An Rhein und Ruhr. . Auch in NRW verdienen 13,8 Prozent der Vollzeitbeschäftigten weniger als 2000 Euro brutto. Sozialverband VdK fordert 12,80 Euro Mindestlohn.

Fast 3,4 Millionen Menschen in Deutschland haben im Monat zuletzt weniger als 2000 Euro brutto verdient, obwohl sie in Vollzeit arbeiten. „Wenn man bedenkt, dass da noch 30 bis 40% für die Miete runtergehen, hat man kaum eine Chance über die Runden zu kommen“, sagte Horst Vöge, stellvertretender Bundesvorsitzender des Sozialverbandes VdK, gegenüber der Redaktion.

Große Ost-West-Unterschiede

Die Zahlen (Stand: Ende 2017) stammen aus einer Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Anfrage der Linken, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach stellten Geringverdiener bundesweit einen Anteil von 16% an den Vollzeitbeschäftigten. In NRW lag der Anteil bei 13,8%. Dramatisch hoch sind die Werte in den östlichen Bundesländern: In Mecklenburg-Vorpommern z. B. verdient praktisch jeder dritte Vollzeitbeschäftigte (32,6%) weniger als 2000 Euro.

Horst Vöge ist stellvertretender Bundesvorsitzender des Sozialverbands VdK und führt auch den NRW-Landesverband.
Horst Vöge ist stellvertretender Bundesvorsitzender des Sozialverbands VdK und führt auch den NRW-Landesverband. © Sebastian Konopka

Eine Familie lasse sich von solch einem Lohn schwerlich ernähren, sagte der aus Dinslaken stammende VdK-Bundesvize Vöge. Für kulturelle Bedürfnisse, etwa Theaterbesuche, bleibe nichts. Es drohe ständig die Gefahr der Verschuldung – und später Altersarmut: „Man kann privat nicht vorsorgen und später reicht die Rente nicht.“ Der VdK fordert den Mindestlohn von 9,19 auf mindestens 12,80 Euro anzuheben.Horst Vöge beklagt zudem, dass in einer Reihe von Branchen nur wenige Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert seien.

Eine Analyse des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW) hatte zu Monatsanfang bereits darauf hingewiesen, dass der Niedriglohnsektor in Deutschland größer ist als bislang angenommen. Zuletzt sorgte die prekäre Lage vieler Paketzusteller für Schlagzeilen. Besonders wenig verdienen Reinigungskräfte, wie eine ebenfalls der dpa vorliegende Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Anfrage der AfD zeigt. Ihr Monatsbrutto lag im Mittel bei lediglich 1861 Euro, es folgen Beschäftigte im Tourismus sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe mit 1961 Euro.