An Rhein und Ruhr. In NRW gab es im Juli 2019 noch 40.384 offene Lehrstellen. Je nach Beruf ist die Lage in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich.

Betriebe in Nordrhein-Westfalen haben zunehmend Probleme, ausgeschriebene Lehrstellen zu besetzen. Der an diesem Dienstag (6. August 2019) von der Arbeitsagentur vorgelegte Ausbildungsatlas 2019 zeigt: In drei von sechs NRW-Regionen - im Rheinland, Südwestfalen und im Münsterland - dominieren bereits die Besetzungsprobleme von Unternehmen. Landesweit gab es zuletzt noch 40.384 unbesetzte Lehrstellen, zugleich waren im Juli 33.344 Bewerber unversorgt.

Je unversorgtem Bewerber gab es damit rein rechnerisch 1,21 offene Ausbildungsstellen, im Juli 2018 hatte die Relation noch bei 1,12 gelegen. „Der Trend wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen“, meinte Burkhard Schütz von der Arbeitsagentur im Gespräch mit der Redaktion. Dafür spreche schon die demographische Entwicklung. Zum anderen seien sich Firmen aber auch ihrer Fachkräfte-Engpässe bewusst und meldeten mehr Ausbildungsstellen.

Als Arbeitgeber attraktiv werden

Was tun? Schütz rät Firmen, auch schwächere Bewerber zu nehmen, die Arbeitsagentur kann durch die Finanzierung von Nachhilfe-Unterricht oder die Bereitstellung von Coaches helfen. Schütz rät aber auch zu Kreativität. Betriebe sollten zum Beispiel auch Angebote zur Freizeitgestaltung machen, wenn mit der Aufnahme einer Lehrstelle ein Ortswechsel verbunden ist – etwa indem sie z. B. Kontakte zu Sportvereinen herstellen. Damit werde man als Arbeitgeber attraktiver und beuge etwaigem Heimweh vor, falls Jugendliche im Verlauf der Ausbildung feststellen, dass sie immer noch nicht wissen, was sie am Wochenende machen.

Die zehn beliebtesten Berufe

Im laufenden Ausbildungsjahr in NRW hat die Arbeitsagentur fast 120.000 Bewerber gezählt. Ein größerer Teil von ihnen drängelt sich in wenigen Wunschberufen. Die zehn beliebtesten Ausbildungsberufe vereinen fast 40% der Bewerber auf sich. Die beliebtesten Wunschberufe sind: Kaufleute für Büromanagement, Einzelhandelskaufleute, medizinische Fachangestellte, Verkäufer, Kfz-Mechatroniker (Pkw-Technik), Industriekaufleute, Industriemechaniker, Tischler, Friseure und Automobilkaufleute. (NRZ)

Der Ausbildungsatlas zeigt anhand von 63 Berufsgruppen wie Lehrstellenangebot und Bewerber in den NRW-Regionen zusammenpassen. Beispiele: Im Ruhrgebiet etwa finden interessierte Jugendliche keine Gartenbau-Lehrstelle, im benachbarten Münsterland hingegen suchen Firmen Bewerber dafür. Für Holzberufe wie Tischler interessieren sich zwar viele junge Leute, Lehrstellen indes sind landesweit rar. Und in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik gibt es im Ruhrgebiet noch viele Stellen und auch viele Interessenten – die aber scheinbar nicht zusammenfinden, was an den Anforderungen der Betriebe, vielleicht aber auch an den Wünschen der Bewerber liegen könnte.

Noch unversorgte Jugendliche sollen die Hoffnung nicht aufgeben

Jungen Leuten, die bis jetzt noch nichts gefunden haben, rät Burkhard Schütz, die Hoffnung nicht aufzugeben, sich bei der Arbeitsagentur noch einmal beraten zu lassen und Alternativen zum Wunschberuf in den Blick zu nehmen. Kontakt zur Berufsberatung gibt es telefonisch unter 0800 4 5555 00 (gebührenfrei). Informationen für Jugendliche gibt es aber auch unter dem Kampagnen-Motto „#Ausbildungklarmachen“ im Netz.