Elten/Kleve. . Im Mordprozess erläuterte ein Mediziner, woran das Opfer aus Elten letztendlich starb. Summe der Verletzungen unterstreicht die Grausamkeit.

Wie lange dauerte das Martyrium des Mordopfers in seinem Haus in Elten? Wann sorgte die Gnade der Bewusstlosigkeit dafür, dass der 77 Jahre alte Tankstellenpächter und Kirchenorganist die Abfolge von Schlägen, Hieben und Stichen, die er erhielt, nicht mehr wahrnehmen konnte?

Mit diesen Fragen beschäftigte sich am Montag die 4. große Strafkammer (Schwurgericht) des Landgerichts Kleve, die die Mordanklage gegen den Dachdecker aus Kleve verhandelte. Ihm droht eine lebenslange Gefängnisstrafe, nachdem der psychiatrische Sachverständige Dr. Jack Kreutz am vorigen Verhandlungstag keine krankhafte Störung hatte erkennen können.

Nahezu jeder Knochen gebrochen

Der Angeklagte selbst hat seit Prozessbeginn noch kein einziges Wort gesprochen. Allerdings hatte das Gericht die Videorekonstruktion des Tatgeschehens vorgeführt, in der der 25-Jährige in Begleitung von Polizeibeamten durch das Haus lief und vor der Kamera erläuterte, wo es zu welchen Gewaltakten gegen das Opfer gekommen sei. Von irgendwelcher Gegenwehr war in dem Film nicht die Rede, eindrücklich schilderte der Klever hingegen die Eskalation der Gewaltakte bis hin zum Feuerlöscher, den er mehrmals auf den Kopf des am Boden liegenden Opfers rammte.

Diese Verletzungen konnte der Gerichtsmediziner Dr. Peter Gabriel aus Duisburg nachvollziehen. Der Kammer erläuterte er, dass im Bereich des Hirnschädels fünf oder sogar sechs Bruchverletzungen dadurch zu erklären sind, dass mit der Kante des Feuerlöschers gegen den Kopf geschlagen worden sei. Der Tod, so Gabriel, sei jedoch nicht augenblicklich eingetreten.

Verletzungen durch Treppenstur

„Erst eine Kombination von Verletzungen hat den Tod verursacht.“ Gabriel führte den massiven Blutverlust an, darüber hinaus die Gehirnschwellung, die durch die massive stumpfe Gewalteinwirkung ausgelöst wurde, sowie große Mengen Bluts, die das Opfer eingeatmet hat.

Am Kopf des 77-Jährigen war nahezu jeder Knochen gebrochen – neun mal das Schädeldach und der Gesichtsschädel, dazu Wangenknochen, Augenhöhle, Nasenbein. Zum Teil waren dafür nach Auffassung des Gutachters Schläge mit der Faust oder der Handkante verantwortlich, zum Teil die Attacke mit dem fünf Kilogramm schweren Feuerlöscher.

Weitere Gewalteinwirkung auf den Körper von Robert C. führte zum Abbruch beider Kehlkopfoberhörner (möglicherweise infolge eines Handkantenschlages), zum Bruch eines Brustwirbels sowie zu einem Rippenreihenbruch. Diese Verletzungen sind dem Gutachter zufolge durch den Treppensturz zu erklären.

Typische Abwehrverletzung

Darüber hinaus wies die Leiche auch mehrere Stich- und Schnittverletzungen auf, eine rührte offenbar daher, dass der Täter versuchte, seinem Opfer die Kehle durchzuschneiden. Doch diese Verletzung war nur oberflächlich. Ein Messerstich durchschlug die Wange, ein weiterer den linken Handrücken.

Die Stichwunde an der Hand bezeichnete der Mediziner als „typische Abwehrverletzung“. In der Videorekonstruktion sagte K., dass er die Messer erst geholt habe, nachdem er den alten Mann gefesselt die Kellertreppe hinunter geworfen habe. Das würde bedeuten, dass der Eltener sein Leiden noch sehr lange mehr oder minder bewusst miterlebt hat.

Der Prozess wird am 12. Juli um 10 Uhr mit den Plädoyers fortgesetzt.