Elten/Kleve. . Zweiter Prozesstag im Eltener Mordfall: Sieben Zeugen sagten vor dem Klever Landgericht aus. Auch der Adoptivsohn, der die Polizei alarmierte.

Am zweiten Prozesstag im Fall des Eltener Mordes im Dezember 2017 sagten sieben Zeugen am Montag vor dem Klever Landgericht aus. Angeklagt ist wie berichtet ein 25-jähriger Klever, der den Mord an einem 77-Jährigen in dessen Haus zwar bei der Polizei schon gestanden hat, aber vor Gericht weiterhin schweigt.

Der erste, dem aufgefallen war, dass mit dem Opfer aus Elten etwas passiert sein könnte, war ein Auszubildender der Tankstelle, die der Eltener verpachtete. Der 77-Jährige war sein Ausbilder, war aber am Tag nach der Tat nicht wie gewohnt morgens zur Tankstelle gekommen. Wie der Azubi vor Gericht berichtete, fuhr er besorgt zum Haus des Opfers. Schon an der Haustür entdeckte er Blutspuren. Darauf hin verständigte er den Adoptivsohn des 77-Jähirgen.

Er hörte das Wasser plätschern

Auch dieser sagte am Montag vor dem Landgericht aus. Nachdem der Azubi sich bei ihm gemeldet hatte, fuhr er selbst zu dem Haus in Elten: „Ich hatte schon im Hauseingang ein komisches Gefühl. Ich wusste, da stimmt was nicht.“ Nachdem er dann die Tür geöffnet hatte, hörte er Wasser plätschern und sah den überschwemmten Flur. Wie berichtet hatte der Täter das Wasser aufgedreht. Der Adoptivsohn verließ sofort das Haus und alarmierte die Polizei. Diese entdeckte dann den verbluteten 77-Jährigen.

Der Adoptivsohn sprach auch über den persönlichen Verlust. Die Tat habe eine große Lücke hinterlassen: „Er fehlt“, sagte der Zeuge, der seinen Adoptivvater als agilen, hilfsbereiten Menschen umschrieb.

Ein Polizist sprach über die Auffindsituation

Auch ein Polizist sagte als zeuge aus und sprach über die Auffindsituation: „Das Opfer lag vornübergebeugt gegen eine Wand, neben ihm ein Feuerlöscher.“ Mit dem Feuerlöscher soll der Angeklagte neunmal auf den Kopf des Opfers eingeschlagen haben.

In den Zeugenstand wurde auch die langjährige Lebensgefährtin des angeklagten Klevers gebeten. Sie hatte sich zwei Monate vor der Tat von dem 25-Jährigen getrennt, weil sie sich auseinandergelebt hatten. Gewalt durch ihren Ex habe sie in der etwa fünf Jahre andauernden Beziehung nicht erfahren. Jegliche Mordfantasien oder sogar Mordpläne seien nie ein Thema gewesen.

Sein Umfeld ahnte nichts

Seit der neunten Klasse mit dem Angeklagten befreundet ist ein 25-jähriger Zeuge aus Bedburg-Hau. Auch er habe seinen Freund selbst nie gewalttätig erlebt: „Ich habe gehört, dass er sich ab und zu mal geprügelt hat, aber selbst erlebt habe ich das nie.“ Vielmehr sei der Umgang mit ihm problemlos verlaufen. Auch sein Leben schien er im Griff zu haben, meinte der Zeuge.

Per Chat hatte der Angeklagte seinem Freund geschrieben, dass er „Leben zerstört“ habe und auch selbst nicht mehr lange da sein werde. Eine Nachricht, die den Bedburg-Hauer völlig überraschend erreichte. Richter Jürgen Ruby wollte wissen, ob er dem Angeklagten so etwas zugetraut habe. Der Zeuge dachte eine Weile nach: „Eigentlich nicht, so wie ich ihn kannte.“ Er räumte jedoch ein, dass der Klever manchmal etwas forsch gesprochen habe.

Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt

Somit verlief der zweite Verhandlungstag längst nicht so beklemmend, wie der erste Tag, an dem ein Video gezeigt wurde, das in den Tagen nach der Festnahme entstanden war. Hier spielte der Angeklagte, ein gelernter Dachdecker, der Polizei vor, wie die Tat verlaufen war. Auch sind Blutspritzer überall im Haus im Video zu sehen. Den Ermittlern hatte er die Tat sehr detailliert geschildert.

Angeklagter und Opfer hatten sich im Netz kennengelernt. Sie tauschten Nachrichten mit sexuellen Inhalten aus. Als bei dem Dachdecker das Geld für seinen ausufernden Drogenkonsum knapp wurde, verabredete er sich mit dem Opfer, das von einem sexuellen Treffen ausging. Der 25-Jährige gibt zu, den 77-Jährigen brutal ermordet zu haben. Mit 350 Euro Beute verließ er den Tatort. Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt.