananenkisten und in der Verpackung von Tiefkühlfleisch insgesamt eine halbe Tonne Kokain.
Einmal mehr warnen die Beamten vor steigenden Wirkstoffgehalten, vor allem bei Amphetaminen. Hier ermittelten die Beamten imn vergangenen Jahr einen mittleren Wirkstoffgehalt von 20,5%, im Jahr 2017 waren es noch 17% gewesen. Bei Haschisch wurde ein mittlerer Wirkstoffgehalt von 16,4% ermittelt, im Jahr zuvor waren es noch 15,7% gewesen.
Vermehrt Amphetamin-Delikte an Schulen
Die Zahl der Tatverdächtigen blieb mit 55.182 nahezu unverändert. Nahezu unverändert waren auch die Fallzahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität an Schulen. Hauptdroge ist den Angaben zufolge weiter Cannabis. Die Ermittler beobachten allerdings, dass auch Amphetamine verstärkt eine Rolle spielen.