Kalkar-Grieth. Durch den Rhein treibt etwas Gold. Es zu finden ist harte Arbeit. Doch es gibt Kurse, bei denen Interessierte das Goldwaschen lernen können.
Langsam schüttelt Jörg Ridder die große, schwarze Plastikschüssel mit beiden Händen, immer wieder hin und her. Dabei schwappt ein Wasser-Sand-Gemisch über den Rand, solange, bis nur noch ein kleiner Schluck Wasser übrig ist. “Da, da hab ich was”, ruft er und zeigt mit dem Finger auf kleine glänzende Punkte am Schüsselgrund. Jörg Ridder ist Goldwäscher - aus Leidenschaft muss dazu gesagt werden, denn wirklich leben kann von den Edelmetallvorkommen im Rhein eigentlich niemand. Hemd, lange Hose, Gummistiefel und Kappe - der Familienvater von einem Söhnen wirkt nicht wie ein Schatzsucher.
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Seine Lebenshaltungskosten deckt er durch seine Tätigkeit als Umwelttechniker. Außerdem - und das ist erträglicher als das Goldsuchen, gibt er Kurse im Goldwaschen: 25 Euro kostet so etwas, inklusive Gold und Fläschchen. Die Hälfte der Ausstattung für die eigene Suche hat man damit schon sicher. Das ist nicht viel; Goldwasch-Schüssel, Pipette und ein kleines Fläschchen - Anschaffungskosten liegen etwa bei 20 Euro.
Anfänger haben Angst vor Verlust
Was Jörg Ridder hier im Rhein in Grieth rauswäscht, sind feinste Flitter. Nuggets gibt es keine im Rhein, dann eher in Thüringen oder in der Schweiz. Heute sind noch André Zwanziger und Benjamin Heisig dabei. Zwanziger und Ridder kennen sich über den Kindergarten ihrer Kinder. Zwanziger dachte anfangs an einen Scherz, als Ridder erzählte, er würde jetzt am Rhein nach Gold suchen. “Ich dachte, der spinnt”, meint Zwanziger. Mittlerweile hilft er seit knapp zwei Jahren bei den Goldwasch-Kursen: „Meistens kommen Frauen, die die Idee so nett finden und es einmal ausprobieren wollen. Selten bleibt jemand länger beim Goldwaschen.“
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Ridder nimmt mit seiner Schüssel wieder Sand aus Ufernähe auf. Sehr schnell und ziemlich grob schüttet er ganze Haufen über den Rand der Schüssel: “Anfänger haben dann immer Angst, dass ihnen dabei das ganze Gold entgeht. Doch das Gold setzt sich am Boden ab und die Riffel in der Schüssel halten die Flitter zurück.” Doch Ridder arbeitet gar nicht mit den Riffeln, denn die braucht er nach fünf Jahren Goldwasch-Erfahrung nicht mehr. Das Schütten ist gekonnt. Wenn die Schüssel sich leert und das Wasser-Sand-Gemisch immer feiner wird, erinnert es eher an ein leichtes, vorsichtiges Zittern. Die Goldflitter sind nun deutlich erkennbar in der dunklen Schale. Ein letztes Zittern treibt das Gold zusammen an den Rand.
Pro Jahr ein Wert von 70 bis 80 Euro
Der Goldwäscher nimmt eine kleine Plastikpipette aus seiner Gürteltasche, saugt die gerade gebildete Goldlinie einfach ab und leert die Pipette in einer Sammelflasche. „Zuhause muss das Wasser in der Flasche gegen Alkohol getauscht werden, damit es nicht grün wird und das Gold seinen Glanz behält”, erklärt der Sammler. Denn der kleine Schatz wird nicht gegen Bares eingetauscht, sondern ins Regal gestellt - oder getauscht. Ridder besitzt eine kleine Sammlung unterschiedlichster Goldfunde aus aller Welt. Alles nur wenige Krümel. Doch Gold sieht überall anders aus. Deswegen ist auch Rheingold so beliebt: “Es gab auch schon Leute, die anriefen, um das Gold zu kaufen. Die wollten daraus Münzen herstellen. Rheingold-Münzen sind bei Sammlern sehr beliebt. Aber ich finde nicht genug, um es wirklich verkaufen zu können.”
Das, was er pro Jahr im Rhein findet, hat etwa einen Wert von 70 bis 80 Euro. Sammler würden auch schon einmal das Doppelte bezahlen, sagen die Herren. Am Tag sind es etwa 0.2 bis 0.5 Gramm, wenn man denn weiß, wo gesucht werden muss.
Hinweise gibt der schwarze Sand
„Wir müssen immer nach den Goldseifen Ausschau halten. Wenn der Sand am Rheinufer schwarz ist, lässt sich dort auch Gold finden“, erklärt Ridder. Manchmal sei er auch mit einem starken Magneten unterwegs, den er dann über den Sand fahren lässt. Dort, wo Eisenablagerungen zu finden sind, ist das Gold in der Regel nicht weit. Das Schwarz des Sandes, den viele im Urlaub lieber meiden, gibt Hinweise auf Mineralablagerungen und eben Gold. Einzige Ausnahme: Organische Substanzen - diese färben den Sand auch schwarz, sind aber nicht gesund und goldarm. Wie kann man das unterscheiden?
„Wenn der Sand schmierig ist, besser die Finger davon lassen“, empfiehlt Ridder. Zwei bis drei Tage die Woche verbringt der Schatzsucher am Rhein. Auch Zwanziger sucht häufig, wenn auch weniger. Die Familien der beiden machen den Spaß mit. „Die Kinder spielen in der Zeit dann am Rhein. Die Frau genießt das schöne Wetter“, so Zwanziger. Die Kurse geben die beiden meistens an den Wochenenden. Das dazugehörige Kleinunternehmen gehört Jörg Ridders Frau. Sie hat es von einem alten Bekannten übernommen, als dieser starb. „Die Kurse sind ein netter Nebenerwerb. Für meine Frau ist das nicht mehr als ein Minijob“, klärt der Umwelttechniker auf. Viel wichtiger sei das Entspannen: Goldwaschen sei durch die Rüttelbewegung nämlich eine meditative Tätigkeit - sozusagen eine niederrheinische Form von Yoga.