Andreas Kopkau (48) aus Gelsenkirchen rührt die Werbetrommel für eine Sportart, die Badminton, Tennis und Pingpong mischt und richtig Spaß macht
Sport habe ich immer gerne gemacht. Aber nicht im Verein. Als Kind nicht, weil ich nur Fußball wollte und meine Eltern das Gebolze nur bekloppt und überbewertet fanden. In den 70ern dann klebte am Vereinsleben der Geruch des Bürgerlichen, wir organisierten den Kick im Käfig oder auf dem Acker lieber selbst. 35 Jahre lang hab ich zweimal die Woche gerumpelt, bis der Orthopäde die rote Karte zog. Dann war da der Waldlauf (wie wir das Joggen nannten), den hab ich geliebt, ich bin immer noch ein wenig stolz, dass ich auch als Zwei-Zentner-Mann den Marathon in passabler Zeit unter die Füße nahm.
Seit letzter Woche bin ich nun Mitglied beim Post- und Telekom Sportverein Essen e. V., Abteilung Badminton, Unterabteilung Pickleball. Und das kam so: Zwei Freunde hatten einen dritten in Arizona besucht, der dort diesem Sport mit dem seltsamen Namen frönt, den in den USA schon gut 3,8 Millionen Menschen betreiben. Zurück in Deutschland wollten die Jungs weiterpicklen und so kommt der Mann ins Spiel, der auf dem Foto mit auf der Bank sitzt.
Drei Familienväter erfanden den Sport
Andreas Kopkau ist 48 und sozusagen Doktor Pickleball im ollen Germanien. Er versucht den Sport hierzulande bekannt zu machen. Für einen ersten Eindruck von dem Spiel googeln Sie es einfach. Dann sehen Sie schnell, es ist Tennis, Pingpong und Badminton zentrifugiert, ein wenig von allem. Gespielt wird am liebsten im Doppel, im Winter braucht man eine Halle, deshalb sind wir jetzt auch alle im Verein, Andreas ist unser Trainer.
Und er kennt die Historie: „Erfunden wurde der Sport 1965 auf der Insel Bainbridge an der Westküste der USA.“ Drei Familien machten dort Urlaub, das Wetter war mies, die Blagen knatschten „langweilig“, die Papas ließen sich was einfallen, Pickleball ward geboren. „Wer das Spiel in Präzision sehen will, sollte Mitte Juli nach Essen kommen, dort wird der Bainbridge-Cup ausgespielt, da treten wie beim Ryders Cup im Golf die besten Amerikaner gegen die besten Europäer an.“
Wir haben uns köstlich amüsiert...
Eher ziemlich schlechte Europäer konnte man jetzt am Dienstag beobachten – bei uns im Training. Das Fähnlein hat so 20 Getreue, wir sind vor allem Kumpels beiderlei Geschlechts, aber auch Geschwister, verschwägert, erwachsene Kinder, mein Schwiegersohn, auch meine Frau. Und ich muss sagen: Wir haben uns köstlich amüsiert und doch auch ganz prima geschwitzt. Ich mag diese Mischung: man fightet durchaus um jeden Punkt, hechtet aber nur noch nach jedem zweiten Ball, weil man sich durchaus der Gefahr bewusst ist, dass nur ein talentierter Chiropraktiker dir wieder auf die Beine helfen kann. Das sieht auch alles nicht immer gut aus. Aber wir Älteren beherrschen nun mal die weise Kunst, den Schleier der Gnade vor die Netzhaut ziehen zu können.
Andreas, der gerade in Florida zum Pickleball-Ritter geschlagen wurde und jetzt auch Trainer ausbilden darf, glaubt an den Erfolg des neuen Sports. „In 20 Jahren sollen 100.000 Deutsche Pickleball spielen, das ist doch ein Ziel, oder?“
Warum nicht, na gut, dann bin ich 82, aber Edel-Zuschauer kann ja auch witzig sein. Ich feuere die Enkel an und nerv mit blöden Sprüchen, etwa so: „Jungchen, den Ball hätte der Oppa früher mit der Mütze reingebracht.“ Auch junge Sportarten brauchen alte Weisheiten.
Weitere Infos zur Sportart unter: deutscher-pickleball-bund.de