An Rhein und Ruhr. Neben dem LKA sollen auch die großen Polizeibehörden mit IT-Fachleuten verstärkt werden. Erpressungen übers Internet haben 2018 stark zugenommen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) will, dass auch die großen Polizeipräsidien in Nordrhein-Westfalen über eigene Cybercrime-Experten verfügen. Im Kampf gegen Datendiebstähle, Internetbetrug, Computersabotage & Co. sollen landesweit 75 Sachbearbeiter für Cyberdelikte und IT-Forensik eingesetzt werden. „Wir wollen die Fachlichkeit der Kripo stärken“, sagte GdP-Landeschef Michael Mertens im Gespräch mit der Redaktion.

Das Internet gehöre immer stärker Alltag, immer stärker verlagere sich aber auch Kriminalität dorthin. Neben dem seit dem Jahr 2011 beim Landeskriminalamt (LKA) bestehenden Kompetenzzentrum Cyberkriminalität benötige man auch Sachverstand in der Fläche, sagte Mertens. Beim Innenministerium habe man deshalb angeregt, über dem Stellenpool der Regierungsangestellten eben diese 75 Sachbearbeiter einzustellen, die eine schnellstmögliche Perspektive auf Verbeamtung haben sollten. Ein Sprecher von Minister Herbert Reul (CDU) erklärte auf Nachfrage der Redaktion, dass man bereits dabei sei, den IT-Bereich zu verstärken und da auch in die Fläche gehe.

Im vergangenen Jahr nrw-weit 19.693 Fälle

Nach Vorstellungen der GdP sollen zwölf dieser Fachleute das LKA verstärken und jeweils drei bis fünf an die größeren Präsidien, die sogenannten Kriminalhauptstellen. In der Rhein-Region sind das Mönchengladbach, Krefeld, Düsseldorf, Duisburg, Essen und Wuppertal. Zumindest die IT-Forensiker, die auf Rechnern und im Internet nach digitalen Spuren suchen, sollten den Überlegungen zufolge ein abgeschlossenes Informatikstudium haben und auch Mitarbeiter der Kriminalkommissariate schulen.

LKA-Experten hielten mehr als 70 Vorträge zu Cybercrime

Wie schütze ich mich vor Angriffen im Netz? Prävention spielt im Kampf gegen Cyberkriminalität eine große Rolle. Die Polizei in NRW arbeitet da mit großen Verbänden wie Bitkom und Voice zusammen. Angesiedelt ist die Präventionsarbeit bei den Kreispolizeibehörden, das Landeskriminalamt (LKA) unterstützt sie. Bei verschiedenen Veranstaltungen von Behörden oder Wirtschaft hielten LKA-Experten im vergangenen Jahr aber auch mehr als 70 Vorträge zu den Gefahren durch Cybercrime. Auch auf Großveranstaltungen wie dem NRW-Tag in Essen war man präsent. (dum)

Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in NRW insgesamt 19.693 Fälle von Computerkriminalität (Cybercrime im engeren Sinne) und 55.719 „Straftaten mit Tatmittel Internet“ (Cybercrime im weiteren Sinne). Laut frisch vom LKA veröffentlichten Lagebild waren das Rückgänge um 14,1% bzw. 7,2%. Experten gehen aber davon aus, dass viele Straftaten nicht bekanntwerden und Cyberkriminalität in Zukunft weiter zunimmt. Rückgänge bei den registrierten Fälle hatte es auch in früheren Jahren immer mal wieder gegeben, dafür in Folgejahren umso stärkere Anstiege (zum Beispiel 2016:+36,4%).

Lösegeldforderungen per E-Mail

2018 lag die Aufklärungsquote in NRW hier bei 35,5%. Eine Schadenssumme ist nur für Computerbetrug und Softwarepiraterie erfasst, hier waren es insgesamt 14.267.745 Euro. Zurückgegangen sind die Fallzahlen bei Delikten wie Computersabotage, das Ausspähen von Daten. Zugenommen (+13%) haben die bekanntgewordenen Fälle von Kinderpornografie, Innenminister Reul stellt die NRW-Polizei im Kampf gegen Kinderpornos neu auf. Und rasant gestiegen (+167,6%) sind Erpressungen übers Internet – die Polizei NRW zählte hier im vergangenen Jahr. Eine Masche war dabei, dass die Täter in E-Mails mit Schadsoftware drohten, falls kein Lösegeld gezahlt werde. In anderen Fällen wurden Bürger über digitale Plattformen in erotische Videochats gelockt, dann wurde mit der Veröffentlichung von Filmmaterial gedroht.