An Rhein und Ruhr. Illegale Tiertransporte und dubiose Hundeverkäufe wurden zuletzt aus Hagen, Dortmund, Breckerfeld und Oberhausen bekannt. Tierschützer warnen.
20 Stunden hatten die sieben Hundewelpen in einem engen Gitterkäfig auf der Ladefläche eines Anhängers zugebracht, ehe der aus Polen stammende Wagen am vergangenen Wochenende (27./28. Juli 2019) auf der A1 bei Hagen von der Polizei gestoppt wurde. Die sieben bis acht Wochen jungen Hunde waren weder geimpft noch gechipt - und der Fahrer (44) hatte keine Papiere für sie. Mutmaßlich sollten die Welpen hier in Deutschland unter der Hand verkauft werden.
Es ist nicht der einzige derartige Fall von Rhein und Ruhr. In einem von zwei Russen, in der prallen Sonne auf einem Supermarktplatz in Breckerfeld (Ennepe-Ruhr-Kreis) geparkten Kastenwagen stellten Polizisten Plastikboxen mit ebenfalls sieben Welpen sicher. Auch sie waren offenbar zum Verkauf bestimmt. Drei weitere Welpen befreiten Polizisten Mitte Juni aus einem mit Kot und Urin verdreckten Auto in Oberhausen. Und in Dortmund verstarb Ende Juli ein Welpe, kurz nachdem eine Frau ihn über Ebay-Kleinanzeigen im Internet gekauft hatte. Das Tier war offenbar schon krank gewesen, und hatte vom Verkäufer wohl auch eine Überdosis Wurmkur verabreicht bekommen.
Zu früh von der Mutter getrennt
Ob auf dem „grauen“ oder auf dem Schwarzmarkt: „Der Welpenhandel blüht“, klagte Lea Schmitz vom in Bonn ansässigen Deutschen Tierschutzbund im Gespräch mit der Redaktion (1. August 2019) . In Osteuropa gezüchtete Hunde werden in Deutschland angeboten - häufig für kleines Geld, 200 bis 300 Euro. Die Junghunde wurden oft zu früh von der Mutter getrennt, schon nach vier statt nach acht bis neun Wochen, weshalb ihr Immunsystem noch nicht ausgebildet ist. Sie sind zudem oft medizinisch unzureichend versorgt.
Angeboten werden gerne sogenannte Trendrassen, Chihuahuas etwa, Möpse oder französische Bulldoggen. „Es gibt aber immer auch Mischlinge“, sagte Schmitz. Gezüchtet wird laut einer Auswertung des Tierschutzbundes häufig in Ungarn, Bulgaren und Rumänien - und das in der Regel unter sehr schlechten Bedingungen (Enge, Schmutz, kein Familienanschluss). Die Muttertiere müssten ständig Nachwuchs gebären. „Man muss fast schon sagen: Dort werden Welpen produziert’“, klagt Tierschützerin Schmitz.
Junge Hunde gibt es auch im Tierheim
Die Maschen der Welpenkäufer hätten sich gewandelt. „Zum Teil bemüht man sich um vermeintliche Seriosität“, berichtete Schmitz. Die Tiere würden nicht mehr auf Parkplätzen übergeben, sondern die Täter wollen nach Hause kommen – „angeblich um zu sehen, ob es die Tiere auch gut haben“. Manche dubiosen Händler würden auch ganz bewusst keine „Schnäppchenhunde“ anbieten sondern verlangten ausdrücklich 1000 Euro oder mehr: „Auch da geht es darum den Anschein von Seriosität zu erwecken.“
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Tierschützerin Schmitz rät grundsätzlich von Tierkäufen im Internet ab. Besser sei es, Hunde direkt von hiesigen Züchtern zu erwerben, und diese auch zu besuchen – „dann kann man sehen, wie die Hunde dort gehalten werden“. Noch besser sei es, sich zunächst im örtlichen Tierheim umzuschauen: „Wer unbedingt einen jungen Hund will – Welpen gibt es immer wieder auch dort.“
Beschlagnahmte Tiere sind in Quarantäne
In der Tat: Die auf der A 1 von der Polizei beschlagnahmten Hunde wurden ins Tierheim Hagen gebracht. Sie erholen sich dort. Mittlerweile gehe es ihnen „super“, wie es aus auf Nachfrage der Redaktion aus dem Tierheim hieß. Vorerst müssen die Welpen noch in Quarantäne bleiben. Der Autofahrer erhält die Tiere nicht zurück. Sie sollen später vermittelt werden.