Bad Neuenahr. . Die evangelische Kirche im Rheinland will neue Gemeindeformen erproben. Bis zu fünf Pfarrstellen und jährlich 500.000 Euro sind dafür vorgesehen.

Präses Manfred Rekowski hat die Protestanten im Rheinland zu Neugier und Mut aufgerufen. „Eine veränderungsbereite Kirche hält nicht unbedingt am Bestehenden fest, sie wagt auch Schritte hinaus ins Unbekannte“, sagte Rekowski am Montag auf der Synode der Rheinischen Landeskirche in Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz). Mit mehr als 2,5 Millionen Protestanten zwischen Kleve und Saarbrücken ist die Rheinische Kirche die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland.

Mut zur Veränderung ist ein großes Thema auf der bis Freitag tagenden Synode. Nicht nur die Zahl (der immer älteren) Kirchenmitglieder sinkt, auch die der Gottesdienstbesucher. 2017 hatten im Schnitt 2,4% der Kirchenmitglieder die Gottesdienste besucht, für 2018 liegen noch keine Daten vor. Erwartet wird aber eine Quote von etwa 2,1%. Bei der Landessynode beraten die 206 Delegierten aus 37 Kirchenkreisen über Möglichkeiten, die Jugend stärker einzubinden, erstmals war eine Jugendsynode vorgeschaltet (die NRZ berichtete); es geht aber auch um die Erprobung neuer Gemeindeformen.

Ein Ladenlokal als Begegnungsraum

Bis zu fünf Pfarrstellen und jährlich jeweils 500.000 Euro sollen dafür durch die Landeskirche in den nächsten zehn Jahren bereitgestellt werden. Kreativität ist ausdrücklich erwünscht. Ein Beispiel kommt aus Köln. Dort haben Christen ein Ladenlokal angemietet, um einen Begegnungsraum zu schaffen – eine Art „Wohnzimmerkirche“. Denkbar sei aber auch, so heißt es, eine Art „Familienkirche“ auf Zeit, bei der sich junge Familien treffen, um Gottesdienste speziell mit ihren kleinen Kindern zu feiern. „Das Wort Gottes ist zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlicher Weise verkündet worden. Es hat immer wieder überraschend Kraft entfaltet“, betonte Landesbischof Rekowski.

Neue Perspektiven sieht der Präses durch die ökumenische Nutzung von Gebäuden, für die es mittlerweile einige Beispiele gibt – etwa aus Mettmann-Metzkausen, wo aus einer katholischen Kirche ein ökumenisches Gemeindezentrum wurde oder in Wuppertal, wo Evangelische Studierenden- und Katholische Hochschulgemeinde unter einem Dach eng kooperieren. „Hier geht es um sehr viel mehr als um eine intelligente Nutzung von Gebäuden, hier entstehen ökumenische Wohngemeinschaften“, meinte Rekowski.

Anbau an bestehendes Gemeindezentrum geplant

In den Essener Stadtteilen Borbeck und Vogelheim ist im Oktober eine katholische Gemeinde in ein evangelisches Gemeindezentrum gezogen. Aktuell bahne sich in Essen ein weiteres Projekt an, berichtet Markus Schaefer, Ökumene-Dezernent im Landeskirchenamt, im Gespräch mit der NRZ. Ebenso in Krefeld-Gartenstadt: „Da sind wir gerade dabei, die Verträge zu fertigen.“ In Aachen will eine katholische Gemeinde an ein bestehendes evangelisches Gemeindezentrum einen Gottesdienstraum anbauen. Im Ergebnis gäbe es dann in der Mitte einen gemeinsamen Raum und an den Seiten jeweils einen Flügel für Protestanten und Katholiken.

>>>ERSTE ÜBERLEGUNGEN FÜR KIRCHENTAG IM RHEINLAND

„Ich wünsche mir für meine Kirche und besonders auch für den kommenden Kirchentag in Dortmund, dass unser christliches Vertrauen ein

07.01.2019, Rheinland-Pfalz, Bad Neuenahr-Ahrweiler: Der Journalist Hans Leyendecker, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2019, sprach ein Grußwort in Bad Neuenahr.
07.01.2019, Rheinland-Pfalz, Bad Neuenahr-Ahrweiler: Der Journalist Hans Leyendecker, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2019, sprach ein Grußwort in Bad Neuenahr. © dpa

Gegengift sein kann gegen das Gift des Misstrauens, das unsere Gesellschaft zu zersetzen droht“ – Hans Leyendecker, Journalist und Präsident des nächsten Kirchentages in Dortmund (19. bis 23. Juni), sprach gestern ein Grußwort bei der Rheinischen Landessynode.

Erste Überlegungen für die Ausrichtung eines Kirchentages gibt es auch im Rheinland, wie Präses Rekowski berichtete. Die Landeskirchenleitung prüfe diese „Idee“ derzeit, ein möglicher Termin ist noch nicht in Sicht. Rekowski: Sollte die Idee Fahrt aufnehmen, werde sich eine der nächsten Landessynoden mit der