Schermbeck. . Landesamtsvertreter informierten im Café Holtkamp über das Thema. Besonders Angst haben die Bürger um ihre Kinder und Tiere.

Seit Montag ist es offiziell: Der Niederrhein ist Wolfsregion. Nach 180 Jahren hat sich in der Nähe von Schermbeck, genauer gesagt in dessen Ortsteil Gahlen, eine Wölfin niedergelassen. Zu diesem Anlass veranstaltete das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in Nordrhein-Westfalen eine Versammlung, um die Bürger rund um das Thema Wolf zu informieren.

„Wir freuen uns über so viele interessierte Besucher“, sagt Wilhelm Deitermann, Moderator des Abends. Weit über die vermuteten 150 Gäste waren zu der Veranstaltung im Café Holtkamp gekommen. „Wir müssen die Türen jetzt leider schließen, sonst wird es zu voll in diesem Raum“, sagt LANUV-Präsident Thomas Delschen, bevor er mit seinem Vortrag über die Geschichte des Wolfes in NRW beginnt.

Viele Zwischenrufe

Zwischenrufe, wie „Wir waren froh, als er vor 180 Jahren ausgerottet wurde“ und „Ja, noch ist kein Rudel da. Das wird doch aber nicht mehr lange dauern“ oder „Wir brauchen den Wolf hier nicht“ bleiben nicht die einzigen an diesem Abend. Die Stimmung im großen Saal des Cafés ist hitzig. Meinungen von Tierschützern und Wolfsgegnern prallen im Laufe der Veranstaltung immer stärker aufeinander.

Kommentare von LANUV-Sprechern und Landesvertretern werden von den Bürgern oft belächelt, Anmerkungen aus dem Publikum beklatscht. Gerade bei Fragen zu den Fördermittelrichtlinien, zum Wolfsverhalten und dem Schutz der Kinder, die im Wald spielen, diskutieren die einzelnen Parteien harsch miteinander.

Lärm machen

Vor allem bei einer Erzieherin eines Waldkindergartens in Raesfeld wird die Angst um die Kinder deutlich, als sie nach der Gefahr für Menschen fragt. „Der Wolf ist ein scheues Tier. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass man ihm im Wald begegnet. Wenn doch, sollten Verhaltensweisen mit den Kindern trainiert werden, die im Fall einer Wolfssichtung schützen. Lärm machen ist immer gut“, sagt Matthias Kaiser, LANUV-Artenschutzbeauftragter.

Für die Fragestellerin und den Rest des Publikums scheinbar keine zufriedenstellende Antwort. Gelächter bricht auf Seiten der Bürgerschaft aus, die Erzieherin sagt: „Für mich wurde die Frage nicht ausreichend beantwortet.“ Dieser Satz fällt öfter während des Abends, gerade wenn Tierhalter ihre Angst äußern. „Fördermittel, mit denen wir Zäune kaufen können, sind ja schön und gut. Wenn der Wolf aber einmal lernt, wie er über den Zaun kommt, bringt das auch nichts mehr“, sagt Schäferin Sabine Hülser.

Angst um die Tiere

Sie ist extra aus Witten angereist, um sich über das Wolfsgebiet zu informieren. Hülser hat Angst, dass sich das Tier irgendwann auch in die Städte traut. „Ich habe Alpakas, um Menschen mit Demenz zu therapieren. Um die Tiere habe ich ziemlich Angst“, sagt auch Simone Lorei aus Schermbeck.

Im Gegensatz dazu heißen jedoch auch viele der Anwesenden die Wölfin willkommen. „Ich finde es total gut. Die Tiere gehören zur Natur“, sagt Sandra Wenzel aus Dinslaken. Der Schermbecker Karl Göderz pflichtet ihr bei: „Ich freue mich, dass so eine fantastische Kreatur nun auch in unseren Wäldern ansässig ist. Trotzdem müssen wir in nächster Zeit, gerade bei einem Waldspaziergang, höllisch aufpassen.“