An Rhein und Ruhr. . Das Aufputschmittel Crystal Meth wird immer häufiger in Nordrhein-Westfalen gefunden. Schmuggler nutzen NRW bevorzugt als Transit-Strecke.
Insgesamt fast 15 Kilo Crystal Meth haben Essener Zollfahnder im vergangenen Jahr sichergestellt. Das geht aus der gestern vorgestellten Jahresbilanz der Behörde hervor. Die Droge hat ein sehr großes Suchtpotenzial und gilt als besonders zerstörerisch. Hintergrund ist, dass es mittlerweile offenbar auch in den Niederlanden mehrere Labore für Crystal gibt.
Die Sicherstellungen erfolgten im Januar, Juli und Oktober in Grenznähe zum Nachbarland. Die übrige Menge Crystal Meth wurde am Flughafen Köln-Bonn in Paketsendungen zur Durchfuhr sichergestellt. In allen Fällen sei das Rauschgift offenkundig nicht für Abnehmer in Nordrhein-Westfalen bestimmt gewesen, sondern befand sich „auf der Durchreise“ - in einem Fall zum Beispiel nach Spanien.
Keine Hinweise auf nennenswerten Konsum
„Es gibt bislang keine Hinweise auf nennenswerten Konsum in NRW“, betonte Heike Sennewald vom Zollfahndungsamt Essen auf Nachfrage der Redaktion. Dass das Bundesland zur Transit-Strecke wird scheint sich indes abzuzeichnen. Auch im neuen Jahr habe es bereits Sicherstellungen „im zweistelligen Bereich gegeben“. Die Zollfahnder sind für NRW und Teile Niedersachsens zuständig.
Täter immer gewaltbereiter
Dopingmittel, unversteuerter Wasserpfeifentabak und Kaffee, verbotene Pyrotechnik, Schmuggelzigaretten, Markenpiraterie: Auch abseits der Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels hatten die Essener Zollfahnder im vergangenen Jahr viel zu tun. Die Beamten führten den Angaben zufolge insgesamt 3422 Ermittlungsverfahren gegen 3971 Tatverdächtige durch.
Meist hatten es die Fahnder mit schwerer und organisierter Kriminalität zu tun. Die Täter seien zunehmend gewaltbereit, hieß es. Der ermittelte Steuerschaden betrug über 25 Mio Euro. Auf Grundlage erfolgreicher Ermittlungen der Essener Fahnder sprachen Gerichte 2018 insgesamt Freiheitsstrafen von 655 Jahren und Geldstrafen von rund 521.000 Euro aus.
Zum ersten Mal habe man Crystal in beachtlicher Menge sichergestellt, so Sennewald. Sie verweist darauf, dass für den Konsum schon Mini-Portionen genügen. Im Straßenverkauf kostet ein Gramm Crystal rund 78 Euro und „ist damit teurer als Kokain“. In Ostdeutschland gibt es große Probleme mit der Droge. In den dort angrenzenden Nachbarländer, wie etwa Tschechien, gibt es zahlreiche Labore.
Die weitere Bilanz der Zollfahnder bei Rauschgiftsicherstellungen war uneinheitlich. Auch bei anderen synthetischen Drogen legten die Mengen den Angaben zufolge zu, bei Amphetaminen beispielsweise um 86% auf 318 Kilo. Bei Goch am Niederrhein war im vergangenen Jahr eine Amphetaminküche ausgehoben worden.
„In trügerischer Sicherheit“
Zudem hat sich die Menge des sichergestellten Heroin mit 56 Kilo mehr als verdoppelt und auch bei Marihuana gab es ein sattes Plus (+338 auf 1152 Kilo). Bei Kokain gab es hingegen einen deutlichen Rückgang von 470 auf 223 Kilo. Auf der A 61 gibt es immer wieder Sicherstellungen. Von den großen Seehäfen in den Niederlanden und Belgien aus wird Kokain mit Kurieren nach Südeuropa, vor allem Italien, verbracht.
Beim Drogenhandel spielt das Internet nach Einschätzung der Fahnder eine immer größere Rolle. Häufig wird das bestellte Rauschgift dann aus den Niederlanden nach Deutschland geschmuggelt, um dann per inländischem Postversand (mit gefälschten Absenderadressen) zum Kunden zu gelangen. „Die Käufer, Verkäufer und Kuriere wiegen sich durch den anonymen Postversand in trügerischer Sicherheit“, so der Leiter des Zollfahndungsamtes Essen, Frank Denner.