Krefeld. Das Racing Team aus Krefeld ist bereit für die neue Saison der internationalen Formula Student. Rennen in Österreich und Tschechien sind geplant.

Ein wenig Formel-1-Luft verbreitet sich auf dem Campus der Hochschule Niederrhein. Sechs Studierende haben sich um ein schwarz-weißes Rennauto versammelt, greifen an die Karosserie und schieben den glänzenden Wagen aus einer Werkstatt, die einem Häuschen in einer Boxengasse ähnelt, nach draußen auf die Straße zum offiziellen Fotoshooting. Der RS-19c, benannt nach dem Gründer des Racing Teams, Rolf Schloms, ist das Produkt harter Arbeit der Studenten und das neue Fahrwerk für die Formula Student. Das ist eine internationale Rennserie, bei der Hochschulen gegeneinander antreten.

Krefeld ist dort seit 2011 vertreten. Jedes Jahr bauen Studenten ein neues Fahrzeug, um bei Rennen in Deutschland, Italien oder anderswo in Europa an den Start zu gehen. Rund 60 Studierende, vorwiegend aus den Fachbereichen Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie Elektrotechnik und Informatik, gehören zum Team. Dessen Leiter ist seit der neuen Saison Chris Jakubowski. Bei der Vorstellung des neuen Wagens zeigt er sich äußerst zufrieden: „Es war zwar sehr viel Arbeit – von den ersten Ideen bis zur Fertigstellung haben wir ungefähr ein Jahr gebraucht. Im Vergleich zur vergangenen Saison konnten wir das Auto eindeutig verbessern.“

Neue Saison, besseres Auto

Nach einer eher enttäuschenden Rennserie 2018, mit technischen Problemen und einem daraus resultierenden Ausscheiden bei Events in Österreich und Italien, sei somit der Grundstein für einen neuen, erfolgreicheren Anlauf gelegt.

Dahinter stecken allerdings viele Stunden Arbeit, die bei vielen Mitgliedern in Form von einem müden Gesichtsausdruck und Augenringen bei der offiziellen Vorstellung nicht zu übersehen ist. „In den vergangenen Tagen mussten noch viele Kleinigkeiten erledigt werden“, erzählt Jakubowski. Viel geschlafen habe von den Schraubern daher niemand mehr.

Doch der Fleiß habe sich definitiv gelohnt, sagt der Teamleiter: „Der Wagen ist zum Beispiel noch einmal fünf Kilogramm leichter als im vergangenen Jahr. In der Spitze erreicht er ungefähr 110 km/h.“ Teile wie Federn und Dämpfer seien zentraler platziert, der Motor liege tiefer als beim Vorgänger: „Davon versprechen wir uns eine bessere Straßenlage“, erklärt Jakubowski. Bemerkenswert dabei ist, das die Studenten viele Teile des Autos in Gänze selbst zusammenbauen. Beispielsweise die Verkleidung, das Lenkrad oder das Aerodynamikpaket. Dafür schreiben die Studierenden auch eigene Konstruktionsprogramme am PC.

Hilfe bei der Jobsuche

Die Finanzierung des Racing Teams übernehmen acht Hauptsponsoren sowie die Hochschule selbst. Das Budget bewegt sich in einem hohen fünfstelligen Bereich. Von dem Hochschulcampus sei das Projekt nicht mehr wegzudenken, sagt Professor Michael Heber. Der Professor für Konstruktionslehre und Kunststofftechnologie betreut das Team schon seit den Anfängen. „Bei der Formula Student können die Studierenden Dinge lernen, die sie sonst an der Hochschule nicht vermittelt bekommen und die nicht im Lehrplan stehen“, sagt Professor Dr. Michael Heber.

Dem kann sich Teamleiter Chris Jakubowski nur anschließen, er studiert Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der Hochschule: „Es ist ein cooles Beispiel dafür, wie wir uns Lerninhalte auch ganz praktisch erarbeiten können.“ Es sei ein Vorzeigeprojekt, „gerade Erstsemester schauen immer wieder neugierig in die Werkstatt, manche werden dann auch schnell Teil des Teams“, so Jakubowski. Im Hinblick auf die berufliche Laufbahn scheint das durchaus ein kluger Schritt zu sein.

Rennen in Österreich und Tschechien

„Namhafte Automobilhersteller stellen gerne junge Menschen ein, die sich bei der Formula Student eingebracht haben“, sagt Professor Heber. Das weiß natürlich auch Jakubowski: „Die Meisten aus unserem Team möchten so etwas später einmal beruflich machen. Viele gehen deshalb beispielsweise auch nach der Projektzeit für ein Praktikum zu großen Herstellern im Süden Deutschlands.“

Bis das soweit ist, werden die Studierenden aber alles für das Racing Team geben. In diesem Jahr geht der Rennbolide in Österreich und Tschechien im Juli und August an den Start. Dann soll es in der Rangliste der 600 weltweiten Teams, die bei der Rennserie mitmachen, für die Hochschule weiter nach oben gehen. Momentan liegt die Hochschule Niederrhein dort auf einem soliden 200. Platz.