Mülheim. Die DLRG in Mülheim hat im Sommer auf der Ruhr viel zu tun. Einige Personen werden immer leichtsinniger und springen von Brücken in den Fluss.

Es ist wie im Urlaub. Bäume in sattem Grün säumen die Ufer, Radfahrer genießen die Sonne auf den schmalen Wegen direkt am Wasser und Kanufahrer gleiten über den Fluss. Aber nicht für alle ist das Ruhrtal in Mülheim eine Erholungsoase. Gerade im Sommer hat das Team der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) dort einiges zu tun – wie ein warmer Samstag Anfang Juli zeigt.

Frauke Jerabeck, Bezirksleiterin der DLRG, steht auf dem Steg der Wachstation, die sich direkt gegenüber der Saarn-Mendener Ruhraue befindet, und macht sich für eine Patrouillenfahrt auf der Ruhr bereit. T-Shirt, Hose, Schwimmweste, alles in rot. Darauf verteilen sich gelbe Signalstreifen. Auch Gerrit Graffweg, Larissa Noback und Hendrik Erwin steigen in Einheitskleidung mit auf das Boot, das den Namen Klacki auf dem Bug trägt. Zu übersehen ist die Gruppe für niemanden.

Wassertiefe beträgt nur 2,50 Meter

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Der 28-jährige Gerrit Graffweg startet den Motor. Sonnenbrille auf, los geht’s. Zuerst in Richtung Mendener Brücke. Ein Spot, der besonders im Sommer einige Jugendliche zum eigentlich verbotenen Springen in die Ruhr einlädt. „Das passiert leider immer wieder und ist natürlich äußerst gefährlich“, sagt Frauke Jerabeck. Kurzer Blick auf das Echolot des Bootes. „Das Wasser ist hier nur 2,50 Meter tief. Liegt dann gerade an der der Stelle, an der die Person landet, auch noch ein Einkaufswagen, nimmt das keinen guten Verlauf“, fährt die 29-Jährige fort.

Zu einem Härtefall, dass eine verschwundene Person in der Ruhr gesucht werden muss, käme es glücklicherweise nicht oft, ein- bis zweimal im Jahr. „Wir schauen bei solchen Patrouillenfahrten beispielsweise auch nach Gegenständen. Hendrik, holst du bitte die Bierflasche aus dem Wasser“, sagt Jerabeck zu dem 15-Jährigen. Geschickt greift er über die niedrige Reling und zieht die Flasche aus der Ruhr. Es sollte nicht die Letzte dieser Patrouillenfahrt sein, fünf weitere kommen noch hinzu.

Sechs Mitglieder sind mit Pieper ausgestattet

„Wir haben hier schon die kuriosesten Gegenstände im Wasser gefunden – beispielsweise eine Fototasche oder Zaunelemente. Meistens landet sowas am Wochenende in der Ruhr, wenn die Leute auf dem Rückweg von Partys sind“, sagt Jerabeck. Diese Gegenstände können dann auch relativ schnell wieder aus dem Wasser entfernt werden, da die Wachstation von Mai bis September in den meisten Fällen samstags und sonntags besetzt ist. „Das können wir aber leider auch nicht immer gewährleisten. Für uns alle ist das ja ehrenamtliche Arbeit“, so die 29-Jährige Mutter von zwei Kindern.

Für Notfälle haben sechs Mitglieder der DLRG in Mülheim immer einen Pieper dabei. „Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich einen sehr flexiblen Arbeitgeber habe und ich kann oft zu den Einsätzen ausrücken“, berichtet Gerrit Graffweg. Mittlerweile hat der Mülheimer das Boot bis vor die Ruhrschleuse gesteuert. Zeit umzudrehen. Wie in den meisten Fällen bei den Patrouillenfahrten. Es geht wieder zurück Richtung Wachstation, in der Spitze mit 12 km/h, schnelleres Fahren ist auf der Ruhr nicht erlaubt. Links und rechts ziehen immer wieder Kanus vorbei, in denen die Personen über das Wasser paddeln.

Achtjähriges Kind alleine in der Ruhr

„Ab und zu brauchen auch die unsere Hilfe. Beispielsweise wenn die Kräfte ausgehen, dann können wir die Kanus bis zum Anlegepunkt ziehen“, sagt Frauke Jerabeck. Angekommen an der Wachstation geht es mit dem Boot weiter in Richtung Essen-Kettwig. Kleinere Campingplätze tauchen immer wieder am rechten Ufer auf. Vor ihren Wohnmobilen haben es sich einige Personen bequem gemacht. Plötzlich bremst Gerrit Graffweg das Boot ab. Einige Meter vor dem Campingplatz ragt ein Kopf aus dem Wasser. Über einen kleinen Steinweg hat es ein sehr junges Mädchen bis in die Ruhr geschafft.

Auf Ruhr-Patrouille mit der DLRG Mülheim

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    Vorsichtig nähert sich das Boot der DLRG dem Kind an. „Wie alt bist du?“, fragt Frauke Jerabeck. „Acht Jahre“, antwortet das Mädchen schüchtern. „Wo sind denn deine Eltern“, fährt Jerabeck fort. Darauf das Kind: „Sie befinden sich auf dem Campingplatz.“ In Sichtweite sind sie nicht. Die 29-Jährige fordert das Mädchen auf, sofort das Wasser zu verlassen. Was es ohne Widerworte tut. Jerabeck kann es nicht glauben: „Die Eltern lassen ihre Tochter in einem Gewässer schwimmen, obwohl das Kind nur Seepferdchen hat. So etwas darf einfach nicht passieren.“

    Keine Lust mehr auf Spaßbäder

    Auch wenn die Helfer keine Weisungsbefugnis haben, so hören doch die meisten Personen auf das was die DLRG sagt. Es gebe aber auch Situationen, in denen kein Respekt gezeigt wird. „Im Zuge unserer Ausbildung bekommen wir natürlich auch einen Blick für gefährliche Situationen und schauen anders aufs Wasser“, sagt Gerrit Graffweg, während er das Boot zum Ende der Patrouillenfahrt hin zur Wachstation steuert. Das führe allerdings auch mit sich, „dass ich keine große Freude mehr an Spaßbädern empfinde. Da gehe ich nicht mehr hin.“ Er setzt jetzt sein Talent dazu ein, um Leben zu retten.