Düsseldorf. . Bei der weltweiten Schülerdemonstration setzen sich Schüler für das Klima ein. Die bunten Plakate verraten, worum es ihnen konkret geht.

Wenn es um ihre Zukunft geht, werden sie laut. Sehr laut. „Weil ihr unsere Zukunft klaut“, rufen viele Tausend Schülerinnen und Schüler bei der weltweiten Fridays For Future-Demonstration, die am Freitagvormittag auch vor dem Düsseldorfer Rathaus gestartet ist.

Mitten aus der Menschenmenge springt die 13-jährige Hanna aus Düsseldorf heraus. „Ich schwänze Schule, um für das Klima zu kämpfen“, erklärt sie. Es ist ihre erste Demo, die Sprechgesänge hat sie jedoch bereits in den ersten Minuten verinnerlicht. „Was wollen wir?“, brüllt sie in die Menge. „Klimagerechtigkeit!“, schmettert es ihr entgegen.

Die Bibliothek kann warten, das Klima nicht

Von genau solchem Engagement sind die beiden Studentinnen Maria Schädlich und Nadja Ismail aus Essen vollends begeistert. „Bei meiner ersten Fridays For Future-Demo habe ich selbst noch gedacht, dass viele wahrscheinlich nur die Schule schwänzen wollen“, erzählt Maria. „Aber dann war ich wirklich überrascht, ich habe lange nicht mehr eine so laute Demo erlebt.“ – „...und wir gehen auf viele“, ergänzt Nadja.

Daher beteiligen sich die beiden an dem Protest der jungen Generation, selbst wenn sie dafür statt des Schulunterrichts das Schreiben der aktuellen Hausarbeit ausfallen lassen müssen. Die Bibliothek kann warten, das Klima nicht, wie Maria betont: „Wir sind die letzte Generation, die etwas bewirken kann.“

 
  © Sarah Schurmann

Damit jeder versteht, was junge Menschen wie Maria und Nadja konkret fordern, halten sie beim langsamen Gehen durch die Altstadt ihre in der S-Bahn noch schnell gemalten Plakate hoch.

„Zerstört das Patriarchat, nicht den Planeten“, steht auf einem. „Sei vegan und Anti-Kapitalist“, steht auf einem anderen.

Bei allem Optimismus kommt bei Maria allerdings auch ein Hauch Realismus durch: „Selbst, wenn jeder Schüler auf die Straße geht, wird sich beispielsweise am Kohleausstieg nichts ändern.“ Umso wichtiger sei es ihrer Meinung nach, erst einmal ein generelles Bewusstsein für die Probleme zu schaffen.

Das Thema passt in den Lehrplan

Aus eben diesem Grund folgt auch Ulrich Böhme, Lehrer aus Dortmund, der wütenden Greta aus Pappmaché, dem Karnevalswagen vom Rosenmontagszug, quer durch die Innenstadt. Seine Schule hat den Tag zum Projekttag erklärt, so dass alle Zehntklässler mitdemonstrieren dürfen. Von 125 Schülerinnen und Schülern beteiligen sich 110, die anderen sitzen im Unterricht. https://www.nrz.de/video/fridays-for-future-in-duesseldorf-mit-tausenden-teilnehmern-id216675513.html

Er bezeichnet die Demonstration als „eine gute Gelegenheit zu lernen, wie man politisch partizipieren kann.“ Und in den Lehrplan passt das Thema praktischerweise auch. So behandelt der Erdkundeunterricht zurzeit das Klima und für das Fach Sozialwissenschaften sollen die Schülerinnen und Schüler den Protest dokumentieren. Für Letzteres kommen sie kaum umhin, die zahlreichen Plakate mit bestechend kreativen Sprüchen zu erwähnen.

„Wäre die Welt eine Bank, wäre sie schon längst gerettet“, hält eine Schülerin selbstbewusst hoch. Ein anderer Schüler erklärt mit seinem Plakat: „Wer weiter Mutter Erde quält, wird in Zukunft nicht gewählt.“ Letztere Information dürfte nicht zuletzt all jene Politiker interessieren, vor deren Parteizentralen die Demonstration einen kleinen Zwischenstopp einlegt.

„Klima ist auch ein Thema auf Landesebene“

Schnell noch „Deine Schuld“ von der Band „Die Ärzte“ mitsingen, dann spricht Mitorganisator Lukas von einem kleinen Wagen aus zu der Menge: „Wer wirklich etwas ändern kann, das sind die Politiker.“ Immerhin könnte die Politik Geld in nachhaltige Projekte wie Elektro-Autos oder ökologische Landwirtschaft stecken. „Klima ist auch ein Thema auf Landesebene“, betont er später und rennt im nächsten Moment nach vorne, um den Weg zur letzten Station anzuzeigen.

Vor dem Landtag drehen die Schülerinnen und Schüler noch ein letztes Mal die Lautstärke voll auf. Mitten drin hopst eine 13-jährige Hanna aus Düsseldorf und singt voller Inbrunst: „Hopp, hopp, Kohlestopp.“

>>> DER NÄCHSTE WELTWEITE SCHÜLERSTREIK

Die Erwartungen der Veranstalter von Fridays For Future Düsseldorf von rund 1000 Schülerinnen und Schülern wurde trotz des regnerischen Wetters weit übertroffen.

Für Mitorganisator Lukas aus Düsseldorf ist der große Erfo lg ein Grund mehr, bereits schon jetzt die nächste weltweite Schülerdemonstration Fridays For Future zu planen.

Am 24. Mai soll der nächste internationale Streik stattfinden.

Die zeitliche Nähe zur Europawahl ist bewusst gewählt, wie Lukas betont: „Europa ist ein wichtiger Voranschreiter was das Klima angeht.“