Krefeld. . Der Krefelder Marktführer will zur Online-Plattform für alle Bedürfnisse ums Tier werden und sieht das als größte Herausforderung seit Gründung.
Tierfutter und Zubehör verkaufen, reicht ihm nicht mehr. Torsten Toeller, Gründer und Eigentümer der Fressnapf-Kette mit mehr als 900 Filialen in Deutschland, will seine marktbeherrschende Stellung nutzen, um zur Online-Plattform für alle Bedürfnisse rund ums Tier zu werden.
20 bis 30 Millionen Euro jährlich will das Krefelder Unternehmen investieren, damit die Kunden demnächst von der Beratung beim Tierkauf bis zum Anbieter für Hundesalons, Tierarzt und Betreuungsangebote alles rund ums Tier über die Fressnapf-Plattform abwickeln können.
Toeller verglich die Herausforderung dieses Projekts mit der Gründung seines Unternehmens vor 29 Jahren. Und macht deutlich, was ihm vorschwebt: Wenn Netflix zum größten Spielfilmproduzenten werden kann, ohne Kinos zu besitzen, AirBnB die meisten Übernachtungen vermittelt, ohne ein einziges Hotel zu haben und Facebook die meisten Nachrichten liefert, ohne selbst Medien zu besitzen, dann steckt darin auch für ihn die Zukunft: Fressnapf will die Dienstleistungsplattform rund ums Tier werden.
„Unsere Wettbewerber können sich das nicht leisten.“
Bis 2025 will er erreichen, dass Fressnapf mit Läden, Apps und Online-Angeboten für praktisch alle Probleme der Tierhalter eine Antwort bietet. Dazu will er auch mit externen Partnern zusammenarbeiten. Der Aufbau der Plattform werde teuer, prognostizierte Toeller. „Aber das ist gut so. Denn unsere Wettbewerber können sich das nicht leisten.“
Dort soll der Tierbesitzer von der Adoption eines Hundewelpen über Tiertrainer, Veterinärmediziner, Hundesalon und Dogsitter alle Dienstleistungen finden und buchen können, die er für seinen Hund braucht. Gleiches gilt selbstredend auch für die Besitzer von Katze, Meerschweinchen, Pferd und Vogel und was auch immer.
Torsten Toeller ist ein Typ, der nicht stillstehen will. Auch bei der alljährlichen Bilanzpressekonferenz läuft er auf und ab und erklärt, warum auch der Marktführer der Tierhandelsbranche auf keinen Fall stillstehen darf: „Was uns in den letzten 20 Jahren erfolgreich gemacht hat, wird uns nicht in den nächsten zehn Jahren erfolgreich machen“, sagt er – und dass ihm die Arbeit jetzt wieder richtig Spaß mache.
Der 52-Jährige scheint sich ein wenig in seine Gründerzeit zurückversetzt zu fühlen: Als ihm die Experten beschieden, eigene Märkte nur für Tierfutter würden in Europa nicht funktionieren. Der Triumph des Torsten Toeller: Den 1500. Fressnapfmarkt hat er im vergangenen Jahr in Paris eröffnet.
Auch interessant
Und jetzt will er sein Unternehmen in die digitale Zukunft führen. Obwohl Fressnapf im Online-Handel bislang eine eher kleine Nummer ist, soll die Firma mit einer großen Idee nach vorn kommen: Wenn Netflix zum größten Spielfilmproduzenten werden kann, ohne Kinos zu besitzen, AirBnB die meisten Übernachtungen vermittelt, ohne ein einziges Hotel zu haben, und Facebook die Nachrichten liefert, ohne Medien zu besitzen, dann steckt darin für ihn die Zukunft: Fressnapf, mit Palettenware gestartet, will Internetplattform rund ums Tier werden.
„Unsere Wettbewerber können sich das nicht leisten.“
Bis 2025 will er erreichen, dass Fressnapf mit Läden, Apps und Online-Angeboten für praktisch alle Probleme der Tierhalter eine Antwort bietet. Dazu will er auch mit externen Partnern zusammenarbeiten. Dort soll der Tierbesitzer von der Adoption eines Hundewelpen über Tiertrainer, Veterinärmediziner, Hundesalon und Dogsitter alle Dienstleistungen finden und buchen können, die er für seinen Hund braucht. Gleiches gilt selbstredend auch für die Besitzer von Katze, Meerschweinchen, Pferd und Vogel und was auch immer.
Der Aufbau der Plattform werde teuer, prognostizierte Toeller. „Das kostet einen Arsch voll Kohle. Aber das ist gut so. Denn unsere Wettbewerber können sich das nicht leisten.“
Eine klare Kampfansage also von dem Self-Made-Milliardär aus dem Rheinland, der sich trotz beeindruckender Zahlen als „Mittelständler“ sieht, der nun seine dank Payback und Co. bestens erforschten Kundenbedürfnisse monetarisieren will. Und dass die Kundenbindung auch emotional funktioniert, hat Fressnapf ebenfalls erforscht. Nach Amazon und den Drogeriemarktketten DM und Rossmann ist die emotionale Bindung zu Fressnapf eine der engsten. 1,2 Millionen Euro sammelte Fressnapf von seinen Kunden für den Tierschutz ein – ein Vertrauensbeweis. „Unsere Kunden sollen unsere Fans werden“, so formuliert es Geschäftsführer Folkert Schultz.
Diese Fantreue will Fressnapf nun ins digitale Zeitalter übertragen. Dass Toeller als Vergleichsgrößen Facebook, Google, AirBnB, Uber und Netflix bemüht, zeigt: Er denkt digital und global. Wie tröstlich, dass Schultz an diesem Tag verlauten lässt: „Es wird auch in sieben Jahren noch stationäre Läden geben. Vor allem brauchen unsere Kunden die als Inspiration, als Ort für das Einkaufserlebnis und die persönliche Beratung.“
Der Heimtiermarkt ist riesig: Fast fünf Milliarden Euro geben die deutschen Verbraucher im Jahr für Heimtierbedarf aus. Große Ketten wie Fressnapf oder Futterhaus und Online-Anbieter wie Zooplus sichern sich dabei einen immer größeren Anteil des Marktes.
„Das Wachstum der Heimtier-Branche wird durch den Wettbewerbs- und Margendruck auf allen Kanälen deutlich herausfordernder“, betonte Toeller bei der Vorstellung der Jahreszahlen. Dennoch sei es Fressnapf gelungen, auch 2018 seine Marktanteile im stationären Geschäft in Deutschland auszuweiten - nicht zuletzt auf Kosten des Lebensmittelhandels.
Online-Handel ist größter Wachstumstreiber
Die über 1500 Filialen in Europa lieferten auch 2018 den Löwenanteil der Umsätze. Eine wichtige Rolle spielen bei den Wachstumsplänen die Eigenmarken, die Fressnapf sehr erfolgreich neben den etablierten Markenprodukten anbietet. Auf sie entfallen inzwischen mehr als die Hälfte der Verkäufe. Bei den Eigenmarken stoße Fressnapf zwar im Futterbereich allmählich an Grenzen, im Geschäft mit Tierzubehör wie Näpfen und Spielzeugen gebe es aber noch Wachstumspotenzial, prognostizierte der Firmenchef.
Der Wettbewerber Futterhaus wuchs 2018 sogar noch etwas stärker als Fressnapf und steigerte seine Umsätze um 6,7 Prozent auf knapp 368 Millionen Euro.