An Rhein und Ruhr. Der Wohnungskonzern Vonovia hat auch dank steigender Mieten glänzende Geschäftszahlen veröffentlicht. Das ruft Kritiker auf den Plan.
Glänzende Geschäftszahlen von Deutschlands größtem Wohnungskonzern Vonovia befeuern die Mietdiskussion auch in Nordrhein-Westfalen. Die SPD drängt auf eine Verschärfung der Mietpreisbremse. „Diese Gewinnsteigerungen zeigen, was wirklich auf dem Wohnungsmarkt los ist“, sagte Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty der NRZ. Vonovia hatte mit seinen deutschlandweit 400.000 Wohnungen im ersten Halbjahr 2019 gut 13 Prozent mehr verdient – auch dank steigender Mieten.
Der in Bochum ansässige Wohnungsriese verdiente 609,1 Millionen Euro und erklärt das Gewinnplus wesentlich mit Zukäufen in Österreich und Schweden. Die durchschnittliche Nettomiete bei den Vonovia-Wohnungen stieg um 4,4% auf 6,64 Euro pro Quadratmeter. Der Konzern betont, dass ihm an bezahlbaren Mieten liege. Vonovia hatte unlängst eine Mietgarantie für Mieter über 70 Jahre ausgesprochen und die Modernisierungsumlage auf zwei Euro pro Quadratmeter begrenzt.
Mit dem Netto-Mietenanstieg von 4,4% liegt Vonovia nach Einschätzung des Mieterbundes aber über dem NRW-Durchschnitt. „Mietsteigerungen sind kein Naturphänomen“, sagte Daniel Zimmermann vom Mieterbund NRW. Unternehmen wie Vonovia trieben die Mieten systematisch voran – durch Modernisierungen, durch Mieterhöhungen im laufenden Geschäft oder bei Neuvermietungen.
Lage in NRW sehr unterschiedlich
In Nordrhein-Westfalen ist die Lage sehr unterschiedlich. Während in großen Städten an der Rheinschiene, aber nicht nur dort, die Mieten stetig steigen, stehen etwa in Teilen des Ruhrgebiets Wohnungen leer. Eine deutliche Verschärfung der Mietpreisbremse ist aus SPD-Sicht deshalb die beste Antwort darauf: „Die CDU muss jetzt endlich ihren Widerstand dagegen aufgeben“, forderte Fraktionschef Kutschaty. Der Markt alleine regele eben doch nicht alles.
Einen Mietdeckel, wie er in Berlin geplant ist, lehnt die CDU für NRW strikt ab. „Wir brauchen in NRW keinen Mietdeckel. Was wir brauchen, sind mehr Wohnungen. Das heißt bauen, bauen und nochmals bauen – insbesondere dort, wo die Nachfrage hoch ist und gerade auch im niedrigen und mittleren Preissegment“, betont der wohnungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Fabian Schrumpf.
Einen Mietdeckel wie in Berlin halte er für verfassungswidrig. „Er würde außerdem auch die vielen Kleinvermieter hart treffen und Investitionen in den Wohnungsbau zum Erliegen bringen“, argumentierte Schrumpf gegenüber der NRZ.
„Immer mehr Menschen müssen mehr als 30 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aufwenden“, klagt Horst Vöge, Landesvorsitzender des Sozialverbandes VdK. Immer mehr Senioren könnten steigende Mieten nicht bezahlen. Vermieter müssten da ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. „Es darf nicht auf Teufel komm’ raus um Gewinnmaximierung gehen“, meint Vöge. So mancher große Wohnungskonzern könne da von der Masse der kleinen Vermieter lernen.